Berlin. Die finanzielle Kluft in Deutschland wächst und spaltet die Gesellschaft: Was für einige ganz normal ist, bleibt für andere unerreichbar.

Die Deutschen gelten als Reiseweltmeister. Nach den krassen Urlaubseinschränkungen durch Corona buchen in diesem Jahr nach Prognosen des Reiseverbands erstmals wieder so viele Menschen einen Urlaub wie vor der Pandemie. Doch dieses Glück ist leider nicht jedem hold. Jeder Fünfte in Deutschland kann sich nicht mal einen einwöchigen Urlaub leisten, 22,6 Prozent der Bevölkerung fehlt dafür schlichtweg das Geld. Eine bittere Wahrheit.

Neue Umfrage: Beim Urlaubsgeld zeigt sich Kluft zwischen Ost und West

Und das ist nur ein Durchschnittswert, der den Blick auf die Realität sogar noch beschönigt: Unter Alleinstehenden mit Kindern können sich laut EU-Statistik sogar 43 Prozent keinen Urlaub leisten, unter Familien mit drei und mehr Kindern sind es 31 Prozent und bei Alleinlebenden 30 Prozent. Privilegierter sind kinderlose Paare, von denen sich nur 16 Prozent keinen Urlaub leisten können.

Jeder Fünfte von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht
Jeder Fünfte von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht

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    Umso besser, wenn wenigstens noch 46 Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld bekommen, das in Zeiten steigender Preise mehr denn je hilfreich ist. Denn auch dies ist heute nicht mehr selbstverständlich. Ein Blick hinter die Zahlen verrät, dass hier vor allem Mitarbeitende in tarifgebundenen Unternehmen deutlich im Vorteil sind: Von ihnen erhalten 74 Prozent Urlaubsgeld, während dies in tariflosen Unternehmen nur noch 36 Prozent sagen können. Besonders misslich: Im Osten fällt das Urlaubsgeld oft deutlich niedriger aus als im Westen.

    Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke Zentralredaktion.
    Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke Zentralredaktion. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

    Diese ungerechte Spreizung der Gesellschaft lässt aufhorchen und schreit nach Veränderung. Jeder Beschäftigte sollte sich in einem Industrieland auch mal eine Reise gönnen können. Sei es zur Erweiterung des eigenen kulturellen Horizonts, zur Entspannung oder für eine intensive Familienzeit. Dies darf nicht am Geld scheitern. Erst recht dürfen Kinder nicht zum Armutsrisiko werden.