Bonn. In der Coronakrise stieg die Zahl der Beschwerden über Post, DHL, Hermes und Co. an. Die Deutsche Post kann das nicht nachvollziehen.

Verspätete Pakete, verschwundene Briefe: mehr als 10.000 schriftliche Beschwerden über Deutsche Post, DHL, Hermes, UPS und Co. gingen allein in den ersten sechs Monaten des Jahres bei der Bundesnetzagentur ein. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr: 2019 beschwerten sich im gleichen Zeitraum rund 8700 Kunden.

Probleme scheinen vor allem Pakete zu machen, die nicht korrekt zugestellt werden. Dabei geben die Paket-Dienstleister an, die Zustellung an Privathaushalte habe während der Krise besser funktioniert als in anderen Zeiten, da sich die Menschen häufiger zu Hause aufhielten und die Pakete entgegen nehmen konnten. Dennoch beziehen sich die Hälfte der Beschwerden bei der Bundesnetzagentur auf mangelhafte Paket-Zustellungen.

Deutsche Post kann Beschwerden nicht nachvollziehen

Weitere 35 Prozent der Beschwerden drehen sich um Briefe. Anders als bei den Paketen dürfte sich hier ein sehr großer Teil auf die Dienstleistung der Deutschen Post beziehen, die bei der Zustellung von Briefen mit einem Marktanteil von mehr als 80 Prozent nahezu konkurrenzlos ist.

Bei der Deutschen Post kann man den Anstieg der Zahlen nicht nachvollziehen: Man stelle vielmehr einen Rückgang von Beschwerden fest, sagte ein Sprecher – „und dies trotz der großen, Corona-bedingten Herausforderungen, die teils zu berechtigten Beschwerdeanlässen geführt haben.“

Im Verhältnis zu den insgesamt abgewickelten Sendungen sei die Zahl der Beschwerden weiterhin sehr gering, betonte die Post – auf eine Million Sendungen komme gerade einmal eine Beschwerde. Die Diskrepanz könne daran liegen, dass sich die Beschwerdezahlen der Netzagentur auf die gesamte Branche bezögen.

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Kunden, die Probleme beim Erhalt oder Versand von Briefen und Paketen haben, können sich bei der Bundesnetzagentur melden. Als Regulierungsbehörde ist sie für die Post- und Paketbranche zuständig und verzeichnet seit langem steigende Beschwerdezahlen. Erstmals haben sich 2019 so viele Menschen bei der Bundesnetzagentur über die Post und deren Konkurrenz beschwert wie nie zuvor.

Ob darauf allerdings eine sinkende Qualität abzuleiten ist, bleibt offen. Denn vermutlich war vielen Bürger lange gar nicht bekannt, dass und wo sie sich offiziell über verlorene Briefe und verspätete Pakete beschweren können.

(amw/dpa)