Hamburg. Zwei Jahre waren die Partys vor dem Fest kaum möglich. Nun kehren erste Hamburger Unternehmen zur Normalität zurück.
Gastronomie im Lockdown, größere Menschenansammlungen im Büro entweder praktisch verboten oder mindestens keine gute Idee – zwei Jahre lang waren Weihnachtsfeiern in Hamburger Unternehmen eine große Ausnahme. Im dritten Jahr der Pandemie aber gibt es auch bei den Firmenpartys vor dem Fest ein kleines bisschen Rückkehr zur Normalität.
Kolleginnen und Kollegen feiern wieder häufiger auf Kosten der Geschäftsführung bei Glühwein und Lebkuchen oder Gänsekeule und Rotwein. Große Feiern mit der ganzen Belegschaft und Hunderten Menschen sind zwar weiterhin eine Ausnahme. Aber auch die gibt es vereinzelt wieder.
Firmen-Weihnachtsfeier sind zurück
„Wir planen eine Weihnachtsfeier am Standort Hamburg, zu der alle etwa 1350 Beschäftigten eingeladen sind“, sagt etwa Lukas Nemela, der Sprecher des Einkaufscenterbetreibers und Immobilienunternehmens ECE. Nach zwei Jahren, in denen sich die Belegschaft vor dem Fest digital zusammenschaltete, soll an einem Donnerstag im Dezember in der ECE-Zentrale in Poppenbüttel – mit den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen – mal wieder in Präsenz gefeiert werden.
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„Drinnen und draußen, mit Catering und Musik“, so Nemela. Das kommt offenbar gut an. „Es gibt schon viele Rückmeldungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich auf ein nettes Beisammensein nach so langer Zeit freuen.“
Aurubis: Weihnachtsmarkt unter freiem Himmel
Auch beim Kupferkonzern Aurubis wird der Weihnachtsmarkt, zu dem die mehr als 2500 Beschäftigten und ihre Familien an diesem Wochenende eingeladen sind, wieder so gefeiert wie im Advent 2019. „Wir wollen ein Stück weit zur Normalität zurückkehren“, sagt Unternehmenssprecher Christoph Tesch. In und vor der „Alten Schlosserei“, einem Eventbereich auf dem Werksgelände, können die geladenen Besucher von Stand zu Stand bummeln.
Vergangenes Jahr gab es den Weihnachtsmarkt auch. Auf dem Parkdeck, man fuhr per Auto von Stand zu Stand. Glühwein allerdings wird nicht ausgeschenkt. Auf dem Werksgelände gilt ein striktes Alkoholverbot.
Beim Gabelstaplerbauer Jungheinrich hingegen wird es im dritten Jahr in Folge keine zentrale Feier für die gut 1000 Beschäftigten in der Wandsbeker Konzernzentrale geben. „Das wurde schon in der ersten Jahreshälfte entschieden“, sagt Unternehmenssprecher Benedikt Nufer. Grund: Es war nicht abschätzbar, wie sich die Corona-Pandemie im Herbst und Winter entwickelt, welche Vorgaben dann gelten. Stattdessen stellt Jungheinrich den Teams und Abteilungen ein Budget für gemeinsame Feierlichkeiten im kleineren Kreis zur Verfügung. Ob das Geld für Weihnachtsfeier, Sommerfest oder andere Events ausgegeben wird, entscheiden die Abteilungen selbst.
Haspa gibt Zuschuss für Abteilungsfeiern
Unternehmen wie die Haspa und der Zigarettenhersteller Reemtsma halten das seit Jahren so. „Eine zentrale Weihnachtsparty gab es bei uns schon vor Corona nicht. Die Filialen und Abteilungen feiern seit jeher für sich“, sagt Haspa-Sprecher André Grunert. Die Sparkasse gebe für jeden Beschäftigten „einen kleinen Betrag“ dazu. Es reicht für ein Essen und ein, zwei Getränke in einem Restaurant der mittleren Preisklasse. Bei Reemtsma heißt es: Die Abteilungsfeiern werden über die Firma abgerechnet.
Der Laborgerätehersteller Eppendorf SE hält es wie Jungheinrich: Es gibt weiterhin keine zentrale Feier in der Firmenzentrale in Hummelsbüttel, stattdessen einen Pro-Kopf-Zuschuss für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter. Über die Verwendung entscheiden die Abteilungen selbst. Die Furcht vor einem Corona-Ausbruch in der Belegschaft, die womöglich sogar die Produktion gefährden könnte, sei nur ein Grund, auf eine große Feier in den eigenen Räumlichkeiten zu verzichten, sagt Unternehmenssprecher Ralph Esper.
„Die Belegschaft in Hamburg ist auf deutlich über 1000 Menschen gewachsen. So viele können und dürfen sich in unseren für eine größere Feier geeigneten Räumen nicht gleichzeitig aufhalten.“ Gänzlich aufgeben aber will das Unternehmen das Konzept „Eine Weihnachtsfeier für alle am Standort“ deshalb nicht. Man arbeite bereits an Lösungen, sagt Esper – womöglich schon für das kommende Jahr und womöglich außerhalb der Firmenräume.
Dass Firmenweihnachtsfeiern mit mehreren Hundert Menschen in diesem Jahr noch kein großes Comeback haben werden, wusste Hans-Christoph Klaiber bereits vor Monaten. Denn für gewöhnlich melden sich Unternehmen, die so etwas planen, bereits im Sommer.
„Aber da tat sich wenig. Es herrschte große Unsicherheit, ob ein großes Feierformat in der Adventszeit überhaupt machbar sein würde“, sagt der Geschäftsführer des Veranstaltungsunternehmens Nordevent. Als sich zu Herbstbeginn abzeichnete, dass das wohl möglich sein wird, war es zu spät. „Eine Veranstaltung mit 500, 600 Menschen lässt sich nicht von heute auf morgen planen“, so Klaiber.
Gefeiert wird häufiger im kleinen Format
Trotzdem ist er mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft zufrieden. Denn Firmenfeiern finden bei Nordevent durchaus statt – nur eben häufig im kleineren Format. „Das Geschäft mit Veranstaltungen für bis zu 100 Leuten ist sehr stark. Wir haben in diesem Jahr eher mehr davon als vor Corona.“ Der Umsatz sei schon wieder auf Vor-Pandemie-Niveau, so Klaiber.
Bei Gastronom Jens Stacklies läuft das Geschäft mit den Firmenfeiern vor dem Fest ebenfalls. Seine Brauerei Gröninger und das Restaurant „Schönes Leben“ in der Speicherstadt seien für Veranstaltungen mit 30 bis 50 Leuten sehr gut gebucht.
„Die Firmen sind durchaus spendabel, die wollen sich bei ihren Leuten bedanken und lassen sich nicht lumpen“, sagt Stacklies. Er organisiert sogar schon wieder richtig große Feiern. „In der Fischauktionshalle haben wir allein im Dezember sieben Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen“, sagt der Gastronom.