Berlin (dpa/tmn). Aus dem Geldbeutel der Deutschen ist die Girocard kaum wegzudenken. Doch an den Wegfall der darauf befindlichen Maestro-Funktion müssen sie sich über kurz oder lang gewöhnen. Sollte klappen.
Ab dem 1. Juli sollen Banken und Sparkassen keine Girokarten mit Maestro-Funktion mehr ausgeben. So will es der Kreditkartenanbieter Mastercard, der die bei den Deutschen beliebte Zahlungskarte mit diesem sogenannten Co-Badge einsatzfähig fürs Ausland macht.
Der Grund: Die Maestro-Funktion sei nicht mehr zeitgemäß, weil sie etwa beim Online-Shopping limitiert sei. Alternativen sollen an deren Stelle treten.
Fakten, die Verbraucherinnen und Verbraucher dazu kennen sollten:
Fakt 1: Betroffene Karten erkennt man am Maestro-Logo.
Ob man eine Girokarte mit Maestro-Funktion besitzt, erkennt man mit einem Blick auf die Karte. „Wenn dort auch das Maestro-Logo - zwei überlappende Kreise in Blau und Rot - abgedruckt ist, dann ist die Karte betroffen“, sagt David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. Sie dürfte dann über kurz oder lang aus dem Geldbeutel verschwinden, eine neue Zahlungskarte an ihre Stelle treten.
Fakt 2: Kunden brauchen nicht zu fürchten, dass die Karte plötzlich nicht mehr funktioniert.
Dass die betroffene Karte ab dem 1. Juli nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert wird, brauchen Verbraucherinnen und Verbraucher aber nicht zu fürchten. „Bestehende Karten mit Maestro-Funktion sind bis zum Ablaufdatum voll im Handel funktionsfähig“, teilt eine Sprecherin von Mastercard mit.
Betroffene, die noch keine neue Karte von ihrer Bank zugeschickt bekommen haben, können die Karte laut Verbraucherschützer Riechmann also wie gewohnt weiter benutzen - auch im Ausland.
Fakt 3: Andere Angebote treten die Maestro-Nachfolge an.
Würde das Maestro-Co-Badge auf der Girokarte irgendwann ersatzlos verschwinden, wäre die Girokarte nur noch im Inland einsatzfähig. Diesen Leistungsabfall muten die meisten Banken und Sparkassen ihren Kunden aber nicht zu. Sie geben stattdessen neue Zahlungskarten aus.
Das kann zum Beispiel eine neue Girocard sein, die statt der zusätzlichen Maestro-Funktion das Konkurrenzsystem V Pay von Visa nutzt, das laut Verbraucherschützer Riechmann vor allem für den Zahlungsverkehr im EU-Raum gedacht ist. „Dazu kommen Visa- oder Mastercard-Debitkarten, die wahlweise als Einzelkarte oder ebenfalls im Kombination mit der Girokarte ausgegeben werden können“, sagt Riechmann.
Der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zufolge sind Debitkarten Zahlungskarten, die die Eigenschaften der Girocard mit denen von Kreditkarten kombinieren. Sie können zwar ähnlich wie eine Kreditkarte eingesetzt werden, belasten das Konto aber - genau wie eine Girokarte - unmittelbar nach der Zahlung.
Sofern die Hausbank eine solche Debitkarte nicht als Kombination mit der Girokarte herausgibt, könne es auch sein, dass Kundinnen und Kunden zwei Karten zugeschickt bekommen, sagt Riechmann. Eine Girokarte für Zahlungen im Inland und eine Debitkarte von Visa oder Mastercard für Online-Zahlungen und Zahlungen im Ausland.
Übrigens: Nicht alle Banken halten sich an das Aus der Maestro-Funktion auf Girokarten. Commerzbank, Hypovereinsbank und Deutsche Bank etwa geben nach eigenen Angaben vorerst weiterhin Karten mit dem blau-roten Maestro-Logo aus.
Fakt 4: Kunden müssen die neue Karte nicht anfordern.
Um eine neue Zahlungskarte zu erhalten, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher nicht selbst aktiv werden. „Die Banken und Sparkassen kommen wie immer, wenn die Karte abläuft, selbstständig auf ihre Kunden zu“, sagt Steffen Steudel von der Deutschen Kreditwirtschaft, dem Dachverband der fünf großen deutschen Bankenverbände.
Soweit notwendig, würden die Institute dafür die Zustimmung der Betroffenen einholen, sagt Verbraucherschützer Riechmann. Andernfalls wird die neue Karte einfach zugeschickt. Riechmann rät aber, die Augen offenzuhalten. Denn zum Teil seien die neuen Karten mit erhöhten Kosten verbunden.
Fakt 5: Kunden müssen die neue Karte und geänderte Konditionen nicht akzeptieren.
Bietet ein Finanzinstitut eine neue Karte an, können Kundinnen und Kunden den geänderten Nutzungsbedingungen zustimmen. Sie müssen es aber nicht. Darauf weist die Verbraucherzentrale NRW hin. „Wer lieber eine Alternative nutzen möchte, muss dann aber gegebenenfalls die Bank wechseln“, heißt es von der Verbraucherzentrale weiter.
Um herauszufinden, welche Änderungen die neue Karte mit sich bringt, lohnt sich der Blick ins Kleingedruckte. Im Preis- und Leistungsverzeichnis muss laut Verbraucherzentrale stehen, wie viel welches Angebot konkret kostet. Dabei sollten Kundinnen und Kunden aber nicht nur auf mögliche Kosten für die Karte achten, sondern auch darauf, ob für Überweisungen oder fürs Geldabheben Gebühren fällig werden. Außerdem ein wichtiges Kriterium: Filialnetz, Service und Erreichbarkeit einer Bank.
Fakt 6: Die Akzeptanz an Zahlungsterminals kann sinken.
„Die Girocard hat mit circa einer Million Akzeptanzstellen die mit Abstand höchste Verbreitung in Deutschland“, sagt Steffen Steudel. Kunden von Banken, die nicht mehr auf die Girokarte, sondern zum Beispiel auf reine Debitkarten von Visa oder Mastercard setzen, könnten unter Umständen weniger Akzeptanzstellen in Deutschland zur Verfügung haben.
Laut David Riechmann gibt es noch eine große Anzahl an Zahlungsterminals, die Debit- und Kreditkarten von Mastercard, Visa oder auch American Express nicht akzeptieren. „Aber selbst wenn sie akzeptiert werden, kann man damit nicht alles machen“, sagt der Verbraucherschützer. „Etwa Geldabheben an der Supermarktkasse geht immer mit Girokarte, aber nur manchmal mit den anderen.“