Hamburg. HHLA-Vorstand soll nicht mehr über Löhne und Gehälter der Hafenarbeiter berichten. Ver.di spricht von einem “massiven Affront“.
Im aktuellen Tarifkonflikt der Hafenfirmen wird der Ton schärfer. Die Vertrauensleute der Gewerkschaft Ver.di im HHLA-Konzern haben die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath und ihre Vorstandskollegen in einem offenen Brief dazu aufgefordert, nicht mehr über Löhne und Gehälter der Hafenarbeiter zu berichten. Die Gewerkschaft wehrt sich damit gegen eine öffentliche Berichterstattung, wonach die Löhne und Gehälter bei der HHLA ohne die Vorstandszahlungen im Schnitt bei 91.000 Euro liegen. Das sei ein „massiver Affront gegen die Angestellten im gesamten Konzern“, die sehr weit entfernt von solchen Summen seien.
„Es spiegelt auch nicht die Realität wider“, heißt es in dem Brief. Die Entlohnung der Hafenarbeiter sei der offen zugänglichen Tariftabelle des Zentralverbands Deutscher Seehäfen zu entnehmen. Demnach würde in der mittleren Lohngruppe 6 ein Jahresgehalt zwischen 54.000 und 57.500 Euro gezahlt. Allerdings, so räumen die Beschäftigtenvertreter ein, würden dabei Mehrarbeit und Schichtzulagen nicht eingerechnet.
Hafen Hamburg: Lohndebatte bei Hafenarbeitern
Die Gewerkschaft fordert Titzrath dazu auf, gegen andere Darstellungen vorzugehen, notfalls den Verkauf von Zeitungen, die etwas anderes behaupten, in der HHLA-Kantine zu verbieten. Aus Arbeitgeberkreisen hieß es dazu: „Getroffene Hunde bellen.“
Auf Anfrage des Abendblatts erklärte ein HHLA-Sprecher: „Der Vorstand hat den offenen Brief der Ver.di-Vertrauensleute zur Kenntnis genommen. Er sieht keine Veranlassung, öffentlich Stellung zu Löhnen und Gehältern der Beschäftigten zu beziehen, schon gar nicht während laufender Tarifverhandlungen.“ Für ein Vorgehen gegen Darstellungen oder Kommentierungen in Medien fehle aus Sicht des Vorstands jegliche Grundlage.
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Lohndebatte – 2020 wurden bei der HHLA 91.473 Euro angegeben
„Forderungen nach Sanktionierungen einzelner Medien, etwa nach einem Verkaufsverbot in Kantinen, sind in einer von Meinungsvielfalt geprägten Gesellschaft kein geeignetes Mittel. Es steht jedem Beschäftigten frei, selbst zu entscheiden, in welcher Weise er sich informiert“, so der Sprecher.
Er verwies darauf, dass der Senat jährlich einen Bericht über die Vergütungen der Mitglieder von Vorständen und Geschäftsführungen der öffentlichen Unternehmen herausgibt. Darin wird auch das durchschnittliche Bruttoeinkommen eines fest angestellten Mitarbeiters erfasst, bei der HHLA wurden Ende 2020 exakt 91.473 Euro angegeben.