Hamburg. Nach Corona sind viele ihren Gewohnheiten treu geblieben und halten sich kostenlos daheim fit. Studios werben um Teilnehmer.
Sich mit Atem- und Dehnübungen zu entspannen und zu kräftigen liegt im Trend – zahlreiche Menschen praktizieren regelmäßig Yoga. Dennoch haben viele Yoga-Studios in Hamburg Probleme, sie schließen ihre Übungsräume und verlieren Kunden.
Der Grund: Nach Corona sind viele Frauen und Männer ihren Gewohnheiten treu geblieben und halten sich daheim fit. Sie haben Hanteln oder Crosstrainer gekauft, praktizieren Yoga nun mithilfe von Onlinekursen. Diese werden zwar auch von den stationären Studios angeboten, aber eben auch von (internationalen) Anbietern. Sie werben mit Gratisofferten oder günstigen Lehrinhalten, die oft nur einmal produziert, aber millionenfach genutzt werden können. Die direkte Eins-zu-eins-Beziehung, die bei vielen Yogakursen in Hamburg geboten wird, suchen viele Kunden nicht mehr.
Yoga-Studio in Hamburg: Mindestens 30 Prozent weniger Teilnehmer
„Die Einbrüche an Teilnehmenden vor Ort liegen bei mindestens 30 Prozent“, sagt etwa Atma Kaur Khalsa vom Anand Yogazentrum in Winterhude über die aktuelle Lage – im Vergleich zum Beginn des Jahres 2020. „Wo die Leute nun bleiben und ob sie irgendwo anders etwas online machen, das wissen wir nicht“, ergänzt die Betreiberin des Studios an der Gertigstraße. Nur so viel: Es werde im Internet sehr viel gratis „oder so billig angeboten, dass wir da nicht mithalten können“.
Die Yogastudios haben keine leichte Zeit, bestätigt Yoga-Lehrerin Veronika Freitag. Sie hat ihr Studio am Grindel bereits aufgegeben und nennt eine weitere Herausforderung für die Branche: Große Firmen wie Urban Sports verhinderten, dass sich Yogis mit einem Studio verbinden. Das heißt, dass Anbieter, die für flexible Sport-Mitgliedschaften etwa in den Bereichen Fitness, Schwimmen oder Bouldern stehen, die Kundenbindung an kleinere Studios zunehmend erschweren.
Yoga in Hamburg: „Onlinekurse sind die bequeme Alternative“
Britta Ibbeken von „Yoga an der Alster“ beobachtet ebenfalls, wie sich die Branche verändert. Auch sie hat ihre Räumlichkeiten in der City schon aufgegeben. Stattdessen bietet die 51-Jährige Kurse auf einem Steg an der Alster an. Ab Mai geht es damit wieder los, jetzt ist die Hamburgerin zunächst in Indien, der Wiege des Yoga.
„Onlinekurse sind für viele Menschen die bequeme Alternative“, begründet sie die zunehmende Beliebtheit der Internetformate. Man könne auch teilnehmen, wenn das Kind krank sei, und spare sich längere Anfahrtswege. Andererseits bedeute Yoga ja Verbundenheit, und in der Gruppe zu praktizieren und vielleicht anschließend noch einen Tee zusammen zu trinken entspreche schließlich dem Bedürfnis des Menschen nach sozialer Nähe, bedauert Britta Ibbeken.
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Anand Yogazentrum in Hamburg lockt mit Gutscheinen
Das Anand Yogazentrum versucht Kunden nun mit Groupon-Gutscheinen zu gewinnen. Selbst diese Rabatte, die im Internet bei der gleichnamigen Rabatt-Plattform verfügbar sind, locken nicht so viele Nutzerinnen wie früher: Es würden nur sehr wenige Gutscheine gekauft, sagt Atma Kaur Khalsa, etwa 40 in gut zwei Monaten. „Bei früheren Aktionen habe ich das pro Woche verkauft“, vergleicht die Hamburgerin, die unter anderem Kundalini Yoga, Schwangerschafts- und Rückbildungsyoga anbietet.