Hamburg. Am 20. März endet die Homeoffice-Pflicht. Bei der Rückkehr ins Büro bleiben Unternehmen aber wegen hoher Inzidenz vorsichtig.
Der 20. März sollte mit dem Ende der Infektion- und Arbeitsschutzvorgaben der Bundesregierung zu einem „Freedom Day“ werden. Zahlreiche Bundesländer, darunter Hamburg, wollen einen Teil der Regelungen jedoch zunächst noch einige Wochen beibehalten. Abgeschafft aber wird die sogenannte Homeoffice-Pflicht für Unternehmen.
Sie mussten bislang Beschäftigten ermöglichen, außerhalb des Büros zu arbeiten, sofern das grundsätzlich möglich ist. Künftig sollen sie das nur noch prüfen, beschloss die Regierung. Eine Umfrage des Abendblatts zeigt: Große Hamburger Unternehmen beginnen zwar damit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück an den Schreibtisch im Büro zu holen. Angesichts der hoher Inzidenz, die am Mittwoch bundesweit einen neuen Rekordwert erreichte, allerdings zunächst vorsichtig.
Corona Hamburg: Firmen kehren aus Homeoffice zurück
Otto Gruppe
Mit dem Auslaufen der Homeoffice-Pflicht ist der Otto-Campus in Bramfeld vom kommenden Montag an grundsätzlich wieder geöffnet. Auch die große Kantine startet wieder den Betrieb. „Es werden aber weiterhin 3-G-Kontrollen an den Eingängen durchgeführt“, sagte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage. Im Schnitt befinden sich derzeit täglich 360 der knapp 7000 Beschäftigten der Otto Group am Hamburger Standort.
„An diesem Staus Quo wird sich vorerst bis Ostern wenig ändern“, so die Sprecherin. Hintergrund seien einerseits die steigenden Inzidenzen und das Ende der Märzferien am Wochenende, in dessen Folge ein weiterer Anstieg der Corona-Zahlen möglich sei. Außerdem wartet das Unternehmen noch auf eine neue Sars-CoV-2-Arbeitsschutz-Verordnung des Bundesarbeitsministerium, über die am Freitag abgestimmt werden soll. Diese solle als Grundlage für eine in den kommenden Wochen wieder stärkere Campus-Öffnung genutzt werden. Grundsätzlich gilt in der Gruppe, dass die Teams über die Verteilung von mobilem Arbeiten und Präsenz selbst entscheiden.
Signal Iduna
Die 3500 Hamburger Beschäftigten des Versicherers Signal Iduna werden in den nächsten Wochen nach dem 20. März wieder verstärkt in ihre Büros zurückkehren. „Wir streben an, dass 40 Prozent der Beschäftigten wieder in den Büros arbeiten“, sagte ein Konzernsprecher auf Anfrage. „Wenn man dann noch berücksichtigt, dass fünf bis zehn Prozent der Beschäftigten ohnehin nicht anwesend sind, weil sie Urlaub haben, auf Dienstreise oder erkrankt sind, erreichen wir wieder eine Quote von 50 Prozent.“ Diese war im Sommer 2021 schon einmal angestrebt wurden. Tatsächlich waren damals 35 Prozent der Mitarbeiter wieder in die Büros zurückgekehrt. Aktuell beträgt die Home-Office-Quote noch 85 Prozent.
Die Führungskräfte würden entscheiden, welche Mitarbeiter zuerst im Unternehmen benötigt werden, so der Sprecher der Versicherung, die ihre Hauptverwaltungen in Hamburg und Dortmund unterhält. Auch die Kantine in Hamburg wird wieder hochgefahren. Die Rückkehr in die Büros soll „mit Augenmaß“ erfolgen. Denn nach fast zwei Jahren Home-Office müssen sich viele Mitarbeiter umstellen. Manche Familien haben den Zweitwagen verkauft und müssen jetzt ihre Wege zur Erwerbstätigkeit neu organisieren. Am Arbeitsplatz herrscht bei Signal Iduna keine Maskenpflicht, aber in den Gängen. Die Mitarbeiter können sich nach wie vor mehrmals pro Woche im Unternehmen testen lassen.
Jungheinrich
Von den gut 3500 Beschäftigten des Gabelstaplerbauers und Intralogistik-Konzerns können derzeit etwa 40 Prozent im Homeoffice arbeiten. Der Großteil davon gehört zu den etwa 1000 Angestellten in der Wandsbeker Konzernzentrale. Derzeit gilt, dass maximal 30 Prozent der Beschäftigten im Büro sein dürfen. „Voraussichtlich ab April“, sagt ein Unternehmenssprecher, werde die maximale Anwesenheitsquote auf 50 Prozent steigen und die betriebliche Gastronomie, also die Kantine, wieder geöffnet. Corona-Schnelltests würden weiterhin angeboten, so der Sprecher. Langfristig wird bei Jungheinrich gelten, dass Bürobeschäftigte die Hälfte der Wochenarbeitszeit mobil arbeiten können. Abhängig vom Verlauf der Pandemie könne das „gegebenenfalls im dritten Quartal“ so sein, heißt es.
Haspa plant Mix aus mobilem Arbeiten und Präsenz
New Work SE
Von den 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der New Work SE, Muttergesellschaft der Businessplattform Xing, arbeiten aufgrund der Corona-Auflagen momentan zwischen 70 und 90 Prozent im „Mobile Office“. Kurzfristig auf Anfang April verschoben hat das Unternehmen eine Neuregelung, die ursprünglich ab 21. März gelten sollte „Wir haben mit den Kolleginnen und Kollegen auf Grundlage einer internen Umfrage festgelegt: Bei uns können alle mit ihrem Team und den Führungskräften selbst entscheiden, wie oft und wann sie ins Büro kommen“, sagt Sprecher Christoph Stanek.
Dabei hätten die Beschäftigten ein Anrecht auf mindestens 60 Prozent „Mobile Office“. Das heißt, dass sie sich außerhalb des Büros befinden, aber innerhalb der Landesgrenzen, sie könnten also von Sylt aus arbeiten. Den Mitarbeitern, die ins Büro kommen, werden am Eingang auch künftig Corona-Tests zur Verfügung gestellt. Zudem appelliert die New Work SE an ihr Personal, Abstand zu halten und eine Maske zu tragen, außer am Schreibtisch. „Diese Regelung gilt bis auf Weiteres“, sagt Stanek.
Haspa
Bei Deutschlands größter Sparkasse ist aktuell nach eigenen Angaben „der größere Teil der Beschäftigten“ – zuletzt waren es etwa 4500 - im Homeoffice, wenngleich die Filialen geöffnet sind. Die Haspa gehört zu den Unternehmen , die eine Entscheidung über das weitere Vorgehen nach dem 20. März vorerst zurückgestellt haben. „Auf Grundlage der bundesweiten Überprüfung der Homeoffice-Pflicht werden wir dann darüber entscheiden, wie diese Regelungen auf die Haspa übertragen werden können“, sagt Unternehmenssprecherin Stefanie von Carlsburg und ergänzt:. „Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass die Mitarbeitenden auch wieder vermehrt ins Büro kommen.“ Mit Blick auf interne Videokonferenzen heißt es, die Erfahrung habe gezeigt, „dass nicht alles was technisch möglich ist, zugleich auch sinnvoll ist“.
Der Zukunft gehöre ein Mix aus mobilem Arbeiten und Präsenz mit persönlichem Austausch vor Ort. In der mit dem Betriebsrat ausgehandelten Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten ist vorgesehen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Stellen, bei denen es grundsätzlich möglich ist, künftig bis zu 50 Prozent der Arbeitszeit mobil gearbeitet werden kann. Voraussetzung ist, dass der oder sie Beschäftigte und die Führungskraft dem zugestimmt haben.