Hamburg. Gewerkschaft spricht von „gutem Ergebnis“, Arbeitgeberverband von „teurem Abschluss“ – aber für Donnerstag ist ein Treffen geplant.
Noch am Mittwoch waren Tausende Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie in Hamburg, Bremen und anderen Städten in Norddeutschland auf die Straße gegangen, um für höhere Löhne zu demonstrieren.
Einige Tage später scheint eine Einigung in Sicht zu sein. In Baden-Württemberg schlossen Gewerkschaft und Arbeitgeber in der Nacht zum Freitag eine Tarifvereinbarung, die Pilotcharakter für die Bundesrepublik haben soll – und beiden Seiten im Norden wollen jetzt auch über die Übernahme des Abschlusses sprechen.
Metal- und Elektroindustrie: Im Juni sollen die Löhne um 5,2 Prozent steigen
Im Südwesten sollen die Beschäftigten ab dem 1. Juni 2023 5,2 Prozent mehr Lohn erhalten. Ab dem 1. Mai 2024 ist eine Erhöhung von weiteren 3,3 Prozent vereinbart worden.
Zudem gibt es eine steuerfreie Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro, die in zwei Schritten ausgezahlt werden soll. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2024.
IG Metall freut sich über zeitnahe Entlastung der Beschäftigten
„Das ist ein gutes Ergebnis in einer schwierigen Zeit. Die Beschäftigten werden zeitnah netto entlastet, und wir haben Tabellenerhöhungen durchgesetzt, die dauerhaft wirken“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste und Verhandlungsführer für die Arbeitnehmer.
Er dankte den gut 81.000 Beschäftigten, die sich in den vergangenen Wochen allein im Norden an den Warnstreiks beteiligt hätten. Die Gewerkschaft vertritt im Norden 130.000 Beschäftigte in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordwestniedersachsen.
Am Donnerstag sprechen beide Seiten in Hamburg miteinander
Noch am Freitag wurde die Tarifkommission per Videokonferenz über das Ergebnis aus Baden-Württemberg informiert, sagte Gewerkschaftssprecher Heiko Messerschmidt unserer Redaktion: „Die Reaktionen waren überwiegend positiv.“ In den nächsten Tagen werde in den Betrieben diskutiert.
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Am Mittwoch soll die große Tarifkommission, die aus 120 Metallerinnen und Metallern aus dem gesamten Bezirk besteht, zusammenkommen und beraten. Für den Donnerstag seien in Hamburg Gespräche mit dem Arbeitgeberverband Nordmetall über die Übernahme des Abschlusses geplant.
Arbeitgeber sprechen von „sehr hart errungenem Kompromiss“
„Die Tarifeinigung im Pilotbezirk Südwest ist ein sehr hart errungener Kompromiss“, sagte Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele. Er werde der Metall- und Elektroindustrie aber mehr Planungssicherheit in den kommenden zwei Jahren geben. Auch die Unternehmensvertreter besprechen sich zunächst in ihren Gremien und bestätigten den Gesprächstermin am Donnerstag.
Nordmetall verwies auf den Beschluss in Baden-Württemberg, bei dem die Inflationsausgleichsprämie sehr flexibel ausgezahlt werden könne. Firmen in Notlage könnten 2023 und 2024 jeweils einen Betrag von rund 600 Euro „nach objektiven, nachvollziehbaren Kriterien verschieben und streichen“. So werde der Tarifabschluss der unterschiedlichen Lage der Firmen gerecht. Zudem sei ein Verfahren beschlossen worden, das die Sozialpartner schnell und flexibel auf mögliche Energienotlagen reagieren lasse.
Tarifverhandlungen im Norden: „Einigung ist Blankoscheck auf bessere Zeiten“
Das Gesamtpaket sei ein „teurer Abschluss“, so Ströbele. Das dafür nötige Geld müsse erst noch erarbeitet werden. „Ein Stück weit ist diese Einigung auch ein Blankoscheck auf bessere Zeiten. Wir werden jetzt alles daran setzen, die Multi-Krise aus explodierenden Energiepreisen, fortdauernden Lieferengpässen und massivem Fachkräftenotstand zu überwinden.“