Hamburg/Osnabrück. Schluss mit Trüffeln & Co: Leysieffer hat alle Standorte geschlossen. 200 Beschäftigte wurden von der Hiobsbotschaft überrascht.
Schokoladen-Liebhaber wissen, was die Himmlischen sind. Die 1950 kreierten Schokoladen-Trüffel des Pralinenherstellers Leysieffer haben es zu deutschlandweiter Bekanntheit gebracht. Doch mit dem Nachschub der exquisiten Süßwaren sieht es schlecht aus. Das Traditionsunternehmen aus Osnabrück hat Insolvenz angemeldet. Seit vergangenem Freitag steht die Produktion. Alle zwölf Standorte sind geschlossen, darunter die Filiale im Hanseviertel in Hamburg sowie zwei in Westerland auf Sylt.
Leysieffer schließt Standorte: 200 Beschäftigte ohne Insolvenzgeld
Die 200 Beschäftigten wurden von der Hiobsbotschaft überrascht. Innerhalb von wenigen Stunden waren sie bereits am Donnerstagabend freigestellt worden. Aktuell verhandelt der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH über das Insolvenzgeld. „Nur dann können wir den operativen Geschäftsbetrieb wiederaufnehmen und aufrechterhalten“, sagte er. Die Bundesarbeitsagentur hatte die Zahlung aus rechtlichen Gründen zunächst abgelehnt.
Schon 2019 war Leysieffer pleite
Bereits im Frühjahr 2019 war der Schokoladenhersteller zahlungsunfähig gewesen und hatte Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Ein Jahr später war der US-amerikanische Investor Deel & Winkler eingestiegen, der zuvor bereits mit den Osnabrückern geschäftlich verbunden war.
Das Insolvenzverfahren war danach abgeschlossen worden. Unrentable Filialen wurden in der Folge geschlossen und Stellen gestrichen, zudem zog die Produktion um und ein Online-Shop wurde aufgebaut. Doch trotz der Sanierungsmaßnahmen steht Leysieffer schon zwei Jahre nach dem Neustart wieder vor der Pleite.
Schokoladenhersteller verkauft weniger Pralinen
Grund für den erneuten Insolvenzantrag sind Liquiditätsschwierigkeiten, hieß es in einer Mitteilung von Insolvenzverwalter Meyer. In den vergangenen Monaten habe das Unternehmen einen erheblichen Umsatzrückgang verzeichnet, der sich auch in der Liquiditätssituation niedergeschlagen habe. Hinzu kämen die zuletzt stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten sowie die nach wie vor bestehenden Folgen der nicht beendeten Corona-Pandemie.
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Geschäftsführung hofft auf schnelle Entscheidung
Die Beschäftigten waren über das Verfahren und die weiteren Schritte am Montagmorgen in einer Mitarbeiterversammlung am Hauptstandort informiert worden. „Wir hoffen sehr, dass es dem vorläufigen Insolvenzverwalter gelingen wird, die Bundesagentur zur Abänderung ihrer Entscheidung aus der vergangenen Woche zu bewegen“, sagte Geschäftsführerin Anne Winkler. Der Zeitdruck sei immens, weil anderenfalls die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs kaum noch möglich sein dürfte.
Auch Leysieffer in Westerland auf Sylt überraschend geschlossen
Auch der Betrieb im Standort auf Sylt wurde bereits eingestellt: Die Stehtische stehen gestapelt vor dem Bistro mitten in der Westerländer Friedrichstraße. In mehreren Fenstern hängen DIN-A-4 große Zettel mit der Aufschrift „Lokal vorübergehend geschlossen.“ Auf Sylt betreibt Leysieffer neben dem Bistro auch eine Confiserie mit Delikatessenhandel.
„Nirgends auf Sylt kann der kleine oder große Hunger so ungezwungen und unkompliziert gestillt werden wie hier“, heißt es derzeit noch auf der Internetseite des Unternehmens. „Vom Gourmet-Frühstück auf der Etagere über kreative Bistro-Gerichte bis zum abendlichen Absacker wird alles geboten, was das Genießer-Herz begehrt. Täglich wechselnde Torten- und Kuchenkreationen aus der hauseigenen Inselküche sorgen für die süße Versorgung der Gäste“. Doch wählt man die Nummer des Ladens in Westerland, kommt die Ansage, die Nummer sei nicht vergeben.