Washington. Die reichsten Männer der Welt liefern sich ein Duell um Einfluss und Aufträge für die Raumfahrt. Der neue Präsident sieht genüsslich zu.
Zusammen besitzen sie privat 550 Milliarden Dollar. Aber sie kabbeln sich wie kleine Jungs im Sandkasten, die sich nicht einigen können, wer das größere Schüppchen hat. Elon Musk und Jeff Bezos spielen das „Highlander”-Spiel – es kann nur einen geben – schon seit Jahren. Seit Donald Trump auf dem Rückweg ins Weiße Haus ist, hat die Rivalität neue Formen angenommen.
Es geht um Prestige und Milliarden-Aufträge der öffentlichen Hand. Der Tesla-und-SpaceX-Boss, extrovertiert und ständig wie auf Speed, hat dem Amazon-Gründer, still und bis in die Augenpartien schläfrig, neulich auf seinem Quassel-Portal X mit Anlauf vors Schienbein getreten.
„Ich habe heute Abend in Mar-a-Lago erfahren, dass Jeff Bezos allen erzählt hat, dass @realDonaldTrump mit Sicherheit verlieren würde, also sollten sie alle ihre Aktien von Tesla und SpaceX verkaufen”, schrieb Musk, der seine Kommunikations-Plattform inflationär für Sticheleien und Provokationen in eigener Sache nutzt.
Just learned tonight at Mar-a-Lago that Jeff Bezos was telling everyone that @realDonaldTrump would lose for sure, so they should sell all their Tesla and SpaceX stock 🤭
— Elon Musk (@elonmusk) 21. November 2024
Bezos erwiderte sofort: „Nein. 100 % nicht wahr.“ Worauf Musk (ergänzt mit einem Tränen lachenden Emoji) nachlegte: „Nun, dann nehme ich alles zurück.“
Musks und Bezos Weltraumfirmen konkurrieren um Regierungsaufträge
Das kurze digitale Rede-Duell könnte man getrost unter Sonstiges abhaken, wenn nicht massive wirtschaftliche Interessen dahinter stünden. Zwei Titanen wollen ihre Imperien befestigen beziehungsweise ausbauen.
SpaceX (Musk) und Blue Origin (Bezos), die beiden Raketenbau- und Weltraum-Erkundungsunternehmen, konkurrieren regelmäßig um Regierungsaufträge und waren bereits in der Vergangenheit in Klagen über Beschaffungspraktiken der staatlichen Weltraum-Agentur Nasa verwickelt.
Bezos verlor schon einmal gegen SpaceX vor Gericht
2021 zog Bezos die Nasa wegen der Vergabe eines Mondlandefähren-Vertrags an SpaceX vor Gericht, aber er verlor. Im vergangenen Sommer versuchte der vom Versandhandel-Krösus zum Privatier/Lebemann mutierte Bezos bei der Luftaufsichtsbehörde FAA zu erreichen, dass Musks Starship-Raketen nicht mehr so oft starten dürfen; dabei machte er Umweltbedenken gelten. Musk ging darüber hoch wie eine Rakete und verspottete Bezos Firma als „Sue Origin“ (Klage-Ursache).
Nach Ansicht von Analysten geht der Zwist auf die Tatsache zurück, dass Bezos Raumfahrt-Projekte Jahre hinter dem Zeitplan von SpaceX zurückliegen. Musks Unternehmen hat allein im vergangenen Jahr 100 Starts durchgeführt und dabei Tausende seiner Starlink-Internet-Satelliten in den Himmel gebracht.
Es geht um Aufträge in Höhe von sechs Milliarden Dollar
Blue Origin, vor fast 25 Jahren gegründet, hat dagegen noch nie eine Umlaufbahn erreicht oder eine nationale Sicherheitsmission ausgerichtet. Auch hat Bezos den wiederverwendbaren Raketen-Boostern von Musk, die die Kosten für Raumflüge nachhaltig senken, nicht wirklich etwas entgegenzusetzen.
Bezos Unternehmen konkurriert mit SpaceX und um Verträge des US-Verteidigungsministeriums im Volumen von fast sechs Milliarden US-Dollar in den kommenden fünf Jahren.
Elon Musk ist zum Vertrauten von Trump geworden
Bei solchen Rahmenbedingungen kommt es darauf an, wer eine kurze Leitung ins Weiße Haus hat und wer nicht. Hier ist Musk, der sich spätestens seit dem Attentat auf Trump im Sommer mit Haut und Haaren und 200 Millionen Dollar Wahlkampfhilfe dem Rechtspopulisten verschrieben hat, im Vorteil.
Nicht nur hat Trump den reichsten Mann der Welt vor wenigen Tagen ins texanische Boca China begleitet, um dem Start einer Starship-Rakete von SpaceX beizuwohnen. Trump hat Musk auch zu einer Art „First Buddy” gemacht, der bei Kabinetts-Entscheidungen mitreden durfte und künftig mit dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Vivek Ramaswamy zusammen eine Stabsstelle leiten darf, die Spar-Vorschläge im defizitären Bundeshaushalt in Billionen-Höhe vorlegen soll.
Zwischen Trump und Bezos kriselt es
Jeff Bezos ist Lichtjahre vom „inner circle” Trumps entfernt; auch wenn er dem designierten 47. Präsidenten „zu einem „außergewöhnlichen politischen Comeback und einem entscheidenden Sieg“ gratulierte (übrigens auf „X”) und dem künftigen Präsidenten viel Erfolg dabei wünschte, „das Amerika, das wir alle lieben, zu führen und zu vereinen“.
Zwischen den Männern kriselt es vor allem, weil Bezos Eigentümer der „Washington Post” ist. Das Hauptstadt-Blatt nimmt Trump wie andere Leitmedien auch seit Jahren kontinuierlich hart ran, worüber sich Trump bis heute beschwert und eine Entschuldigung erwartet.
Bezos untersagte der „Washington Post“ eine Wahlempfehlung für Kamala Harris
In der Vergangenheit äußerte sich Trump abfällig über Amazon, das er als Monopol bezeichnete. Im Gegenzug verdächtigte Amazon Trump, während seiner ersten Präsidentschaft dafür gesorgt zu haben, dass Amazon bei der Ausschreibung eines zehn Milliarden Dollar schweren Cloud-Computing-Auftrags des Verteidigungsministeriums leer ausging.
Bezos trug der heiklen Situation Rechnung, indem er seinen Redakteuren bei der „Post” untersagte, vor der Präsidentschaftswahl am 5. November die traditionsreiche Wahl-Empfehlung zu veröffentlichen; sie wäre für Kamala Harris ausgegangen.
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Musk nimmt Bezos Lebenswandel aufs Korn
Das reicht offenbar nicht. Hintergrund: Andy Jassy, der 2021 die Nachfolge von Bezos an der Spitze von Amazon antrat, wurde im August von Trump in einem Telefonat mit der Aufforderung konfrontiert, für seinen Wiederwahlkampf zu spenden. Das sei im besten Interesse von Amazon, falls er gewinnen sollte. Jassy, heißt es, sei dem nicht gefolgt.
Im Moment hat Musk im Kräftespiel klar die Oberhand. Er kann es sich leisten wie schon 2021 Bezos` schillernden Lebenswandel, in dem häufige Standort-Wechsel und Luxus-Yachten vorkommen, aufs Korn zu nehmen. Damals sagte er über den Rivalen: „Er sollte mehr Zeit bei Blue Origin und weniger Zeit im Whirlpool verbringen.”
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