Berlin. Hohe Renditen, wenig Risiko: So klingen viele Investmentversprechen. Ein Experte sagt, was man vor der Geldanlage hinterfragen sollte.

Reich werden, finanziell sorgenfrei leben – und das am besten schon morgen. Wer im Internet unterwegs ist, kennt Finanztipps, die viel Geld versprechen. Was wirklich dran ist an Daytrading, Finfluencer-Coachings & Co. und welche Fragen man sich unbedingt stellen sollte, um windige Angebote zu entlarven.

Geld anlegen: Reich mit Himbeeren?

„Wir ernten Ihre Träume: 30 bis 60 Prozent Rendite mit Himbeeren“, verspricht ein Unternehmen mit dem Namen Riverfields auf der eigenen Website. Beworben wird die Anlagemöglichkeit als „historisch goldene Investmentmöglichkeit, die bisher nur Großkonzernen zugänglich war“. Den deutschen Kleinanleger, so verspricht es jedenfalls die Firma, die laut Impressum in Dubai sitzt, nimmt man dabei an die Hand. Ländereien, die Anleger für den Himbeeranbau erwerben würden, lägen entlang der „majestätischen“ Donau. Riverfields übernehme dann Bepflanzung, Bewirtschaftung und Verkauf.

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„Sämtliche mit dem Ernteprozess verbundenen Kosten werden von uns übernommen, und die Gesamterlöse werden gerecht zu gleichen Teilen aufgeteilt“, heißt es. So würde man als Investor direkt von den Verkaufserlösen profitieren, ohne sich um die organisatorischen Aspekte kümmern zu müssen. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Ist es wohl auch, sagt der Chefredakteur des Geldratgebers Finanztip Saidi Sulilatu dieser Redaktion.

Sulilatu sieht die Möglichkeit, dass man nicht wirklich Grund und Boden kauft, sondern dass sich dahinter eine komplizierte Wertpapierkonstruktion verbirgt. Denn so ließen sich tatsächliche Kosten viel besser verstecken. Riverfields jedenfalls nimmt zu Beginn eine fünfprozentige Gebühr zur Kaufabwicklung. Insgesamt beträgt die Anfangsinvestition mindestens 30.000 Euro. Doch auch die Alternative, dass mit dem Geld tatsächlich Land gekauft wird, mache es für Anleger nicht unbedingt attraktiver. „Wird man Landbesitzer, übernimmt man damit auch alle Pflichten und Risiken, die eben auch ein Landwirt hat“, erklärt er. Unklar seien zudem die Exit-Möglichkeiten, also die Frage, wie und ob man das Investment wieder verkaufen kann.

Den Vorsorge-Experten macht zudem der Firmensitz in Dubai stutzig. „Damit fällt die Firma nicht unter die deutschen oder europäischen Kapitalanlagerichtlinien“, erklärt Sulilatu. Auf der Internetseite finden sich dementsprechend auch keine Kundeninformationsblätter, die hierzulande beispielsweise bei Fonds verpflichtend sind. Sein Urteil ist daher klar: „Für die Altersvorsorge ist das nichts. Sondern nur für Leute, die sehr viel Geld für so eine Spekulation übrig haben.“ Riverfields ließ eine Anfrage dieser Redaktion bislang unbeantwortet.

Solar- und Windparks als Geldanlage

Eine Hügellandschaft mit einem Windrad im Nebel, die glitzernde Sonne auf den Paneelen eines Solarparks, hinzu kommt das Versprechen von „unendlichen Chancen“ – schon ist der Investmentcase klar. So jedenfalls wirbt der Anbieter Klimavest auf der eigenen Homepage um das Geld von Anlegern. Durch das Investment in Sachwerte wie Solar- und Windparks oder auch in andere Energiearten mache man sich „unabhängig vom Auf und Ab der Börse“, verspricht die Firma. Zugänglich machen will man das Anlegern, die mindestens 10.000 Euro investieren.

Solarenergie und Windenergie
Auch Investments in Solar- oder Windparks versprechen hohe Renditen. © picture alliance/dpa | Daniel Reinhardt

Lieber nicht, sagt dazu Finanztip-Chefredakteur Saidi Sulilatu. Grundsätzlich sollten Verbraucher auch hierbei genau hinschauen, in welcher Form sie ihr Geld anlegen. Zum Teil könne es sich sogar um geschlossene Beteiligungen handeln, das eigene Geld sei dann fest geparkt. Im Extremfall, zum Beispiel bei einer drohenden Insolvenz, könne das bedeuten, nochmal Geld nachschießen zu müssen. Auch versprochene Renditen seien keine Garantie.

„Bei solchen Investments wird ganz häufig mit dem ‚grünen Gewissen‘ der Leute gespielt. Man glaubt, das sei eine sichere Bank, weil wir aufgrund des Klimawandels ja ohnehin daraufsetzen“, sagt der Finanzfachmann. Unsicherheiten bleiben aber. Selbst, wenn ein Markt funktioniere, könne man nicht ausschließen, dass plötzlich Preise fallen. Als Beispiel dafür verweist Sulilatu auf den Boom deutscher Solarhersteller in den 2000er-Jahren. Nachdem die Chinesen groß in den Markt eingestiegen waren, fielen die Preise. In Deutschland gingen Firmen reihenweise insolvent. „Niemand kann heute sagen, was das nächste große Ding wird und was sich langfristig durchsetzt. Vielleicht sind in 20 Jahren Windräder bereits von einer anderen Technologie überholt worden.“ Wer in Nachhaltigkeit investieren will, sollte das stattdessen besser breit gestreut über entsprechende ETFs tun.

Mittelstandsanleihen: Kann man so Geld verdienen?

„Klar definierte Wachstumsstrategie“, „attraktive Verzinsung“ – nicht selten werben mittelständische Unternehmen mit Aussagen wie diesen um potenzielle Investoren. Ein Beispiel aus Deutschland dafür ist der Süßwarenhersteller Katjes. Privatanleger, die dem Unternehmen ihr Geld über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung stellen, sollen ihre Einlage mit 6,75 Prozent per annum verzinst bekommen. Los geht es ab 1000 Euro. Ähnliche Modelle sind durchaus verbreitet innerhalb des deutschen Mittelstands, aber durchaus riskant, sagt Saidi Sulilatu. Schließlich seien die häufig hohen Zinsversprechen keinesfalls sicher.

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„Sollte die jeweilige Firma in finanzielle Schwierigkeiten kommen, kann die Zinszahlung auch ganz ausfallen“, so der Experte. Grundsätzlich könne man solche Anleihen auch wieder abstoßen. Allerdings sei der Markt dafür in der Regel eher klein. Sollte die Firma in Schieflage sein, droht zudem bei Verkauf der Anleihe ein hoher Verlust. Anlegern empfiehlt er daher, sich nicht blenden zu lassen von hohen Zinsversprechen. Zudem gilt: Wer Renditen erzielen will, sollte das nicht über Zinsen tun. Tagesgeldkonten und auch Staatsanleihen seien innerhalb der persönlichen Vorsorgestrategie eher ein Sicherheitsbaustein. Hohe Renditen hingegen erzielt man laut Sulilatu mit Geduld und Aktien-ETFs.

Daytrading: Glücksspiel mit hohem Risiko

Wer es schafft, innerhalb eines Tages eine Aktie zu kaufen und dann vor Börsenschluss wieder mit Gewinn zu verkaufen, ist erfolgreicher Daytrader. Jedoch: Nur einem Bruchteil derer, die so etwas versuchen, gelingt das auch. Und: Das Risiko ist hoch, weil man häufig für hohe, mögliche Gewinne mit sogenannten Hebelprodukten arbeiten muss und die Gefahr besteht, eben doch nicht richtigzuliegen. „Daytrading ist reines Glück und die Chancen stehen gegen Dich, dass Du schlauer bist als der Markt. Also, bloß nicht mit großem Geld zocken“, sagt Finanztipp-Chefredakteur Saidi Sulilatu dazu.

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Daytrading – für Privatanleger eher nichts, um langfristig das eigene Geld zu vermehren. © Getty Images via AFP | SPENCER PLATT

Finfluencer-Coachings: Das steckt dahinter

„Folge mir – und ich mache dich reich“, versprechen sogenannte Finfluencer auf Social-Media-Plattformen. Hinzu kommen häufig kostenpflichtige Coaching-Angebote, wie zum Beispiel sogenannte Masterclasses, in die sich Verbraucher häufig für mehrere Tausende Euro einkaufen sollen. Eine Analyse der HHL Leipzig Graduate School of Management in Zusammenarbeit mit der Beratungsagentur Paradots erbrachte jüngst die Erkenntnis, dass nur die wenigsten dieser Finfluencer fachlich qualifiziert sind.

Auch Saidi Sulilatu rät zur Vorsicht bei teuren Finanzkursen. In den Großteil der beworbenen Programme lasse sich vorab nicht reinschauen, um zu prüfen, ob sie ihr Geld wirklich wert seien. Bei dem Bewerben der Masterclasses werde häufig mit Unsicherheiten und Emotionen gespielt. Einfangen lassen sollte man sich davon nicht. „Das allermeiste in Bezug auf Geldanlagen kann man sich selbst beibringen“, sagt Sulilatu. Als Faustregel empfiehlt er mit Blick auf die eigene Altersvorsorge 15 Prozent des monatlichen Nettos in einen Aktien-ETF zu investieren, der die weltweite Wirtschaft abbildet.