Hamburg. 2732 Kabinen, 17 Restaurants, 23 Bars und jede Menge Luxus. Bald startet das neue Kreuzfahrtschiff “Aidacosma“ ab Hamburg.
Schon gleich hinter der Kabinentür stellt sich die erste Luxusfrage: Soll die Fußbodenheizung unter den flauschigen Teppichen zusätzlich die Füße wärmen? Das dürfen die Passagiere in der Penthouse-Suite auf der „Aidacosma“ selbst entscheiden. Es gibt noch so viel mehr zu bedenken: Welches Kopfkissen aus der umfangreichen Auswahl soll es denn sein? In welchem der fünf À-la-Carte-Restaurants soll das Welcome-Dinner eingenommen werden?
Lieber durch die zwei Decks hohe Panoramascheibe über den ausgedehnten Balkon hinweg auf das Kielwasser des Schiffs schauen – oder einen Film auf dem zwei Meter breiten Bildschirm an der Wand des Wohnbereichs? Und: Soll das Wasser in der mit allerlei Sprudel- und Massagedüsen ausgestatteten Badewanne erleuchtet sein? Und in welcher Farbe?
"Aidacosma": ein Kreuzfahrtschiff der Superlative
Die 53 Quadratmeter-Suite auf Deck 12 des neuen Kreuzfahrtschiffs der Aida Cruises ist die größte, mit Preisen ab 4590 Euro pro Person und Woche die teuerste und die einzige ihrer Art an Bord der „Aidacosma“. Während der Überführungsfahrt von Kiel nach Hamburg war sie noch unbewohnt. Doch das wird sich bald ändern: Am Sonnabend startet das Schiff in Hamburg zu seiner ersten Fahrt mit zahlenden Passagieren. Das Abendblatt war vorher an Bord.
Es ist ein Schiff der Superlative, das größte der insgesamt 13 der Reederei: 337 Meter lang, 42 Meter breit. Die 20 Decks ragen Dutzende Meter über den Meeresspiegel hinaus, es ist eine Art schwimmendes Hochhaus mit Hochklasse-Hotelbetrieb und noch ein wenig größer als das Schwesterschiff „Aidanova“. Die Seitenflächen sind mit 16.000 Quadratmetern etwa so groß wie zwei Fußballfelder. „Wenn der Wind aus der richtigen Richtung kommt, könnten wir segeln“, sagt Kapitän Tommy Möller scherzhaft.
2732 Kabinen in 21 verschiedenen Kategorien hat die „Aidacosma“, die meisten mit zwei Betten. Eine konkrete maximale Passagierzahl nennt die Reederei nicht, es dürften bei voller Auslastung mehr als 5500 sein. Und dann kommen noch die etwa 1400 Crewmitglieder dazu, die bereits vollzählig an Bord sind. 17 Restaurants, 23 Bars, diverse Pools, Spa, Casino, Shops, jeden Abend eine andere Show im Theatrium. Sogar ein Fernsehstudio wurde installiert. Die Maxime eines wachsenden Teils der Passagiere lautet: „Das Schiff ist das Ziel.“ Sie verlassen es auch während der Hafenaufenthalte nicht mehr.
Kreuzfahrten: „Aidacosma“ startet am Sonnabend in Hamburg zu seiner ersten Fahrt
Von der Meyerwerft in Papenburg übernommen hatte die Reederei ihr vorerst letztes neues Schiff bereits kurz vor Weihnachten. Danach lag sie lange in Bremerhaven, wich vor den vor gut einer Woche in schneller Abfolge heranziehenden Sturmtiefs aber nach Kiel aus. Nun soll sie am heutigen Freitag um 16 Uhr am Kreuzfahrtterminal in Steinwerder festmachen. Bis Mitte April legt sie dann zu sechs je einwöchigen Rundreisen über Rotterdam, Zeebrügge, Cherbourg und Southhampton auf.
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„Das Schiff kommt gerade recht in einer Phase, in der wir die Pandemie offenbar überwinden“, sagt Aida-Cruises-Sprecher Hansjörg Kunze. In der vergangenen Woche hatte die Reederei eine hohe Nachfrage nach Reisen in der Sommersaison gemeldet. Zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie sind künftig elf der 13 Aida-Schiffe wieder in Fahrt. Die beiden anderen sollen in den nächsten Wochen folgen. Einstweilen gilt weiter: Geimpfte benötigen eine Auffrischungsimpfung, um an Bord gehen zu dürfen. Dort herrscht FFP-2-Maskenpflicht.
Auf ihrer ersten Fahrt mit Passagieren und absehbar auch auf die folgenden wird die „Aidacosma“ allerdings noch nicht voll ausgelastet gehen. Gut 3000 zahlende Gäste werden in Hamburg an Bord gehen, heißt es. Die Hoffnung ist groß, dass es bald mehr sein können.
„Aidacosma“ wird mit mit verflüssigtem Gas angetrieben
Wie schon das Schwesterschiff „Aidanova“ wird auch die „Aidacosma“ mit verflüssigtem Gas, dem sogenannten LNG angetrieben, nicht mit Marinediesel. Die Reederei nennt es „einen Beitrag dazu, die Schönheit der Ozeane und der Erde zu bewahren“. Die Emissionen von Feinstaub und Schwefeloxiden würden nahezu vollständig vermieden, der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid verringere sich nachhaltig, heißt es.
Die vier sogenannten Dual-Fuel-Maschinen können zwar auch mit Marinediesel betrieben werden, doch Unternehmenssprecher Kunze betont: „Wir fahren LNG.“ Die Tanks sind groß genug, um Treibstoff für mindestens zwei einwöchige Fahrten zu bunkern. Während der Metropolen-Reisen in der Nordsee geschieht das regelmäßig in Rotterdam, während der Mittelmeer-Reisen zwischen Ende April und Mitte Oktober in Barcelona, bei den Winterfahrten zwischen den Emiraten in Dubai. LNG-Bunkerschiffe liefern den Treibstoff direkt an die „Aidacosma“ „Die Crew muss jetzt weniger Rußpartikel entfernen, es sieht so aus, als ob aus dem Schornstein nur noch heiße Luft entweichen würde“, sagt Kapitän Möller. Er sagt aber auch: „Wir alle wissen, dass es so nicht ist.“
"Das Interesse der Gäste an Klima- und Umweltfragen wächst"
Die Reederei spricht von einer Brückentechnologie. „Es ist der emissionsärmste fossile Brennstoff. Aber es ist ein fossiler Brennstoff“, sagt Kunze. Umweltverbände wie der Nabu sagen unter Berufung auf wissenschaftliche Gutachten, LNG könne langfristig sogar klimaschädlicher sein als Marinediesel, weil bei der LNG-Verbrennung Methan entweichen könne. Und unter welchen Bedingungen das an Bord genutzte LNG gewonnen wurde, bleibt ungewiss.
Hafenbehörden und Staaten verschärfen die Vorgaben, unter den Passagieren sind auch solche, deren Enkel oder Kinder an Fridays-for-Future-Demonstrationen teilnehmen. „Das Interesse der Gäste an Klima- und Umweltfragen wächst, da wird jetzt häufiger als früher nachgefragt“, sagt Hans-Henning Beyer, der viele Jahre als Umweltoffizier auf Aida-Schiffen fuhr.
Reederei will bald weitere Systeme testen
Die Reederei will bald weitere Systeme testen. So wird in eines der Aida-Schiffe während eines Werftaufenthalts in den nächsten Wochen eine riesige Batterie eingebaut. Mit dem in ihr gespeicherten Strom könnten sich die letzten Manöver nach der Einfahrt in einen Hafen bewältigen lassen. In der „Aidanova“ soll noch 2022 zusätzlich eine Brennstoffzelle installiert werden, die mit Methanol betrieben wird. Langfristig könnten mit „grünem“ Strom gewonnene Brennstoffe zum Einsatz kommen.
Einstweilen setzt die Reederei auf den Einsatz von Landstrom, um den Schadstoffausstoß während der Liegezeit im Hafen zu mindern. „Zehn unserer 13 Schiffe sind bereits entsprechend aus- oder umgerüstet“, sagt Kunze. In Warnemünde, Kiel und am Kreuzfahrtterminal in Hamburg-Altona fließt tatsächlich Strom aus erneuerbaren Quellen an Bord. In den meisten Häfen, die die „Aidacosma“ in diesem Jahr nach den bisherigen Plänen anlaufen wird, aber fehlen die Anlagen noch. Auch am Kreuzfahrtterminal Steinwerder ist so eine Landstromanlage erst im Aufbau. Nachdem die „Aidacosma“ dort heute Nachmittag festgemacht hat, wird sie also noch eine Maschine laufen lassen müssen.