Berlin. 500 Banken und Sparkassen verlangen Strafzinsen für Geld auf Girokonten und Tagesgeld. Doch es gibt Institute, die noch Zinsen zahlen.

Schon 500 Banken und Sparkassen verlangen Negativzinsen auf private Guthaben auf Tagesgeld- und Girokonten – und damit 240 mehr als noch zu Jahresanfang. Geschäftskunden müssen bereits bei 530 Geldinstituten Zinsen auf ihre Einlagen bezahlen. Dies hat eine aktuelle Erhebung des Verbraucherportals Biallo ergeben, die dieser Redaktion vorliegt.

Meistens gewähren die Geldinstitute einen bestimmten Freibetrag, der zwischen 5000 Euro, über 50.000 und 100.000 Euro bis hin zu Millionenbeträgen reichen kann. „Doch mindestens 33 Banken und Sparkassen kassieren bereits ab dem ersten Euro ab“, sagt Sebastian Schick von Biallo.

In der Regel beläuft sich der Strafzins auf 0,50 Prozent pro Jahr. Bei einem Guthaben von 100.000 Euro werden damit pro Jahr 500 Euro fällig, bei 50.000 Euro sind es 250 Euro, sofern keine Freibeträge gewährt werden.

Betroffen von den Strafzinsen sind nicht nur Neukunden, sondern auch viele langjährige und treue Kunden. Dabei nehmen laut Biallo fast alle große Banken – wie die Deutsche Bank, Postbank, Commerzbank und Hypovereinsbank, Direktbanken – wie die DKB, ING, N26 oder Norisbank, aber auch 299 regionale Genossenschaftsbanken und 160 Sparkassen - darunter die Hamburger und Berliner Sparkasse - ihre Kunden in die Pflicht. Neuester Fall: Die Deutsche Bank senkt aktuell die Freibeträge ab 1. Oktober von 100.000 Euro auf 50.000 Euro bei Giro- und auf 25.000 Euro bei Tagesgeldkonten, so Biallo.

Was können Anleger jetzt tun? Wie kann man Strafzinsen umgehen?

Es gibt Alternativen, um sein Geld zu retten. Das Finanzportal Biallo nennt Beispiele:

- Eine Möglichkeit ist die Umschichtung von Erspartem auf mehrere Konten verschiedener Geldinstitute, so dass die Einlagen unter den Freibetragsgrenzen liegen – und keine Strafzinsen erhoben werden.

- Oder man wechselt das Institut. Denn es gibt auch noch Institute, die für Geldeinlagen noch keine Gebühren auf Tagesgeldkonten erheben oder einen so hohen Freibetrag anbieten, der für die individuellen Bedürfnisse genügt.

Folgende Institute verlangen im Privatkundengeschäft noch keine Negativzinsen:

  • Evangelische Bank
  • Openbank
  • Santander
  • Ziraat Bank
  • Consorsbank

Sollte man sich entschließen, bei einer zweiten oder dritten Bank ein Girokonto zu eröffnen, so empfiehlt das Verbraucherportal Biallo, nicht nur hohe Beträge dort anzulegen, damit sich das Institut nicht als „Parkplatz“ missbraucht sieht. Man könnte zum Beispiel ein paar Daueraufträge anlegen und das Geld zwischen seinem Hauptkonto und dem neuen kreisen lassen.

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Diese Banken bezahlen für Tagesgeld noch Zinsen:

  • Bigbank (Estland): 0,3 % für maximal 100.000 Euro
  • Openbank (Spanien): 0,25 %
  • Sberbank (Österreich): 0,15% für maximal 250.000 Euro
  • Ikano Bank (Schweden): 0,14% für maximal 100.000 Euro
  • Bank of Scotland (Deutschland): 0,1 % für maximal 500.000 Euro
  • Südtiroler Sparkasse (Italien): 0,1 %

Diese Banken zahlen auf dem Festgeldkonto (1 Jahr Laufzeit) noch Zinsen:

  • FCA Bank (Italien): 0,8 % für 100.000 Euro
  • Klarna (Schweden): 0,73% für 500.000 Euro
  • Lease Plan Bank (Niederlande): 0,45% bis 2 Millionen Euro
  • Yapi Kredi (Niederlande): 0,4 %
  • Bigbank (Estland): 0,4 % für maximal 100.000 Euro.

Bei all diesen aufgeführten Instituten beträgt laut Biallo die Einlagensicherung im Fall einer Insolvenz maximal 100.000 Euro. Das heißt: Sollte ein Institut Pleite gehen, erhält der Anleger seine Einlagen nur bis zu diesem Betrag gesetzlich garantiert ersetzt. Wer mehr Geld dort parken möchte, geht ein größeres Risiko ein.