Hamburg. Airlines Eurowings und Marabu fliegen weiter von Hamburg auf die Insel. Wie Veranstalter reagieren und welche Rechte Reisende haben.

Für Süheyla Kaplan dient ihre geplante Urlaubsreise nach Rhodos als Brücke in ihre Heimat. Seit zehn Jahren darf die freie Journalistin nicht mehr in die Türkei reisen. „Wenn ich dorthin fliegen würde, würde ich sofort am Flughafen verhaftet werden“, sagt die Hamburgerin, die bei Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in Ungnade gefallen ist.

Also entschied sie sich mit vier Freundinnen gemeinsam für einen zweiwöchigen Aufenthalt auf der griechischen Insel. Marmaris liegt nur rund eine Stunde mit dem Schiff entfernt auf türkischer Seite.

Freundinnen aus ihrer Heimat verbrächten dort ihren Urlaub und wollen zum Wiedersehen nach Rhodos kommen. Am Sonnabend soll es losgehen.

Waldbrände auf Rhodos: So schwierig ist die Lage für Touristen

Doch angesichts der Waldbrände auf Rhodos bangt Kaplan, die zudem als Lehrerin für Flüchtlinge arbeitet, ob sie überhaupt reisen kann. Am Wochenende mussten 30.000 Menschen vor den Flammen flüchten. „Ich verfolge natürlich die Nachrichten, auch auf Twitter und den sozialen Medien“, sagt Kaplan.

Momentan bestehe für ihre gemietete Ferienwohnung in Rhodos-Stadt keine Gefahr. Die Hauptstadt liegt im Norden der Insel, die Waldbrände wüten in der Mitte der 80 Kilometer langen und 38 Kilometer breiten Insel.

Ein gewisses Risiko bleibe natürlich bestehen, so Kaplan: „Ich möchte aber nicht abbuchen oder umbuchen.“ Für sie ist das auch gar nicht so einfach. Denn die Rechtslage kann kompliziert sein – wenn man nicht als Pauschaltourist unterwegs ist. In dem Fall ist es relativ übersichtlich.

Für Pauschaltouristen ist die Lage einfach

„Wenn mein Hotel oder dessen Umkreis von Flammen bedroht ist, kann ich den Reisevertrag kündigen, und der Reiseveranstalter muss für die Rückkehr sorgen“, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg über die Situation der Urlauber, die derzeit schon oder noch auf der Insel sind. Die nicht genutzten Tage müsse der Veranstalter dann anteilig zurückzahlen.

Vor wenigen Tagen Urlauber sonnten sich hier noch Urlauber, nun ist dieser Strand auf Rhodos menschenleer.
Vor wenigen Tagen Urlauber sonnten sich hier noch Urlauber, nun ist dieser Strand auf Rhodos menschenleer. © dpa-tmn | Petros Giannakouris

Für Reisen, die in den kommenden Tagen starten, haben die Veranstalter bereits für Klarheit gesorgt. Seit dem vergangenen Sonnabend fliegt Tui nicht mehr mit Touristen auf die Insel, sondern setzt Sonderflugzeuge ein, um sie zurückzuholen. 39.000 Tui-Touristen aus mehreren europäischen Ländern sollen sich am Wochenende auf Rhodos aufgehalten haben – eine Aufsplittung nach Ländern oder Abflughäfen veröffentlicht Europas größter Tourismuskonzern nicht.

Tui streicht bis Freitag alle Flüge nach Rhodos

Bis Freitag einschließlich seien alle Flüge gestrichen worden, sagt Tui-Sprecher Aage Dünhaupt: „Gäste die innerhalb der nächsten vier Wochen im Süden der Insel einen Urlaub gebucht haben, können gebührenfrei auf andere Destinationen umbuchen.“ Der Wunsch der Kunden zu stornieren, sei sehr gering.

Konkurrent Alltours bietet seinen Kunden an, Reisen in das betroffene Gebiet um Kiotari mit Abflügen bis einschließlich Sonntag kostenlos zu stornieren oder umzubuchen. Bis einschließlich Mittwoch sind ohnehin alle Reisen dorthin abgesagt. Wer in eine bisher unbetroffene Region an diesem Dienstag oder Mittwoch reisen will, kann ebenfalls kostenlos stornieren oder umbuchen.

Alltours hoff ab Donnerstag auf „Normalbetrieb“

Am Montag flogen keine Alltours-Gäste nach Rhodos. Neubuchungen sind frühestens mit Starttermin Freitag möglich. Von Donnerstag an „gehen wir wieder in einen Normalbetrieb“, sagt Alltours-Sprecherin Alexandra Hoffmann. Ob das so ist, hängt sicherlich von der weiteren Brandentwicklung ab.

Wenn der Veranstalter die Reise storniert, bekomme man sein Geld zurück oder werde umgebucht, sagt Rehberg. Problematisch wird es, wenn man seinen Trip erst in einigen Tagen startet, aber sich angesichts der möglichen Bedingungen vor Ort jetzt schon unwohl fühlt. „Nur wenn die Reise erheblich erschwert ist, kann ich kündigen, muss da nicht hinfahren und keine Stornokosten bezahlen“, sagt die Hamburger Juristin. Man solle das Gespräch mit dem Anbieter suchen, in der Vergangenheit habe das meist recht gut geklappt.

Wer Flug und Unterkunft separat bucht, hat schlechte Karten

Problematisch wird die Lage vor allem, wenn man Flug und Unterkunft separat gebucht hat. Wer schon auf der griechischen Insel ist, müsse sich selbst um den Rückflug kümmern und entsprechende Kosten übernehmen. Wenn die Ferienwohnung nicht mehr zur Verfügung stehe, weil der Brand in der Nähe ist oder sie sogar abgebrannt ist, dann müsste man dafür wohl nicht zahlen.

„Aber es gilt das Recht des Landes, in dem die Ferienwohnung liegt“, sagt Rehberg. Man müsse sich also zuerst über das griechische Recht informieren, dann gegebenenfalls mit dem Vermieter auch auf Englisch oder Griechisch kommunizieren und sich auseinandersetzen. Das kann schwierig und nervig sein.

Von Hamburg fliegen Eurowings und Marabu nach Rhodos

Auch Kaplan und ihren Freundinnen könnte es so ergehen. Am Donnerstagabend will sie die Entscheidung treffen, ob sie sich am Flughafen Hamburg in die Maschine setzt. „Wenn unsere Fluggesellschaft fliegt, werden wir zu 80 Prozent mitfliegen“, sagt sie.

Viele Touristen, die eine Reise auf die griechische Insel gebucht haben, sind nun verunsichert. Es gibt einige Dinge, die beachtet werden sollten.
Viele Touristen, die eine Reise auf die griechische Insel gebucht haben, sind nun verunsichert. Es gibt einige Dinge, die beachtet werden sollten. © AFP | Will VASSILOPOULOS

Vom Hamburger Flughafen fliegen derzeit zwei Fluggesellschaften nach Rhodos: Eurowings und Marabu. Eurowings ist die größte Fluglinie am Helmut-Schmidt-Airport und fliegt dreimal wöchentlich auf die Insel. Wegen der Waldbrände in einem Teil Rhodos prüfe man fortlaufend die Lage, sagte Sprecherin Anke Carola Walter: „Aktuell wird der reguläre Flugbetrieb von und nach Rhodos aufrechterhalten.“

Zu Passagierzahlen ab Hamburg gibt es keine Angaben

Damit stelle man auch Kapazitäten für die aktuell höhere Nachfrage zurück nach Deutschland zur Verfügung, so Walter. Alltours teilte mit, alle Gäste aus dem betroffenen Gebiet evakuiert zu haben. Ein großer Teil von ihnen sei bereits am Sonntag ausgeflogen worden, weitere sollten am Montag folgen.

Wie viele Passagiere in den nächsten Tagen ab Hamburg gebucht sind, teilte Eurowings „aus Wettbewerbsgründen“ nicht mit. Auch Konkurrent Marabu beantwortete die Frage nicht. Die Condor-Schwester fliegt dienstags und sonntags von Fuhlsbüttel aus nach Rhodos.

Auch Marabu fliegt weiterhin Fluggäste nach Rhodos

„Aktuell fliegen wir weiterhin Fluggäste, die dies möchten, nach Rhodos, beispielsweise wenn das Hotel weit abseits der Waldbrände liegt und nicht betroffen ist“, sagt ein Marabu-Sprecher. Man verfolge die Situation vor Ort sehr genau und stehe in engem Kontakt mit den Reiseveranstaltern, da der Großteil der Buchungen nach Rhodos Teil einer Pauschalreise sei.

Wer direkt bei Marabu gebucht habe, könne die Tickets – solange die Waldbrände andauern – ohne Umbuchungsgebühr auf andere Reiseziele und bis zum Ende der Sommersaison umbuchen, hieß es.

Süheyla Kaplan hofft noch auf ihren Rhodos-Urlaub. Ab Sonnabend sollen möglichst Wandern, Sehenswürdigkeiten anschauen, Strandbesuche und Freunde treffen zu ihrem Ferienprogramm gehören. Im kommenden Sommer will sie sich wegen der Hitze und potenzieller Waldbrände in Spanien, Italien oder Griechenland eher im Norden Europas aufhalten. England, Schottland, Irland, Finnland oder Schweden seien auch schöne Ziele.