Hamburg. Konzern will in Hamburg nicht dem Beispiel der städtischen Energiewerke folgen. Verwirrung bei Kunden wegen Höhe der Umlagen bei E.on.
Am Mittwoch hatte der Senat gute Nachrichten für die 30.000 Gaskunden der Hamburger Energiewerke (HEnW). Denn sie müssen die von der Bundesregierung beschlossenen Gasumlagen nicht bezahlen. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) begründete dies mit den erzielten Gewinnen der HEnW. Das städtische Unternehmen sei folglich selbst in der Lage die staatlich angeordneten Kosten zu tragen.
Da stellt sich die Frage, ob nicht auch der Gasversorger E.on auf die Umlagen verzichten könnte, schließlich weist der Konzern für das erste Halbjahr 2022 ein bereinigtes Vorsteuerergebnis (Ebitda) von rund 4,1 Milliarden Euro aus. Trotzdem hatte das Unternehmen erst vor wenigen Tagen bekanntgegeben, die Gasbeschaffungsumlage von brutto 2,88 Cent pro Kilowattstunde (kWh) sowie die Gasspeicherumlage von 0,07 Cent in der Grundversorgung voll an seine Hamburger Kunden weiterzugeben. Und daran will E.on auch nach der gegenteiligen Entscheidung des Konkurrenten HEnW nichts ändern, wie eine Nachfrage des Abendblatts ergab.
Gasumlage: E.on will das Verhalten der HEnW nicht bewerten
Konkret auf das Beispiel der Hamburger Energiewerke angesprochen, teilte ein E.on-Sprecher schriftlich mit: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir die Kalkulation anderer Anbieter weder bewerten können noch wollen“.
Und weiter heißt es: „Für uns als E.on gilt, dass wir – auch im Sinne unserer Millionen Bestandskunden – die massive Vervielfachung der Beschaffungspreise dank unserer längerfristigen Einkaufsstrategie abmildern konnten und können. Den Entwicklungen der Märkte insgesamt können wir uns, wie viele andere Anbieter auch, aber nicht entziehen. Preisbestandteile wie eine kurzfristig eingeführte Umlage beeinflussen diese Kalkulation wesentlich, sind aber leider nicht vorhersehbar.“
Gasumlagen: Warum sind sie bei E.on so hoch?
Zudem hatten sich mehrere Abendblatt-Leser darüber gewundert, dass E.on ab 1. November mehr als die Summe der beiden Umlagen in Höhe von 2,95 Cent/kWh brutto auf den Gaspreis draufschlägt, nämlich 3,76 Cent/kWh. Das Unternehmen begründet den höheren Betrag damit, dass es selbst die Umlagen bereits ab Oktober an den Staat zahlen müsse, die Kunden aber erst ab November von E.on belastet würden.
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Die Frage, ob die Kunden ab 1. Januar 2023 dann mit einer Preisreduzierung rechnen können, beantwortete der Konzern wie folgt: „Wir als E.on halten uns bei der Umsetzung selbstverständlich an die rechtlichen Vorgaben. So können sich unsere Kunden darauf verlassen, dass wir alle Kostenbestandteile bei unseren Preisgestaltungen berücksichtigen. Das gilt für sinkende wie für steigende Kostenbestandteile.“ Und weiter: „Ergeben sich dadurch insgesamt gesunkene Kosten, geben wir diese natürlich auch an unsere Kunden weiter.“ Die Kunden sollten also im Januar darauf achten, ob sie von einer Preisanpassung nach unten profitieren.