Berlin. Carlos Tavares formte das Konglomerat Stellantis. Sein Rücktritt überrascht, die Aktie fällt. Beschäftigte sorgen sich um ihre Jobs.

Es ist ein Paukenschlag für den Mutterkonzern von Opel: Carlos Tavares, Chef des Konglomerats Stellantis, ist überraschend zurückgetreten. Eigentlich war der Abgang von Tavares erst für Anfang 2026. Nun soll ein Nachfolger schon in der ersten Jahreshälfte 2025 ernannt werden. Bis dahin wird ein Führungskomitee unter Verwaltungsratschef John Elkann gebildet.

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    Die plötzliche Trennung vom portugiesischen Topmanager, der Stellantis Formung zum Autoriesen durch die Megafusion von PSA und Fiat Chrysler im Jahr 2021 geführt hatte, sorgt für Wirbel und lässt die Aktien in die Tiefe rauschen. Die Titel brachen in Mailand in der Spitze um knapp neun Prozent auf bis zu 11,42 Euro ein, das ist der tiefste Stand seit Juli 2022. Die Zukunft des Autobauers ist ungewiss.

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    Stellantis-Chef Tavares tritt zurück: Vor allem das US-Geschäft läuft schlecht

    Tavares hatte Stellantis eine Fitnesskur verordnet, die die Rendite des Konzerns eigentlich auf zweistellige Prozentsätze hätte heben sollen, ist damit jedoch gescheitert. Erst Ende September musste der Manager den Gewinnausblick für 2024 senken. Auf dem nordamerikanischen Markt macht der Autobauer mit großen SUVs und Pick-ups üblicherweise den Löwenanteil seines Gewinns.

    Derzeit aber stehen zu viele unverkaufte Autos bei den Händlern auf dem Hof, was die Verkaufspreise schmälert. Und auch in anderen Ländern ist die Lage auf den Automärkten insgesamt trüb. „Tavares ist über die sehr schlechten US-Verkäufe gestützt und darüber, dass China nicht ins Laufen kam“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer unserer Redaktion. 2020 hatte Stellantis in den USA 1,8 Millionen Autos verkauft – rund 600.000 weniger als dieses Jahr.

    „Tavares hatte es nicht geschafft, mit seinem Team die richtigen Autos für USA auf den Markt zu bringen. Und die Lage spitzt sich dort weiter zu“, ordnete der Direktor des Bochumer Center Automotive Research (CAR) ein und verwies auf den US-Marktanteil, der binnen vier Jahren von 12 auf 8 Prozent gesunken sei. In Europa sei Stellantis mit den Marken Opel, Peugeot, Citroen, Fiat und Alfa Romeo dagegen wettbewerbsfähig.

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    Autoindustrie: Große Sorgen in Italien

    Doch gerade in Italien, der Heimat von Fiat und Alfa Romeo, sorgt der Abgang für Sorgen – obwohl Verwaltungsratschef John Elkann Fiat-Erbe ist. Es wird befürchtet, dass italienische Produktionswerke schließen könnten.

    Die Beziehungen zwischen der italienischen Regierung und Stellantis sind seit Monaten angespannt. Elkann hat sich im Oktober mit seinem Beschluss, vor dem Parlament in Rom nicht über die Pläne seiner Unternehmen zur Autoproduktion in Italien zu berichten, viel Kritik eingehandelt. Premierministerin Giorgia Meloni hatte ihm Respektlosigkeit gegenüber dem Parlament vorgeworfen.

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    Rund 70.000 Jobs sind in Italien laut Gewerkschaften wegen des Aus für die Verwendung von Verbrennungsmotoren in Neuwagen ab 2035 gefährdet. Die Autoindustrie in Italien, die immer noch weitgehend auf die traditionelle Verbrennertechnologie ausgerichtet ist, beschäftigt laut Branchenverband Anfia direkt oder indirekt mehr als 270.000 Menschen und erwirtschaftet mehr als 5 Prozent des italienischen Bruttoinlandprodukts (BIP). Die Verkäufe vollelektrischer Autos in Italien sind den Angaben zufolge im vergangenen Jahr um 27 Prozent gesunken und machten nur 3,7 Prozent der gesamten Neuzulassungen aus.