Rom. Italien und Wein gehören einfach zusammen. Doch die Produktion ist eine Männerdomäne. Das könnte sich ändern – durch die „Frauen des Weins“.
Seit 8000 Jahren ist die Weinproduktion hauptsächlich eine Männerdomäne. Doch in den letzten Jahren hat sich im Weinland Italien vieles geändert. Immer mehr Frauen sind als Weinproduzentinnen, Önologinnen und Sommelières aktiv.
Mit Veranstaltungen, Verkostungen und Events in den Weinkellereien und Restaurants der Weinregionen Italiens wollen sich die im Verband „Donne del vino“ (Frauen des Weins) vereinten Weinproduzentinnen profilieren. Der 1988 gegründete Verband zählt heute über 1000 Mitglieder aus allen Bereichen der Weinwelt, vom Weinberg über Keller, Küche und Kommunikation.
Italien gehört zu den wichtigsten Weinproduzenten Europas
„Es ist wichtig, dass Frauen in dieser Welt zusammenhalten, sich vernetzten, über ihre Probleme in der Berufswelt sprechen und sich gegenseitig unterstützen“, betont die Delegierte für Sizilien der Vereinigung, Roberta Urso, die als Marketingmanagerin für den Weinproduzenten „Cantina settesoli“ im sizilianischen Menfi tätig ist.
Viele Weinproduzentinnen blicken oft auf eine lange Familientradition zurück. „Meine Großmutter hatte einen Weinberg nahe der Stadt Marsala und mein Vater war Direktor in einer Genossenschaft von Weinproduzenten. Ich habe Wirtschaft studiert, doch ab einem gewissen Moment hat mich die Leidenschaft für den Weinsektor gepackt und ich habe den richtigen Job für mich gefunden“, erzählt die 55-jährige Urso. „Denn Wein ist nicht nur ein Wirtschaftssektor, er bedeutet auch Kultur, Tradition, Geschichte und Natur. Wo Wein produziert wird, wird die Umwelt respektiert und geschützt.“
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35 Prozent der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft sowie 28 Prozent der Inhaber von Landwirtschaftsunternehmen sind Frauen. Italien gehört zu den wichtigsten europäischen Weinproduzenten. 168.000 Hektar dienen der Weinerzeugung, circa 49 Millionen Hektoliter Wein werden hergestellt.
Weinproduzentinnen sollen sich enger vernetzen
Es sei besonders wichtig, über die oft beschränkten Grenzen der familiären Weinunternehmen hinauszuschauen. Schließlich sei dies keine leichte Phase für die italienische Weinproduktion. Die Konkurrenz aus dem Ausland sei stark, daher seien gemeinsame Marktauftritte besonders wichtig, meint Urso.
Präsidentin des Verbands „Donne del vino“ ist die Toskanerin Donatella Cinelli Colombini. Sie hat mit der ererbten Fattoria del Colle im Raum von Siena einen „Agriturismo“, einen Bauernhof mit Ferienwohnungen und Restaurant, gegründet, der zu den 100 besten Italiens erklärt wurde. Sowohl hier als auch auf ihrem zweiten Gut im 30 Kilometer entfernten Montalcino produziert die Winzerin Spitzenweine. Allen voran einen Brunello di Montalcino, der ausschließlich von Frauen hergestellt wird – der „Casato Prime Donne“.
Zu den Mitgliedern des Verbands zählt auch die Sizilianerin José Rallo, die mit ihrer Familie das sizilianische Weingut Donna Fugata führt. Die Familie Rallo ist seit dem Jahr 1851 im Weingeschäft in Marsala tätig und seit 1983 mit den eigenen Weingütern Donnafugata in Contessa Entellina und auf der Insel Pantelleria erfolgreich. Heute gehört das Weingut zu den größten Siziliens. Rallo ist überzeugt, dass sich die Weinproduzenten enger vernetzen und der Fragmentierung in der Produktion entgegenwirken müssen. Dies solle vor allem mit der Energie und der Kompetenz der Frauen erfolgen, davon ist die Unternehmerin überzeugt.
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