Berlin. Esprit, Gerry Weber, Hallhuber – immer wieder schlittern Modeketten in die Insolvenz. Ein Experte sagt, ob weitere Pleiten drohen.
Die Modebranche muss einen neuen Verlust hinnehmen: Die Fashionkette Scotch & Soda ist insolvent und schließt bis Ende August alle rund 40 Filialen in Deutschland. Etwa 290 Beschäftigte werden ihren Job verlieren, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter, Holger Rhode, mit. Die meisten Scotch & Soda-Läden werden an diesem Samstag zum letzte Mal geöffnet sein.
Der deutsche Ableger der niederländischen Modemarke, die Scotch & Soda Retail GmbH, hatte bereits im Juni beim Amtsgericht in Düsseldorf einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen setze in Deutschland zuletzt 25 Millionen Euro im Jahr um. Der Mutterunternehmen in den Niederlanden, der ebenfalls insolvent ist, hatte bereits kürzlich den Betrieb eingestellt.
Der vorläufige Insolvenzverwalter spricht derzeit noch mit einem Mode-Filialisten über eine mögliche Übernahme der Standorte und des Personals. Viele Filialen befinden sich in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, es gibt aber auch mehrere Filialen in Berlin und Hamburg.
Insolvenz: So beurteilt ein Modeexperte die Zukunft der Branche
Zuletzt hatte die Modekette Esprit Insolvenz angemeldet. Bis Ende 2024 will das Unternehmen 56 Läden in Deutschland dicht machen. 1300 Beschäftigte verlieren dort ihren Job. Die Geschäfte werden geschlossen, allerdings könnte der Name unter neuem Eigentümer wiederbelebt werden. Der britische Finanzinvestor Alteri hat die Markenrechte übernommen.
Hintergrund: Esprit macht Schluss – alle Filialen in Deutschland schließen
Die Insolvenzen werden im deutschen Markt wohl nicht die letzten bleiben. Die Modebranche ist nach Einschätzung des Geschäftsführers des Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln, Boris Hedde, von einer „Ambivalenz“ geprägt: „Der Umsatz ist zwar wieder auf Vor-Corona-Niveau, aber die Preisdynamik mit einhergehenden Teuerungsraten kostet Wertschöpfung. Dies wird in der Branche zwangsweise weitere Insolvenzen nach sich ziehen.“
Ein Grund für die schwierige Situation liege auch darin, dass der Fashionmarkt seit der Pandemie „besonders gebeutelt ist und Rücklagen einfach aufgebraucht sind“, sagte Hedde dieser Redaktion. Ein Strukturwandel sei die logische Folge. So erhalte auch gerade der Second-Hand-Markt in Zeiten von Konsumzurückhaltung und nachhaltiger Lebensweise eine immer größere Bedeutung.
Insolvenz: Diese Rolle spielen chinesische Händler
Konkurrenz kommt aber auch aus dem marktaggressiven Versandhandel in China – wie dem Online-Discounter Shein oder Temu. Dadurch werde Kaufkraft ins Ausland verschoben. Die Branche befindet sich laut Hedde „in einem intensiven, schmerzhaften Wandel und dieser führt zwangsweise zu veränderten Konzepten und damit auch zum Marktaustritt von nicht mehr zeitgemäßen Handelsformaten.“
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Scotch & Soda wurde 1985 vom damals 24-jährigen niederländischen Unternehmer Laurent Hompes gegründet. Das Unternehmen startete als eine Großhandelsmarke für Herrenkleidung in den Niederlanden und fokussierte sich auf Sportjacken in bunten Farben.
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