Berlin. Der öffentliche Dienst ringt um Mitarbeitende. Das Jobangebot scheint immer unattraktiver für junge Menschen zu sein. Woran das liegt.

Rund 5,2 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland laut Statistischem Bundesamt (Destatis) im öffentlichen Dienst. Dieser soll dafür sorgen, dass das öffentliche Leben in Deutschland reibungslos funktioniert. Dabei geht es häufig um sensible Arbeitsbereiche, auf die nicht verzichtet werden kann. Im öffentlichen Dienst arbeiten Beamtinnen und Beamte, Tarifbeschäftigte, Richterinnen und Soldaten. Arbeitsbereiche sind Schulen und Hochschulen, Sicherheit und Ordnung, einschließlich Polizei, Justiz, Verteidigung, Gesundheitswesen und Krankenhäuser, Umweltschutz oder Finanzverwaltung.

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Bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist zwischen Angestellten und Beamten zu unterscheiden: 1,9 Millionen Deutsche arbeiten laut Destatis in Beamtenberufen sowie als Richterinnen und Richter. Rund 3,2 Millionen arbeiten als Angestellte im öffentlichen Dienst.

Nachteile im öffentlichen Dienst: Beamte versus Angestellte

Wer sich im öffentlichen Dienst für eine Beamtenlaufbahn entscheidet, hat im Gegensatz zu Tarifbeschäftigten kein Recht zu streiken. Darüber hinaus ist die Bezahlung für verbeamtete Mitarbeitende nicht verhandelbar, sondern gesetzlich durch ein spezielles Besoldungssystem vorgeschrieben. Dies kann von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein.

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Arbeiten im öffentlichen Dienst: Starre Hierarchien und Strukturen, wenig Platz für Kreativität

Mittlerweile herrscht ein hoher Personalmangel im öffentlichen Dienst. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden von 16.348 zu vergebenden Positionen zum Stichtag 1. September 2023 Jahres nur 9720 besetzt, wie der Bericht des NRW-Finanzministers an den Landtag zeigt. „Die Differenz von fast 60 Prozent besetzter Stellen zu den ausgeschriebenen Stellen ist ein deutliches Zeichen mangelnder Attraktivität des öffentlichen Dienstes“, erklärt Roland Staude, erster Vorsitzender der Beamtenbund und Tarifunion NRW (DBB NRW) in einer Pressemitteilung der DBB NRW: „Hier müsse das Bedürfnis nach Work-Life-Balance, lebensphasengerechten Arbeitszeiten, Co-Working sowie Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Karriere stärker in den Fokus gerückt werden, um im Wettbewerb mit der Privatwirtschaft bestehen zu können.“

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Insbesondere die starren Hierarchien und Strukturen im öffentlichen Dienst, vor allem in der Verwaltung, sind auch in einem Blogbeitrag der Jobbörse-direkt als Nachteil gegenüber der Privatwirtschaft aufgeführt: „Hier hat man also wenige Gestaltungsspielräume und muss seine Kreativität im Zaum halten.“

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Work-Life-Balance: Arbeitszeiten, Co-Working, Vereinbarkeit mit der Familie im öffentlichen Dienst

Mit der Work-Life-Balance im öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft befasst sich der Arbeitszeitreport von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Die Studie erhebt aktuelle Zahlen zur Verbreitung verschiedener Arbeitszeitformen und zeigt, wie diese in Zusammenhang mit der Work-Life-Balance von Beschäftigten stehen.

Der Report kam sowohl 2016 als auch 2021 zu dem Ergebnis, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst besonders stark belastet sind: „Die Vorstellung von einem beschaulichen Job auf dem Amt geht schon lange an der Wirklichkeit vorbei“, kommentiert die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg Gabriele Frenzer-Wolf in einer Pressemitteilung.

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Das liege vor allem an den vielen Überstunden und der schlechten Einteilung der Arbeitszeit. Hohe Arbeitszeitanforderungen sind nach dem Arbeitszeitreport von besonderer Relevanz, da sie maßgeblich auf die Work-Life-Balance, sowie die eigene Gesundheit wirken. Insbesondere folgende Ergebnisse tragen laut der Studie dazu bei:

  • Der Anteil derer, die Überstunden von mehr als zehn Stunden leisten, ist im öffentlichen Dienst höher als in allen anderen Branchen
  • Beschäftigte des öffentlichen Dienstes müssen sich häufiger auf kurzfristige Änderungen ihrer Arbeitszeiten einstellen als Beschäftigte in Industrie, Handwerk und im Dienstleistungssektor, erfahren davon häufig erst einen Tag davor oder sogar am selben Tag
  • Die Rufbereitschaft ist im öffentlichen Dienst besonders hoch
  • Auf den Zeitpunkt des Urlaubes haben Beschäftigte des öffentlichen Dienstes mit Abstand am wenigstens Einfluss
  • Positiv hervorzuheben ist die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Dieses Angebot haben im Arbeitszeitreport besonders häufig Angestellte im öffentlichen Dienst
Einigung in Länder-Tarifgesprächen erzielt
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