Hamburg. „Ich denke nicht, dass es zweistellig wird“, sagt Gewerkschaftschef zu den beginnenden Verhandlungen für das Kfz-Handwerk im Norden.
Insgesamt 8,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in zwei Schritten bis Ende September 2024 sowie zweimal je 1500 Euro netto Einmalzahlung für jeden Beschäftigten – auf diesen Kompromiss hatten sich die Gewerkschaft IG Metall und die Arbeitgeber im Herbst 2022 für die Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie geeinigt.
Ursprünglich hatte die IG Metall 8 Prozent mehr für ein Jahr gefordert. Das war im vergangenen Jahr noch eine ungewöhnlich hohe Prozentzahl. In den aktuell laufenden Tarifrunden wollen die Gewerkschaften mittlerweile sogar Forderungen im zweistelligen Prozentbereich durchsetzen – etwa für den öffentlichen Dienst und für die Post-Beschäftigten.
IG Metall Küste: Nächste Lohnrunde im März
Die IG Metall im Norden wird in den 2023 anstehenden Tarifverhandlungen dagegen absehbar überraschend zurückhaltend bleiben. „Ich denke nicht, dass es eine zweistellige Forderung geben wird“, sagte Daniel Friedrich, der Bezirksleiter in den Küstenländern, am Montag mit Blick auf die im März startenden Lohnverhandlungen für die gut 6000 Beschäftigten von tarifgebundenen Kfz-Werkstätten in Hamburg und Schleswig-Holstein. Beziffern werde die Gewerkschaft die Lohnforderung im Februar.
Friedrich ließ aber keinen Zweifel, dass die Beschäftigten einen deutlichen Zuwachs erwarten: „Das Kfz-Handwerk hat drei goldene Jahre hinter sich, davon müssen auch die Belegschaften profitieren.“ Die IG Metall habe aber schon zuletzt darauf gesetzt, dass die hohe Inflationsrate sowohl durch Entlastungspakete des Staates als auch durch Tarifabschlüsse ausgeglichen werde. Im Norden wird die Gewerkschaft in diesem Jahr unter anderem über höhere Löhne und Gehälter für insgesamt 15.000 Beschäftigte im Metallhandwerk, in der Heizungsindustrie sowie im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk verhandeln.
IG Metall: Mehr Mitglieder nach Warnstreiks
Ein für die Gewerkschaft erfreulicher Nebeneffekt der von Warnstreiks begleiteten Tarifrunde im Herbst 2022: Die IG Metall Küste gewann – insbesondere im zweiten Halbjahr – so viele neue Mitglieder wie nie zuvor. Es waren genau 12.447. Unter dem Strich blieb mit 177.550 Mitgliedern an der Küste erstmals seit Langem sogar ein leichtes Mitgliederplus von 0,1 Prozent. Erfreulich sei, dass insbesondere die Eintritte von Angestellten und Auszubildenden prozentual stark gestiegen seien. „Dieser Trend setzt sich im Januar fort“, sagte Friedrich.
Dass die Mitgliederzahl im Norden stieg, während sie bundesweit rückläufig war, führt er auch auf die 2022 abgeschlossenen Strukturverhandlungen bei Airbus zurück. Beim Personalaufbau des Flugzeugbauers und bei der Übernahme von Leiharbeitern habe die IG Metall erreichen können, dass Hunderte von ihnen jetzt fest oder mindestens direkt im Unternehmen beschäftigt seien.
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IG Metall: Kampfansage an Vestas
Eine Kampfansage machte Friedrich dem Windkraftanlagenhersteller Vestas. Dessen in Hamburg ansässige Deutschlandzentrale will mit der Gewerkschaft keine Verhandlungen über einen Haustarifvertrag führen, bei Vestas gibt es immer wieder Warnstreiks. Friedrich: „Wir haben einen langen Atem.“