Berlin. Verbraucherschützer bekommen immer mehr Beschwerden über Online-Shops. So läuft die neue miese Betrugsmasche. Wie man sich davor schützt.

Die Betrüger auf Instagram, Facebook und Co. agieren immer dreister. Mit rührseligen Botschaften werben derzeit mehrere dubiose Online-Shops unter deutschen Namen und Adresse auf Social-Media-Plattformen für den Ausverkauf ihrer Produkte. Häufig geben sie sich als lokale Familienunternehmen aus, die ihr Geschäft schließen müssen und nun den vermeintlich „letzten Ausverkauf“ mit großen Rabatten starten.

Doch statt einer schönen handgenähten Lederhandtasche aus der kleinen Boutique „Stilhaus Mode“ wie in der Anzeige versprochen, bekommen Kundinnen und Kunden ein qualitativ minderwertiges Exemplar aus Kunstleder aus China zugeschickt, das nicht annähernd der Abbildung der Werbung entspricht, warnt die Hamburger Verbraucherzentrale.

„Verbraucherinnen und Verbraucher laufen zunehmend Gefahr, auf diese neueste Masche hereinzufallen“, sagt Verbraucherschützerin Julia Rehberg dieser Redaktion. „Wir bekommen deshalb täglich zahlreiche Beschwerden von getäuschten Verbrauchern.“ Wer die Ware zum Umtausch zurücksenden will, muss das Porto dafür – oft mehr als 40 Euro – selbst bezahlen. „Das lohnt sich in der Regel nicht, weil man noch nicht mal weiß, ob man überhaupt eine Rückerstattung erhält.“ Das Phänomen, dass unter deutschen Webadressen minderwertige Ware aus China geliefert werde, sei nicht neu, aber die dreiste Masche, Kunden derart anzulocken.

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Betrug im Online-Shop: Kunden stark enttäuscht

Werbung der Stilhaus Mode auf Social Media: Die Ware kommt nicht aus einer Boutique, sondern aus China, berichtet die Verbraucherzentrale von Beschwerden.
Werbung der Stilhaus Mode auf Social Media: Die Ware kommt nicht aus einer Boutique, sondern aus China, berichtet die Verbraucherzentrale von Beschwerden. © Verbraucherzentrale hamburg | Lehmann, Susanne

Die Wut auf Bewertungsplattformen wie Trustpilot ist entsprechend groß: „Die Taschen entsprechen nicht ansatzweise den Bildern oder Versprechungen der Internetseite und stinken fürchterlich. Große große Warnung!“, schildert eine Nadja P. ihre Erfahrung mit Stilhaus Mode. „Achtung, Achtung“, warnt ein anderer Betroffener: „Die Handtasche kam aus China und entsprachen in keinster Weise, der auf der Website abgebildeten Ware. Weder in Farbe, Form und Material, sie sind auch von minderer Qualität, Retour ist nur auf eigene Kosten möglich.“

Stilhaus Mode ist kein Einzelfall, ähnliche Erfahrungen machen Kunden auch bei Matthäus Mode oder Sleeked.de, so Rehberg. Die neue Betrugsmasche erfolge immer nach ähnlichem Muster: Die Werbung der Online-Händler ziele darauf ab, Emotionen zu wecken. Mit Aussagen wie „Seit über 35 Jahren kreieren wir mit viel Herzblut wunderschöne Taschen“ oder „vor 15 Jahren gründeten mein Mann und ich dieses Unternehmen“ wird das Bild eines etablierten, familiengeführten Unternehmens vermittelt, das Produkte von hoher Qualität verkauft. „Diese persönlichen Geschichten erzeugen Vertrauen, sind jedoch Teil eines raffinierten Täuschungsmanövers, um zu unüberlegten Käufen zu verleiten“, so Rehberg.

Auch bei Sleeked.de handelt es sich laut Verbraucherzentrale um einen Fake-Shop.
Auch bei Sleeked.de handelt es sich laut Verbraucherzentrale um einen Fake-Shop. © Verbraucherzentrale hamburg | Lehmann, Susanne

Online-Shop: So hinterlistig arbeiten die Betrüger

Das besonders Tückische: Die Shops nutzen häufig deutsche Städtenamen und Familiennamen, um einen lokalen Bezug zu schaffen. Beispiele hierfür sind Namen wie Boutiq Berlin, Imperio Hamburg, Matthäus Modehaus oder Schneider Düsseldorf, sagte Rehberg: „Verbunden mit einer deutschen URL-Adresse wollen die Betreiber der Seiten den Anschein erwecken, es handele sich um ein Unternehmen aus Deutschland.“ Doch es ist unklar, wo die Anbieter ihren Sitz haben.

Um unangenehme und teure Überraschungen zu vermeiden, rät die Hamburger Verbraucherschützerin, sich nicht von emotionalen Social-Media-Anzeigen blenden zu lassen. „Überprüfen Sie stets, bei welchem Anbieter Sie bestellen.“ Auch bei Shops mit einer deutschen de-Domain sollten das Impressum und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geprüft werden. „Wenn die Kontaktangaben des Shops unvollständig sind oder die Rückgabebedingungen unklar erscheinen, sehen Sie von einem Kauf ab.“ Zahlen sie möglichst nicht per Vorkasse. Die Verbraucherzentrale warnt auf ihrer Webseite vor mehr als 100 chinesischer Online-Shops, über die sich Verbraucher bereits beschwert haben.