Hamburg. Mit einem Wachstum von 4,5 Prozent schneidet die Hansestadt mehr als doppelt so gut ab wie das Bundesgebiet – woran das liegt.

Zwar haben die hohen Energiepreise die Konjunktur in Deutschland zuletzt stark gebremst. Im Jahr 2022 aber ist die Wirtschaft in Hamburg mehr als doppelt so stark gewachsen als im Bundesgebiet insgesamt: In der Hansestadt hat das Bruttoinlandsprodukt (Bip) real – Preisveränderungen also herausgerechnet – sehr deutlich um 4,5 Prozent gegenüber 2021 zugelegt, wie das Statistikamt Nord auf Basis vorläufiger Berechnungen mitteilt. Deutschland kam auf ein Wachstum von 1,8 Prozent, Hamburgs nördlicher Nachbar Schleswig-Holstein nur auf 1,3 Prozent.

Nach Einschätzung von Michael Berlemann, wissenschaftlicher Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), hängen diese Unterschiede nicht zuletzt mit der Unternehmensstruktur Hamburgs, die stark vom Dienstleistungssektor geprägt ist, zusammen: „Wohl auch wegen dieser Struktur hat Hamburgs Wirtschaft im Jahr 2020 unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie noch heftiger gelitten als Deutschland insgesamt. Als dann Restaurants, der Einzelhandel und Betriebe des Unterhaltungssektors in den Jahren 2021 und 2022 wieder mehr Geschäft machen konnten, war in Hamburg das Aufholwachstum umso kräftiger.“

Konjunktur: 4,5 Prozent Wachstum – Hamburgs Wirtschaft in der Spitzengruppe

Ähnliches gelte für die Stadtstaaten Bremen und Berlin – dort kam man 2022 sogar auf ein Plus von 5,1 beziehungsweise 4,9 Prozent. Dagegen seien die Ausschläge in Flächenländern mit einem hohen Anteil von Industriefirmen, die auch während der Pandemie weiterproduzieren konnten, weitaus geringer ausgefallen. Zudem sei der Export zuletzt „ganz gut gelaufen“, so Berlemann, wovon Hamburg als Außenhandelsdrehscheibe profitiert habe.

Tatsächlich ist in Hamburg das BIP im Wirtschaftsbereich „Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ nach den Daten des Statistikamts Nord um 7,9 Prozent gewachsen und in den sonstigen Dienstleistungsbereichen um 5,3 Prozent, während das verarbeitende Gewerbe nur ein Plus von 1,5 Prozent aufweist. Allerdings dürfte der „Aufholeffekt“, der Hamburgs Wirtschaft überproportional stark wachsen ließ, nach Auffassung von Berlemann nun weitgehend ausgeschöpft sein.

Konjunktur: Inflation dürfte im Jahresverlauf auf weniger als vier Prozent sinken

Generell sind die Aussichten für 2023 sehr verhalten. Die Bundesregierung erwartet ein Wirtschaftswachstum von gerade einmal 0,2 Prozent, das HWWI geht von einem „Nullwachstum“ aus. Dennoch bleibe festzuhalten, dass die deutsche Wirtschaft bislang besser durch die Krisen gekommen sei, als befürchtet werden musste, sagt Berlemann – und schon 2024 könne wieder ein „merkliches“ Wachstum von knapp zwei Prozent erreicht werden.

Den HWWI-Experten zufolge könnte die Inflationsrate bis Ende 2023 auf weniger als vier Prozent sinken und sich bis Ende 2024 wieder der „Zwei-Prozent-Stabilitätsmarke“ annähern.