Hamburg. Rückschlag für den Hamburger Hafen: Stade und Lubmin erhalten den Zuschlag. Doch der Senat gibt die Hoffnung nicht auf.
Die Bundesregierung hat die vier Standorte für schwimmende LNG-Terminals festgelegt. Hamburg geht dabei leer aus. Zwei Schiffe stehen bereits in diesem Jahr zur Verfügung und sollen zum Jahreswechsel in Wilhelmshaven an der Nordsee und Brunsbüttel an der Elbmündung eingesetzt werden, erklärte das Ministerium am Dienstag.
Das dritte Terminal gehe nach Stade und das vierte nach Lubmin in Vorpommern. Die letzten zwei der vier Schiffe seien ab Mai 2023 verfügbar. Der Standort Stade werde voraussichtlich ab Ende 2023 zur Verfügung stehen. Nach Angaben der Betreiber in Mecklenburg-Vorpommern soll die Anlage auf See vor Lubmin frühestens ab Ende 2023 für den Gasimport bereit sein.
LNG-Terminals: Niederlage für Hamburg
Hamburg, das ebenfalls die Stationierung eines schwimmenden LNG-Terminals prüft, wird in der Mitteilung des Ministeriums nicht erwähnt. Das ist eine Niederlage für Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Umwelt- und Energiesenator Jens Kerstan (Grüne), die beide öffentlich für eine solche Anlage in Hamburg geworben hatten – und zwar nicht nur aus Prestigegründen.
Die vorübergehende Stationierung von vier LNG-Terminals spielt in der Strategie des Bundeswirtschaftsministeriums eine wichtige Rolle, damit Deutschland von russischem Gas weniger abhängig wird. Dabei wird Erdgas unter Druck tiefgekühlt, flüssig per Schiff transportiert, und in einem Tanklagerschiff vor Ort, einem sogenannten FSRU (Floating Storage and Regasification Unit), gespeichert. Hier wird das Flüssiggas auch erwärmt, regasifiziert und dann in die Netze gepumpt.
"Ein bitterer Tag für den Hamburger Hafen"
Tschentscher sah in dem Projekt eine Stärkung der Hamburger Strategie zum Aufbau eines Energiehafens. Die Entscheidung des Ministeriums sei deshalb für Tschentscher eine Niederlage, sagte der Hamburger Landesvorsitzende der FDP, Michael Kruse, der auch in Berlin für den Standort geworben hatte. „Im Konzert der norddeutschen Energiehäfen spielt Hamburg neben Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade nur noch eine Nebenrolle. Ein bitterer Tag für den Hamburger Hafen und seine energieintensive Industrie“, urteilte Kruse.
Ähnlich kritisch äußerte sich der Hafenexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Götz Wiese. Letztlich sei diese Entscheidung ein Rückschlag für den künftigen Energiehafen Hamburg. „Während Rotterdam und Antwerpen längst LNG-fähig sind und damit als Hafenstädte in der aktuellen Krisensituation einen wertvollen Beitrag leisten, hat der rot-grüne Senat durch Zaudern wertvolle Zeit verstreichen lassen.“ Dabei habe der Bürgermeister den kurzfristigen Bau eines LNG-Terminals angekündigt, aber dann sei nichts mehr passiert.
Hamburg plant weiterhin die Errichtung eines LNG-Terminals
Der Hamburger Senat gibt gleichwohl, die Hoffnung nicht auf, doch noch ein FSRU in die Hansestadt locken zu können. „Wir planen weiterhin die Errichtung eines LNG-Terminals im Hafen. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir jedoch noch keine Aussage zur Umsetzbarkeit treffen. Das wurde dem Bundeswirtschaftsministerium übermittelt“, sagte der Staatsrat der Umweltbehörde, Michael Pollmann. „Wir sind dabei mit Berlin übereingekommen, dass wir unsere Prüfung in Hamburg fortsetzen.“ Insbesondere die von der Hamburg Port Authority (HPA) aufgeworfene Frage, welche Auswirkungen ein solches Terminal auf die Schifffahrt haben könnte, müsse noch abschließend geklärt werden.
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Auch Bürgermeister Tschentscher will die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Gleichwohl räumt er ein, dass die Prüfung zur Stationierung eines solchen FSRUs aufgrund der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen gewisse Zeit dauert. „Die nautischen Bedingungen für ein LNG-Terminal sind im Hamburger Hafen schwierig. Hierzu wird derzeit ein nautisches Gutachten erstellt. Aus Sicherheitsgründen kann vorher keine Entscheidung über die Errichtung eines LNG-Terminals in Moorburg getroffen werden“, sagte der Bürgermeister. In Abstimmung mit dem Bund setze Hamburg aber seine Prüfungen in dieser Hinsicht fort, um eine weitere Option für ein temporäres LNG-Terminal zu entwickeln.