Berlin. Immer mehr Banken erheben Negativzinsen. Binnen eines Jahres hat sich die Zahl mehr als verdoppelt, heißt es in einer Verivox-Analyse.
Die Deutschen meiden traditionell gerne das Risiko bei der Geldanlage. Auf dem Sparbuch, dem Tagesgeldkonto oder Girokonto wirft das Geld zwar kaum Zinsen ab, dafür gibt es auch keine Schwankungen. 109,18 Millionen Girokonten gab es im vergangenen Jahr in Deutschland – im Schnitt hat somit jede Einwohnerin und jeder Einwohner hierzulande 1,3 Girokonten.
Immer mehr Banken zahlen allerdings nicht nur keine Zinsen mehr. Sie erheben auch die sogenannten Verwahrentgelte, besser bekannt als Negativzinsen. Und die Zahl der Geldinstitute, die ein Girokonto nur noch gegen Gebühr ausgeben, wächst rasant, wie eine aktuelle Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt, die unserer Redaktion vorliegt.
Zinsen: 413 Banken kassieren Negativzinsen ab
413 Banken erheben demnach Negativzinsen von Privatkunden – Ende 2020 waren es mit 178 Geldinstituten noch nicht einmal halb so viele. Das Vergleichsportal beruft sich dabei aus Daten von rund 1.300 Banken und Sparkassen.
Da aber nicht alle Banken ihre Zinskonditionen frei zugänglich veröffentlichen, dürfte die Dunkelziffer sogar noch höher liegen.
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Negativzinsen schon ab Guthaben von 5000 Euro
Anfangs betrafen Negativzinsen vor allem Kundinnen und Kunden, die mindestens 100.000 Euro auf ihrem Konto parken. Diese Zeiten neigen sich dem Ende entgegen. „Inzwischen berechnen mindestens 150 Banken bereits ab einem Gesamtguthaben von 50.000 Euro oder weniger ein Verwahrentgelt“, sagte Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich. „In einigen Fällen werden schon ab 5.000 oder 10.000 Euro auf dem Konto Negativzinsen fällig. Die Strafzinsen haben also längst auch Klein- und Durchschnittssparer erreicht.“
85 Banken haben den Daten zufolge bereits im laufenden Jahr ihre Negativzins-Konditionen verändert. Jüngstes Beispiels ist die Direktbank DKB, die am Montag mitteilte, dass sie künftig schon eine Gebühr von 0,5 Prozent pro Jahr für Guthaben über 25.000 Euro bei einem neu eröffneten Giro- oder Tagesgeldkonto sowie bei Kreditkarten einführen wird. Zuvor hatte der Freibetrag 50.000 Euro betragen.
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