San Francisco. Zwei Firmen aus Taiwan und Aachen entwickeln eine Keramikbatterie mit kürzester Ladedauer. Die Technik ist marktreif, der Preis noch nicht.

Eine Firma aus Taiwan will 2027 eine Batterie auf den Markt bringen, die Elektroautos deutlich aufwertet. Sie wird in fünf Minuten von fünf auf 60 Prozent aufgeladen. Dies würde einem Fahrer ermöglichen, im Durchschnitt 300 Kilometer zurückzulegen. Von Vorteil wäre es gerade auf langen Strecken – bisher eine Schwäche von E-Autos.

Die technische Lösung steht weitgehend außer Frage. Der TÜV Rheinland hat die Technologie zertifiziert und die Leistungsdaten bestätigt. Schon eher stellt sich die Frage, ob sie wirtschaftlich ist; preisgünstiger als die gängigen Lithium-Ionen-Zellen.

Der Hersteller ProLogium forciert das Projekt. Er hat

  • die Batterie auf der Pariser Automesse Mitte Oktober vorgestellt;
  • 8.000 Musterzellen weltweit an Automobilfirmen geliefert;
  • den Bau einer Fabrik im französischen Dünkirchen vorangetrieben.

Die Innovation: Keramikbatterien

Die Taiwanesen arbeiten mit einer deutschen Firma zusammen: FEV aus Aachen. Von ProLogium kommen die Zellen und von FEV die Batteriesysteme. Im Umfeld der Hochschule hat sich Aachen zu einem Batterie-Forschungszentrum entwickelt.

Elektroautos fahren mit Lithiumbatterien. Die negativ geladene Elektrode einer solchen Batterie besteht aus Materialien auf Kohlenstoffbasis, meist Graphit. Die Taiwanesen setzten stattdessen auf eine Anode aus einem Siliziumwerkstoff, im Ergebnis: Keramik.

Geringere Brandgefahr

Sie hat eine zehnfach höhere Kapazitätsdichte und eine größere Energiedichte als bisherige Batterien. So erklären sich kürzere Ladezeiten und größere Reichweite: In fünf Minuten von fünf auf 60 Prozent, nach weiteren 3,5 Minuten beträgt die Kapazität 80 Prozent.

Zum Vergleich. Im August hat der ADAC bei 20 Autos das Schnellladen auf 80 Prozent getestet. Bei einer Ladezeit von 20 Minuten kam er auf klar niedrigere Leistungswerte.

Vorteil bei der Wartung

Wie der Kommunikationschef von FEV, Ulrich Andree, gegenüber unserer Redaktion erläuterte, hat die Keramikbatterie weitere Vorteile. Erstens, sie ist flach und leichter. Das heißt: Gleiche Leistung bei kleineren Batterien. Dadurch gewinnt man Platz. Oder: Mehr Leistung bei gleicher Größe. Gerade für Kleinwagen und Hybridfahrzeuge ein Riesenplus.

Zweitens, die Batterie brennt nicht. Drittens: Weil sie modular aufgebaut ist, muss bei einem Schaden nicht das ganze Batteriepaket ausgetauscht werden – nur einzelne Zell(Gruppen). Das sollte Service, Wartung und Reparatur deutlich einfacher machen.

Autos müssen auf der langen Strecke taugen

Die Nachfrage nach Elektroautos stagniert. Im Oktober war ihr Verkauf in Deutschland sogar rückläufig. Das hat viele Gründe, die Ladezeiten gehören dazu. Je kürzer sie sind, desto langstreckentauglicher ist das Auto. Gerade in Deutschland mit seinem großen Autobahnnetz und anspruchsvollen Autokunden zählt das Argument.

Hinzu kommt: Je kürzer die Ladezeit, desto schneller kann ein Fahrer die Ladestation verlassen. Es würde das Netz an Schnellladestationen, in Deutschland eher unterdimensioniert, entlasten.

Das Konzept „kleine Batterie“ hat aber nur eine Zukunft, wenn es sich rechnet. Andree räumt ein, die Marktpreise für die Technologie seien „noch relativ hoch“. Die Gründe dafür seien die komplexe Herstellung und die begrenzten Produktionskapazitäten.

Für den breiten Einsatz muss die Technologie wirtschaftlich sein. Stückkosten sinken, wenn die Produktion steigt und in automatisierte Fertigungslinien investiert wird. Wie wettbewerbsfähig kann die Keramikbatterie sein? Selbstbewusst sagt Vincent Yang, der ProLogium 2006 gegründet hat: „Unser Ziel ist es, den Markt grundlegend zu verändern.“

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