Hamburg. Der kleine Heizkörper soll einen 30-Quadratmeter-Raum um drei Grad erwärmen können. Das Interesse ist groß.
Auch wenn vor Kurzem noch fast sommerliche T-Shirt-Temperaturen herrschten, die Energiekrise lässt viele Verbraucher mit Sorge an kältere Tage denken. Heizlüfter und Radiatoren waren in vielen Baumärkten zwischenzeitlich vergriffen. Im Internet kursieren zudem Anleitungen, wie sich Haushalte selbst Öfen bauen können, mit Bildern von umgedrehten Blumentöpfen, die mit Teelichtern beheizt werden.
Heizen mit Teelichtofen: Wie funktioniert das?
Jetzt verkauft ein Unternehmen aus Schleswig-Holstein einen solchen Teelichtofen. „Cozy“ (englisch für gemütlich) heißt die Konstruktion, die aus Holz, Alugittern und Brandschutzplatten besteht. Auf den Markt bringt den an einen kleinen Schuhschrank erinnernde Ofen die Maritim Manufaktur aus Ahrensbök, die sonst mit Autodachzelten und Campingzubehör handelt. Firmengründer Angelo Bris, Mitarbeiter Heyko Rickert, sein Geschäftspartner Raoul Zimmermann und, in der technischen Begleitung, Helene Knorr, Ingenieurin für Energie Effizienz, haben Cozy gemeinsam entwickelt.
Die kleine Teelichtheizung war ursprünglich für Campingfreunde gedacht, doch der Bedarf ist in Zeiten der Unsicherheit über die Gasversorgung und hoher Preise nicht nur bei der Outdoor-Zielgruppe vorhanden. Denn viele Familien wollen die Heizung zu Hause nicht so weit aufdrehen, es aber dennoch in einzelnen Bereichen wohlig warm haben.
Mit Teelichtofen Heizkosten sparen?
„In einem Raum mit etwa 30 Quadratmetern schafft Cozy eine Erhöhung um drei Grad“ verspricht Zimmermann. Und das ausschließlich mit der Wärme von sechs Teelichtern. Das Prinzip ist simpel: Die Teelichter stehen auf einem Gitter und werden von unten mit frischer Luft versorgt. Die Wärme strömt durch einen Brennkammerdeckel aus Aluminium nach oben – auf diese Weise soll das Zimmer dann mit warmer Luft versorgt werden.
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Bei den Selbstbauanleitungen für Teelichtöfen gibt es inzwischen kritische Stimmen von Experten. Feuerwehren warnen vor der Brandgefahr, die von diesen Öfen mit Tontöpfen ausgeht. Der Wärmestau unter dem Tontopf könne zu einem Wachsbrand führen und der wiederum zu einer Verpuffung und einem Wohnungsbrand.
Bei Cozy sei mit Heyko Rickert ein aktives Mitglied der freiwilligen Feuerwehr im Entwicklerteam gewesen, sagt Zimmermann. „Wir haben jederzeit und zuallererst auf die Sicherheit und den Brandschutz geachtet“, betont der Geschäftspartner, der allerdings noch keine offizielle Aussage der Feuerwehr zu seinem Produkt vorweisen kann.
Bisher habe auch noch kein Prüfinstitut die Anfrage nach Produkttests positiv beantwortet. Zimmermann vermutet: „Es scheint so zu sein, dass der TÜV, und dabei ist es egal ob Nord, Süd oder Rheinland, nur Prüfungen vornimmt, wenn eine entsprechende EN-Norm existiert. Bei einer neuen Erfindung gibt es diese Norm selbstverständlich nicht“, sagt der Miterfinder.
Das Interesse an den Teelichtöfen ist groß
Das drei Kilo schwere Gerät, das auf standsicheren Holzfüßen geliefert wird, wurde in der Manufaktur in dem Ort ein paar Kilometer landeinwärts vom Ostseebad Scharbeutz zunächst als Prototyp gebaut und anschließend für die größere Fertigung vorbereitet. Nun steht mit einem Auftragshersteller aus Deutschland die Massenfertigung an. „Gerade läuft die erste Charge bei unserem Partnerbetrieb vom Band, und wir beginnen auch mit dem Versand an Endkunden“, sagt Zimmermann über den Markteintritt. In diesem Jahr ist eine Produktion von etwa 15.000 Stück geplant, bis Ende Februar sollen es bis zu 100.000 Öfen sein.
„Wenn wir weitere produzierende Betriebe gewinnen können, auch mehr“, so Zimmermann. Denn das Interesse an den Öfen, die 69 Euro (Sonderpreis: 59 Euro) kosten, ist nach Medienberichten und TV-Besuchen bei dem Unternehmen, das auch Strandkörbe anbietet, sehr groß.
Erhältlich ist der Heizschrank unter www.keepcozy.de und vor Ort bei der Maritim Manufaktur, deren Gründer den Cozy nicht nur als weiteren Heizkörper nutzen. „Vor allem wird er im Büro unter dem Tisch eingesetzt und abends auf dem Sofa als Fußwärmer, wo er in seiner besten Disziplin glänzen kann“, berichtet Zimmermann über die Idee der Holsteiner.