Hamburg. Wer seine Wohnung inklusive Einrichtung vermietet, kann viel Geld verdienen. Mieterverein kritisiert Schlupflöcher für Vermieter.
Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist zuletzt stark gestiegen, doch immer mehr davon werden als möblierte Wohnungen angeboten. Vor allem in großen Städten wie Hamburg gibt es diese Entwicklung. So entfielen im vierten Quartal des vergangenen Jahres bereits 24 Prozent aller Wohnungsanzeigen in Hamburg auf möblierte Angebote. Seit 2018 hat sich dieser Anteil mehr als verdoppelt, wie aus der Untersuchung von ImmoScout24 hervorgeht. Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist deutschlandweit hoch. Insbesondere in den Metropolen kommen teilweise Hunderte Anfragen auf ein Mietwohnungsangebot. Das lässt die Mieten seit Jahren steigen.
Möblierte Mietwohnungen: 28 Euro kalt pro Quadratmeter
Regulierende Maßnahmen wie die Mietpreisbremse sollen dem entgegenwirken, doch es gibt Schlupflöcher für die Anbieter: Möblierte Wohnungen, die zum vorübergehenden Gebrauch vermietet werden, sind weiterhin unreguliert. So ist in Hamburg der Anteil der möblierten Vermietungen von elf Prozent im Jahr 2018 auf 16 Prozent 2020 und inzwischen auf 24 Prozent gestiegen. Während eine leere Wohnung im Schnitt 14,06 Euro (kalt) je Quadratmeter kostet, werden für eine möblierte Wohnung 28,38 Euro verlangt, wie aus der Untersuchung von ImmoScout24 hervorgeht.
Ein viel zu knappes Wohnungsangebot und ein Markt, der völlig aus den Fugen geraten ist, ist nach Einschätzung des Mietervereins zu Hamburg der Grund für diese Entwicklung. „Wer auswärts arbeiten oder studieren muss, gibt seine Wohnung nicht einfach auf, sondern sucht zunächst einen Ausweg in der Untervermietung, weil er fürchtet, später keine bezahlbare Wohnung mehr zu bekommen“, sagt Marielle Eifler, stellvertretende Geschäftsführerin des Mietervereins zu Hamburg.
Wohnen in Hamburg: Mieterverein beklagt fehlende Kontrollen
Zudem gebe es Geschäftemacher, die so versuchen, die Mietpreisbremse zu umgehen. Denn auch ohne zeitliche Begrenzung kann für möblierte Wohnungen ein Aufschlag verlangt werden, der nicht genau definiert ist. „Doch die Angemessenheit wird eben nicht kontrolliert, wenn eine möblierte Wohnung doppelt so teuer vermietet wird“, sagt Eifler. Die Mietpreisbremse sei ein zahnloser Tiger. Es fehle an Kontrollen und einem abschreckenden Bußgeld.
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In München, Berlin, Frankfurt und Köln liegt der Anteil möblierter Wohnungen noch deutlich höher. In Berlin sind es sogar 51 Prozent. Im Schnitt werden dort für eine möblierte Wohnung 32,28 Euro pro Quadratmeter verlangt. Köln liegt mit 33,86 Euro pro Quadratmeter noch leicht darüber. In der deutschlandweiten Betrachtung habe der Anteil möblierter Wohnungen seit 2018 um fünf Prozentpunkte von acht auf 13 Prozent zugenommen, sagt Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24.