Hamburg. Der Bund stellt zu wenig Bagger und Personal zur Verfügung und nimmt die höheren Tiefgänge für die Schifffahrt wieder zurück.

Die Probleme mit dem hohen Schlickaufkommen in der Elbe sind dramatischer als zunächst gedacht. Am Freitagnachmittag räumte der Bund ein, dass er die nach der Elbvertiefung zugesicherten Tiefgänge für große Schiffe nicht halten kann. Die Vorteile der Elbvertiefung können bis zu zwei Jahre nicht genutzt werden, heißt es.

Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt kündigte zudem an, dass sie ihre Baggerarbeiten in der Elbe in dieser Zeit ausweiten werde. Schiffe mit großen Tiefgängen kommen damit erst mal nicht mehr nach Hamburg. Offenbar hat der Bund das Schlickaufkommen unterschätzt.

Elbvertiefung: Tiefgänge nur auf eingeschränktem Niveau

„Derzeit sind in der Elbe verstärkte Sedimenteinträge großflächig in Fahrrinnen- und Fahrwasserabschnitten und insbesondere im Böschungsbereich erkennbar“, sagte ein Sprecher der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Neben der Elbvertiefung seien auch Sturmflutereignisse „mit ungewöhnlich hohem Sedimenteintrag“ und der geringe Oberwasserzulauf der Elbe dafür verantwortlich. Deswegen solle mehr gebaggert werden. „Dies führt in dieser Zeit zu geringeren nutzbaren nautischen Tiefen“, sagte der Behördensprecher.

Eigentlich waren für die Schifffahrt durch die Elbvertiefung erst Anfang dieses Jahres die Tiefgänge um einen Meter erhöht worden. Jetzt heißt es, dass aufgrund der Verkehrsrestriktionen nur noch auf einem eingeschränkten Niveau um 20 bis 90 Zentimeter erhöhte Tiefgänge möglich seien – je nach Schiffsklasse.

Hamburg in Entscheidung nicht einbezogen

Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und das Land Hamburg hätten weitere Gespräche über eine verstärkte Zusammenarbeit verabredet, steht in einer Mitteilung der Behörde. In der Hansestadt klingt das ganz anders. Hier ist man auch überrascht worden, dass die Vorteile der Elbvertiefung schon wieder zurückgenommen werden.

„Wir sind in die Entscheidung nicht eingebunden worden und haben davon auch erst heute erfahren“, sagte eine Sprecherin der zuständigen Wirtschaftsbehörde. Die für die Schlickbeseitigung auf Hamburger Gebiet zuständige Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) prüfe nun, wie man dem Bund helfen könne. Offenbar ist die HPA bereit, die Fahrrinne der Elbe über Hamburgs Landesgrenze hinaus bis nach Stade auszubaggern.

Elbvertiefung: Viele Schiffe meiden Kanal

Hauptproblem ist, dass die Schifffahrtsverwaltung des Bundes zu wenig Baggerkapazitäten und Personal zur Verfügung stellt, um die Elbe auf Tiefe zu halten. Auch vor dem Nord-Ostsee-Kanal verschlickt derweil die Zufahrt. Sie kann von Schiffen mit mehr als acht Metern Tiefgang nur noch bei Hochwasser passiert werden.

„Es ist unverständlich, warum die Schifffahrt unter der Unzuverlässigkeit des Kanals jetzt leiden muss. Kann man nicht zusätzliche Bagger einsetzen?“, fragt der Chef des Schiffmaklers Sartori & Berger, Jens B. Knudsen. Immer mehr Schiffe würden den Kanal meiden.