Hamburg. Trotz der zahlreichen Krisen rechnet der Arbeitsagenturchef mit mehr Beschäftigung. Schulabgängern macht er ein Versprechen.
Der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Sönke Fock, rechnet trotz der Herausforderungen in diesem Jahr in der Hansestadt mit einer hohen Arbeits- und besonders Fachkräftenachfrage. „Damit wird die Gesamtbeschäftigung in Hamburg nicht nur hoch bleiben, sondern sogar steigen“, prognostizierte Fock am Dienstag. Das sei die Chance für Arbeitssuchende aus der Region, aus Deutschland oder auch aus dem Ausland, sich auf freie Stellen in Hamburg zu bewerben.
Im Dezember stieg die Zahl der Arbeitslosen jedoch leicht. Im Vergleich zum November erhöhte sie sich um 0,9 Prozent auf 74.719. Im Vergleich zum Dezember 2021 betrug das Plus 5,3 Prozent. Die Quote lag zum Jahresende wie im Oktober und November bei 6,9 Prozent und damit 0,3 Punkte über dem Wert vom Dezember 2021.
Hamburg verzeichnet mehr Arbeitslose im Dezember – auch wegen Flüchtlingen
Grund für die gestiegene Zahl der Arbeitslosen ist laut Fock unter anderem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundene hohe Zahl von Flüchtlingen. „Ende Dezember waren 5286 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet“, sagte Fock. Sie erhielten Hilfe zum Lebensunterhalt, Sprachkurse, berufliche Integrationsangebote und Zugang zum Hamburger Arbeitsmarkt.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg nach jüngsten Daten vom Oktober auf 1,06 Millionen. „Ein Plus von 31.400 oder 3,1 Prozent innerhalb eines Jahres, das erneut deutlich über dem bundesdurchschnittlichen Anstieg von 1,5 Prozent liegt“, sagte Fock. Besonders aufgestockt worden seien die Belegschaften in den Bereichen Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleistungen sowie Information und Kommunikation. Aber auch das Gastgewerbe sei nicht mehr weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Einen minimalen Rückgang um 100 Beschäftigte verzeichneten laut Fock Banken und Versicherungen.
Von den knapp 9800 freien Ausbildungsplätzen blieben fast 1100 unbesetzt
Mit 69.803 Arbeitslosen zählte die Arbeitsagentur im Mai 2022 die geringste Zahl an Frauen und Männern ohne Job – nach dem coronabedingten Höchstwert von 91 140 im Juli 2020. Durch den Ukraine-Krieg sei die Arbeitslosigkeit wieder gestiegen. „Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Arbeitslosigkeit damit pro Monat bei 73.800, deutlich unter dem Wert von 80.400 im Jahr 2021“, sagte Fock.
Nicht zufrieden zeigte sich der Agenturchef mit dem Ausbildungsmarkt, der auch im vergangenen Jahr hinter der Vor-Corona-Zeit zurückgeblieben sei. So seien 2019 mehr als 14.000 Ausbildungsverträge unterzeichnet worden. Im vergangenen Jahr seien es nur gut 11.600 gewesen. Von den knapp 9800 gemeldeten freien Ausbildungsplätzen seien fast 1100 unbesetzt geblieben.
- Hamburgs größte Firmen: Wer einstellt und wer Stellen abbaut
- Unzufrieden im Job: Nur 58 Prozent fühlen sich wertgeschätzt
- Urlaub: Arbeitgeber müssen Mitarbeiter vor Verjährung warnen
Chef der Hamburger Agentur für Arbeit macht Schulabgängern ein Versprechen
Mit Blick auf die für dieses Jahr gemeldeten 6500 freien Ausbildungsplätze versprach Fock allen Schulabgängerinnen und -abgängern, die eine Ausbildung beginnen möchten, dass sie zum Herbst auch tatsächlich einen Platz erhalten. Voraussetzung sei, dass sich Interessierte bis Ende Februar mit ihrem Halbjahreszeugnis meldeten.
Fock appellierte auch an Eltern, Verwandte, Pädagogen, Sporttrainer und Erzieher, für eine Ausbildung zu werben. „Auch Abiturienten sollten einmal in die Welt fantastischer und anspruchsvoller Ausbildungsberufe sowie dualer Studiengänge eintauchen, die ihnen hiesige Unternehmen bieten“, sagte Fock.