Hamburg. Passagierzahlen sollen in den nächsten Wochen stetig steigen, 115 Direktziele. Eurowings erhöht die Ticketpreise.

Michael Eggenschwiler ist wieder optimistischer gestimmt. „Die sehr lange Durststrecke scheint überwunden zu sein“, sagt der Chef des Hamburger Flughafens am Donnerstag auf dem Top Deck des Terminals 2. Die Passagierzahl zeigt steigende Tendenz. In der Woche vor Ostern zählte der Helmut-Schmidt-Flughafen etwa 225.000 Fluggäste. Über Himmelfahrt und Pfingsten rechnet er mit bis zu 250.000 Reisenden pro Woche. Und im Sommer sollen es bis zu 280.000 Fluggäste werden. Das entspräche etwa 70 Prozent der Kapazität von 2019.

„Wir sehen im Moment, dass die Passagierzahlen stetig ansteigen“, sagt Eggenschwiler. In den ersten vier Monaten hätten 2,44 Millionen Passagiere den Airport genutzt. Das ist zwar ein Minus von 51,5 Prozent zu 2019 – das letzte Jahr vor der Corona-Krise dient in der Branche als Referenz. Aber grundsätzlich gehe es wieder nach oben, auch wenn die Auswirkungen des Ukraine-Krieges noch völlig unklar seien.

Flughafen Hamburg – die beliebtesten Ziele im Sommer

Für das Gesamtjahr bleibt der Airport-Chef bei seiner Prognose von etwa elf Millionen Fluggästen. Das wäre eine Verdoppelung zum Vorjahr. Helfen soll dabei ein umfassendes Angebot. Das beliebteste Urlaubsziel bleibt mit Abstand Mallorca mit 70 Abflügen pro Woche. Antalya folgt mit 34 vor Kreta mit 14. Insgesamt 115 Direktziele stehen vom Airport mit dem Kürzel „HAM“ im Flugplan – mehr als die Hälfte steuert Eurowings an.

Die Lufthansa-Tochter hat allein 60 Ziele ab Fuhlsbüttel im Angebot. Die Sehnsucht der Menschen zu verreisen, sei hoch, sagt Eurowings-Chef Jens Bischof auf dem Top Deck. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie wollten sie ihren Urlaub nachholen. Man spüre eine starke Reiselust der Norddeutschen und habe darauf reagiert.

„So liegt unsere Kapazität in Hamburg bei Zielen im europäischen Ausland sogar zehn Prozent über dem Angebot im Vor-Corona-Jahr 2019“, sagt Bischof. Im Fokus sind die Sonnenregionen Spanien, Griechenland und die Türkei. Sieben Ziele wie zum Beispiel Alicante und Göteborg stehen neu im Hamburger Flugplan der Airline.

Eurowings erhöht Ticketpreis um zehn Euro

Allerdings müssen Reisende mit höheren Preisen für die Tickets rechnen. „Es ist kein Geheimnis: Fliegen wird durch die erhöhten Kerosinkosten teurer“, sagt Bischof und zieht den Vergleich mit einem Verbraucher, der sein Auto mit Super oder Diesel befüllt. „Auch unsere Fahrt zur Tankstelle ist natürlich teurer geworden. Und selbstverständlich müssen wir zusehen, dass wir diese Mehrbelastung aus den Kerosinpreisen an die Gäste weiterreichen – bei neuen Buchungen. Das tun wir auch.“ Die Preiszuschläge lägen momentan bei etwa 10 Euro pro Ticket. Das könne aber auch wieder weniger sein, wenn die Kosten für Flugbenzin wieder sänken.

Wer seinen Flug bereits bezahlt habe, werde aber nicht nachträglich zur Kasse gebeten, stellte der Eurowings-Chef klar: „Im Nachhinein werden wir sicherlich unsere Gäste nicht belasten. Das ist selbstverständlich.“ Die Airline stehe auch für Verlässlichkeit. Der Bremer Veranstalter Plantours hatte jüngst für bereits gebuchte Fahrten auf dem Kreuzfahrtschiff MS „Hamburg“ einen Nachschlag wegen hoher Treibstoffkosten von 11 Euro pro Person und Übernachtung verlangt.

Jens Bischof (l.) von Eurowings und Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler am Hamburg Airport.
Jens Bischof (l.) von Eurowings und Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler am Hamburg Airport. © Oliver Sorg

50 neue Eurowings-Mitarbeiter in Hamburg

Für Bischof bleibt der Helmut-Schmidt-Flughafen einer der größten und wichtigsten Standorte für das Unternehmen. Während in der Krise nur drei Flugzeuge hier stationiert waren, sind es nun wieder 15 Maschinen. Noch in diesem Jahr soll einer der 13 neuen A320neo Fuhlsbüttel ansteuern. Knapp 500 Mitarbeiter für Cockpit und Kabine seien vor Ort beschäftigt. „Wir haben in Hamburg rund 50 Mitarbeiter eingestellt, um diese Flotte stabil zu operieren“, sagt Bischof.

Insgesamt wuchs das Personal um 26 Prozent auf 3792 Beschäftigte, wie aus dem Quartalsbericht der Mutter Lufthansa hervorgeht. Während sich der Eurowings-Umsatz mehr als vervierfachte, war es im Kranich-Konzern eine gute Verdoppelung auf 5,36 Milliarden Euro. Der Konzernverlust konnte im traditionell schwachen Auftaktquartal auf 584 Millionen Euro fast halbiert werden. Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet wie Bischof wegen des teureren Treibstoffs und Preissteigerungen bei weiteren Dienstleistern höhere Ticketpreise und befürchtet Betriebsstörungen wegen Personalproblemen bei Flugsicherungen und Flughäfen.

Airport-Chef schließt längere Wartezeiten nicht aus

Auch Eggenschwiler schließt Schwierigkeiten diesbezüglich nicht aus. „Das wird ein heißer Sommer werden“, sagt Hamburgs Airport-Chef und meint damit nicht die Temperaturen. Denn mit der zunehmenden Menge an Passagieren wird auch die Arbeit für die Beschäftigten deutlich wachsen, von denen man nach zwei Jahren Pandemie und Kurzarbeit auch einige verlor. Insbesondere zu den Stoßzeiten früh am Morgen, wenn die meisten Touristen am liebsten fliegen, um schon nachmittags am Strand zu liegen. „Es wird wie auf der Autobahn sein, alle wollen gleichzeitig los“, sagt Eggenschwiler und erwartet Belastungsspitzen, die höher sind als 2019.

Daher sei man in enger Abstimmung mit Fluggesellschaften, Abfertigung, Bundespolizei und Luftsicherheitskontrolle, damit Passagiere die Prozesse am Flughafen möglichst schnell durchschreiten. Er sei optimistisch, dass dies gelingen werde, aber: „Wir werden nicht ausschließen können, dass es mal etwas längere Wartezeiten geben kann.“ Die Passagiere könnten helfen, indem sie sich gut auf die Reise vorbereiten, sich über die Bestimmungen für aufzugebende Koffer und Handgepäck informieren, zwei Stunden vor Abflug da seien, elek­tronische Geräte wie Handys für das Einchecken oder die Gepäckaufgabeautomaten nutzen.

Eurowings bietet jetzt Pommes an Bord

Wer es denn rechtzeitig durch die Kontrollen geschafft hat, den erwartet laut Bischof bei Eurowings eine kulinarische Neuheit „exklusiv in Deutschland ab 1. Mai: frische und damit auch knusprige Pommes an Bord“.