Hamburg. Geld wird versendet, kommt aber nicht beim richtigen Empfänger an. Welche Funktionen man meiden sollte, was Betroffene berichten.
Der Bezahldienst PayPal ist weit verbreitet, beschleunigt den Einkauf im Netz, kann aber auch für Ärger bei den Verbrauchern sorgen. Einige Hamburger hatten die Funktion „Geld senden an Freunde und Familie“ genutzt, aber irrtümlich einen falschen Empfänger ausgewählt. „Das Geld werde ich wohl nicht zurückbekommen“, sagt Noah S. Auch gesperrte Konten und viele Fake-Nachrichten mit PayPal als vermeintlichen Absender erschweren das Bezahlen im Online-Handel. Wie funktioniert der Zahlungsdienstleister? Welche Risiken gibt es? Kann ich mit PayPal bei Hamburger Behörden bezahlen? Welche Alternativen gibt es zu PayPal. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen:
PayPal: Was macht die App eigentlich genau?
Das börsennotierte Unternehmen ist ein Zahlungsdienstleister, der in den USA beheimatet ist; das europäische Tochterunternehmen sitzt in Luxemburg. In Deutschland gibt es 32 Millionen Nutzer. PayPal agiert zwischen Händler und Kunde und verspricht unkomplizierte und schnelle Zahlungen. So ist es bei vielen Händlern möglich, auf das Ausfüllen der Maske für Name und Anschrift zu verzichten und mit einem Klick direkt zu PayPal zu gehen, weil dort diese Daten bereits hinterlegt sind.
Außerdem wirbt das Unternehmen mit dem sogenannten Käuferschutz. Sollte eine Bestellung nicht beim Verbraucher ankommen oder die Ware weicht deutlich von der Beschreibung ab, erstattet PayPal Kaufpreis und Versandkosten zurück. Auch bei Rücksendungen erfolgt dann über PayPal die Erstattung des Kaufpreises.
Das klappt aber nicht immer. „Verbraucher beklagen, dass sie sich neben dem Händler zusätzlich mit dem Zahlungsabwickler auseinandersetzen müssen, um ihr Geld zurückzuerlangen“, heißt es beim Verbraucherzentrale Bundesverband. PayPal ist eine Bank und wird nach europäischem Recht reguliert, unterliegt aber nicht der Europäischen Einlagensicherung. Das ist nur von Bedeutung, wenn man dort Geld bunkert und nicht direkt vom Girokonto oder über die Kreditkarte bezahlt.
PayPal: Wie komme ich an ein Konto und was bringt mir das?
Um ein PayPal-Konto einzurichten benötigt man eine Handy-Nummer, eine E-Mail-Adresse und ein Bankkonto oder eine Kreditkarte. Es können auch mehrere Konten bei PayPal hinterlegt werden. PayPal überweist einen Cent auf das Girokonto, um zu prüfen, ob das Konto auch existiert. Im Verwendungszweck teilt Paypal dabei einen vierstelligen Code mit, der bei dem PayPal-Konto eingegeben werden muss.
Der entscheidende Vorteil ist, dass die persönlichen Zahlungsdaten nicht bei jedem neuen Händler preisgegeben werden müssen. Außerdem hat PayPal inzwischen eine große Dominanz erreicht. Rund 30 Prozent aller Zahlungen im Online-Handel erfolgen mit PayPal.
Kann ich bei Hamburger Behörden mit PayPal bezahlen?
Eigentlich sollten die Hamburgerinnen und Hamburger noch in der ersten Jahreshälfte ihre Gebühren bei Behörden und Ämtern auch mit PayPal begleichen können (Abendblatt berichtete). Aber das ist noch nicht möglich, wie die Finanzbehörde auf Anfrage einräumt.
„Im Rahmen der Vorbereitung zur Pilotierung der Zahlart PayPal für die ersten Online-Dienste wurden im Verlauf der Umsetzung neue Erkenntnisse gewonnen, die vollständig erfasst und analysiert und in den Zeitplan eingearbeitet werden mussten“, sagt eine Sprecherin der Finanzbehörde. Dabei geht es um Datenschutz und Rechtskonformität. Ende September soll dann PayPal zur Verfügung stehen, perspektivisch auch weitere Bezahldienste wie Klarna.
PayPal: Welche Zahlungsfunktion sollte man nur sehr vorsichtig nutzen?
Patrick S. wollte für seinen Bruder Noah schnell noch eine Karte für das Konzert des Popstars The Weeknd im Volksparkstadion organisieren. Das gelang zwar, aber als Noah S. seinem Bruder den Kaufpreis schnell über PayPal erstatten wollte, passierte die Panne. Die 100 Euro gingen an einen falschen Empfänger.
PayPal hat die Funktion „Geld senden an Freunde und Familie“ eingeführt, um seinen Kunden die Möglichkeit zu geben, einfach, schnell und kostenlos Geld an Freunde und Familienmitglieder zu schicken. Doch im Unterschied zu einer klassischen Überweisung mit Kontonummer wird der Empfänger, der ebenfalls ein PayPal-Konto haben muss, über die E-Mail-Adresse ausgewählt, der die Funktion einer Kontonummer zukommt.
Wer nicht die korrekte E-Mail auswählt, die sehr ähnlich sein können, schickt das Geld an einen falschen Empfänger und erhält es meist auch nicht zurück. Das ging auch einer anderen Hamburgerin so, die auf diesem Weg ebenfalls 100 Euro einbüßte. „Wurde die Zahlung an eine E-Mail-Adresse gesendet, zu der es bereits ein PayPal-Konto gibt, bleibt lediglich die Option, den Empfänger zu bitten, eine Rückzahlung zu senden“, sagt eine PayPal-Sprecherin.
Gibt es bessere Alternativen bei PayPal?
PayPal verweist auf eine spezielle Link-Funktion. Dies ist ein personalisierter Bezahllink, der für jedes PayPal-Konto kostenlos erstellt werden kann. Diesen PayPal.Me-Link kann man dann mit Personen teilen, die einem Geld senden möchten. Ein Klick auf den Link führt zur jeweiligen PayPal.Me-Seite. Hier gibt man dann den Betrag ein und sendet das Geld.
Eine weitere Möglichkeit ist die Funktion „Geld anfordern“, die PayPal-Kunden zusätzlich zur „Geld senden“-Funktion zur Verfügung steht. Wählt man diese, so gibt man im nächsten Schritt die E-Mail-Adresse der Person ein, die den Betrag senden soll, sowie anschließend den angeforderten Betrag. Die andere Person erhält daraufhin eine E-Mail mit einer Zahlungsaufforderung in Höhe der gewählten Summe und kann die Zahlung mit wenigen Klicks freigeben.
Welche Risiken gibt es noch?
Die hohe Verbreitung von PayPal wird auch von Betrügern ausgenutzt. Diese nutzen dann die PayPal-Funktion „Geld an einen Freund senden“. Bei dieser oft bereits voreingestellten Zahlmethode wird der Käuferschutz umgangen, und geleistete Geldbeträge können nicht zurückgefordert werden. Meistens haben diese Fake Shops gar nicht die Absicht, die angebotene Waren zu versenden. „Wer beim Bezahlprozess nicht alles genau prüft und mit dieser Funktion Geld überweist, sieht es nie wieder“, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale.
Bei Käufen im Internet immer darauf achten, dass die Funktion „Artikel oder Dienstleistungen bezahlen“ ausgewählt ist. Auch vermeintliche E-Mails von PayPal zur angeblichen Sperrung des Kontos sollten konsequent in den Papierkorb geklickt werden. Denn sie dienen nur dazu, Daten abzugreifen.
Aber Kontosperrungen gibt es doch bei PayPal?
Ein PayPal-Konto kann aus mehreren Gründen eingeschränkt werden. „Ein Auslöser kann beispielsweise sein, dass PayPal ungewöhnliche oder verdächtig erscheinende Aktivitäten für ein Konto bemerkt“, sagt eine PayPal-Sprecherin. Eine Hamburgerin hatte über PayPal Geld für den Abschied einer Kollegin gesammelt. Entsprechend ihres Vornamens war die Sammlung mit „Isis Abschied“ betitelt. Doch PayPal dachte wohl eher an die terroristische Miliz IS und sperrte das Konto.
Die Stiftung Warentest geht davon aus, dass Kontosperren auch im Zusammenhang mit dem Verdacht der Geldwäsche stehen. Wer zu viel Geld auf sein PayPal-Konto einzahlt oder von anderen erhält, kann leicht unter diesen Verdacht geraten. Für den Empfang von Geldern liegt die Grenze bei 2500 Euro, so die Stiftung Warentest. Eine Kontosperre wird in der Regel aufgehoben „indem der Kunde die von PayPal angeforderten Informationen bereitstellt“, sagt eine PayPal-Sprecherin. „Kunden können sich hierzu in ihr Konto einloggen und dort die Seite Konfliktlösungen aufrufen oder auf der Kontoübersichtsseite auf die Glocke oben rechts klicken, um weitere Informationen zu erhalten.“
Wie sicher ist PayPal?
Regelmäßig sollte man die Zahlvorgänge in seinem Konto durchforsten und Einzugsermächtigungen für in der Vergangenheit getätigte Käufe oder Abonnements löschen. Außerdem gibt es bei PayPal eine zweistufige Verifizierung. Neben E-Mail und Passwort existieren dafür zwei Möglichkeiten. Entweder es wird über das Smartphone ein Zahlencode gesendet oder man nutzt eine Authentifizierungs-App, zum Beispiel Microsoft Authenticator oder Google Authenticator. Auch mit dieser App wird ein Zahlencode generiert, der dann eingegeben werden muss.
Welche Alternativen gibt es zu PayPal?
Es gibt viele Alternativen von der Kreditkarte über Klarna und Google Pay sowie Apple Pay bis zu Giropay, das deutsche Gegenstück zu PayPal. Allerdings liegt der Marktanteil von Giropay nur bei 1,6 Prozent. Giropay funktioniert ähnlich wie PayPal und hat den Vorteil, dass die Daten alle in Deutschland verbleiben. Wichtigste Voraussetzung für den Kunden ist, dass die eigene Bank Giropay unterstützt. Dazu zählen die Sparkassen, fast alle Genossenschaftsbanken, Postbank, Deutsche Bank, Commerzbank und Comdirect sowie ING und HypoVereinsbank. Auch in vielen Online-Shops wird das Verfahren angeboten.