Flensburg. Das Bier aus der Bügelflasche will schnell raus aus der Absatzkrise. Was deshalb in diesem Jahr definitiv nicht passieren soll.
Die Flensburger Brauerei hat 2021 zehn Prozent weniger Bier in Deutschland verkauft als im ersten Corona-Jahr 2020. Dafür war nicht allein die Pandemie verantwortlich, einen Teil des Absturzes von 660.000 auf 600.000 Hektoliter führte das Unternehmen selbst herbei – weil es 2021 die Preise erhöhte. „Vorher haben die großen Abnehmer uns die Lager leer gekauft, danach passierte wochenlang wenig“, sagte Geschäftsführer Andreas Tembrockhaus bei der Vorstellung der Unternehmensbilanz 2021. Für die Flensburger Brauer war es „das zweite schwierige Jahr in Folge“, so Tembrockhaus.
Steigt der Preis im Jahr 2023 erneut?
Obwohl auch die Brauereien die Inflation spüren und der Geschäftsführer ausgiebig über Kostensteigerungen berichtete, versprach er, dass eine weitere „Preisanpassung“ einstweilen nicht vorgesehen sei. „Für dieses Jahr kann ich das ausschließen. Ob es im kommenden Jahr Preisstabilität geben wird, müssen wir dann sehen“, sagte Tembrockhaus. Er ist jedenfalls überzeugt, dass die Bierpreise künftig häufiger steigen werden. „Eine Erhöhung und dann vier Jahre Pause wie in der Vergangenheit – so wird es eher nicht mehr sein.“
Zum deutlich niedrigeren Absatz trugen nach Angaben des Geschäftsführers auch das eher schlechte Wetter bei, der Lockdown in der Gastronomie bis in den Mai, der Ausfall vieler Volksfeste. Gleichwohl habe Flens das Jahresergebnis stabil halten können, sagte Tembrockhaus. Konkrete Zahlen zu Umsatz und Gewinn oder Verlust gibt das Unternehmen, das mehrheitlich in Familienbesitz ist, traditionell nicht bekannt.
Flaute am Zapfhahn
Dauerhaft verloren ist für die Brauerei die Gewissheit, dass sie gut ein Zehntel ihres Bieres in der regionalen Gastronomie absetzen kann und damit mehr Gewinn pro Liter einfährt als mit Flaschenbier, das an Getränke- und Supermärkte geliefert wird. Der Fassbieranteil halbierte sich im ersten Corona-Jahr. 2021 legte er zwar wieder leicht zu, und für 2022 ist ein Plus von 30 Prozent anvisiert, doch Tembrockhaus sagt auch: „Wir stellen uns darauf ein, dass wir nur noch auf 50.000 Hektoliter kommen werden, nicht mehr auf 60.000.“ Zufriedengeben will er sich damit nicht. Flens soll künftig auch in Mecklenburg und Niedersachsen aus den Zapfhähnen von Kneipen und Gasthöfen fließen.
Derzeit bietet die Brauerei acht Sorten Bier und Radler sowie fünf Sorten alkoholfreies Bier, Brause und Wasser in der charakteristischen Flasche mit Bügelverschluss an. Größer wird das Sortiment vorerst nicht. „Ich sehe derzeit nichts am Markt, was wir nicht bereits anbieten“, sagte Tembrockhaus. Die Innovationsabteilung sei aber immer für eine Überraschung gut, betonte er.
Krombacher liegt weit vorn – „Das tut weh“
Auf dem Heimatmarkt im Norden ist für das Pils aus Flensburg noch reichlich Luft nach oben. Dass der Marktführer Krombacher in der Region fast doppelt so viel absetzt wie Flens „das tut schon weh. Aber ich fürchte, es wird schwierig, da heranzukommen“, räumte Tembrockhaus freimütig ein. Mehr Freude bereitet ihm der – wenn auch kleine – Export. „Wir schicken derzeit im Schnitt zwei Container pro Woche nach China und in Großbritannien ist der Absatz trotz Brexit um 90 Prozent gewachsen.“
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Insgesamt will das Unternehmen nun beim Absatz hierzulande wieder auf die 660.000 Hektoliter von 2020 kommen. Für 2023 sind 700.000 angepeilt. Die technischen Voraussetzungen sind gegeben. Die Braukapazität in Flensburg wurde 2021 auf mehr als 100 Millionen Liter Bier pro Jahr erhöht.