Hamburg. DAX-Konzern plant in Chengdu einen 100 Fußballfelder großen Friedhof für Jets. Ausgebaute Teile sollen wiederverwertet werden.

China gilt in der Luftfahrt als einer der größten Wachstumsmärkte. In den nächsten 20 Jahren sieht Airbus weltweit einen Bedarf von 39.000 neuen Passagier- und Frachtflugzeugen. Mehr als jedes fünfte davon soll nach einer Prognose des Flugzeugbauers aus dem Reich der Mitte bestellt werden. Die Flotten der chinesischen Airlines dürften – wenn die Corona-Krise überwunden ist – wieder stark zulegen. Allerdings werden vermutlich auch viele ältere Maschinen aus dem Luftverkehr gezogen und ausgemustert werden.

Darauf stellt sich Airbus nun ein. Zusammen mit Partnern gründe man in der Stadt Chengdu ein „Lebenszyklus-Center für Flugzeuge“, teilte der DAX-Konzern am Dienstag mit. Dabei solle es sich um das erste Servicezentrum dieser Art in der Volksrepublik handeln.

Hamburger Flugzeugbauer unterzeichnet Vereinbarung

Man habe mit der Stadt Chengdu und Tarmac Aerosave eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Mitte 2022 soll eine formelle Vereinbarung über Aufbau und Rahmen der industriellen Zusammenarbeit unterschrieben werden. Wenn die behördlichen Genehmigungen vorlägen, soll Ende 2023 das neue Zen­trum in Betrieb gehen.

In dem Lebenszyklus-Center soll eine Reihe verschiedener Aktivitäten abgedeckt werden. Es reicht vom in der Covid-19-Krise stark nachgefragten Parken und Lagern von Flugzeugen bis hin zu Wartungs-, Verbesserungs- und Umbaumaßnahmen – auf beiden Geschäftsfeldern ist auch der Hamburger Konkurrent Lufthansa Technik aktiv. Mit Demontage und Recyclingdiensten für verschiedene Flugzeugtypen soll aber auch das Ende eines Flugzeuglebens künftig in der chinesischen Hauptstadt der Provinz Sichuan mit rund 20 Millionen Einwohnern abgeschlossen werden.

Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

Klaus Röwe ist bei Airbus für das Kundengeschäft zuständig.
Klaus Röwe ist bei Airbus für das Kundengeschäft zuständig. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

„In den nächsten 20 Jahren wird das Ausmustern von Flugzeugen in China exponentiell zulegen“, sagte Klaus Röwe, der bei Airbus für das Kundengeschäft zuständig ist. Daher sei man bestrebt, in der Region zu investieren. Das Projekt sei eine Premiere in China und außerhalb Europas und werde Airbus gut auf dem chinesischen Markt positionieren, um Teile von Flugzeugen wiederzuverwerten.

„Dies ist ein weiterer konkreter Beitrag zum Streben der Luftfahrtindustrie nach Nachhaltigkeit und unterstützt das Prinzip der Kreislaufwirtschaft“, so Röwe. So soll die Airbus-Tochter Satair alte Flieger erwerben und gebrauchte Teile ausbauen und vertreiben. Die Anlage soll eine Fläche von 690.000 Quadratmetern umfassen (das entspricht etwa 100 Fußballspielfeldern in der Bundesliga) und das Parken von 125 Flugzeugen ermöglichen – als „Flugzeugfriedhof“ bekannt.

A380 wurde nach zwölf Jahren verschrottet

Tarmac Aerosave ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Airbus, dem Technologiekonzern Safran und dem Umweltdienstleister Suez, die jeweils rund ein Drittel der Anteile halten. Es ist spezialisiert auf das Lagern und Verschrotten von Flugzeugen. Anfang 2019 tauchten Fotos auf, die viele Luftfahrtfans traurig machten. Auf dem Flughafen von Tarbes in Südfrankreich stand eine Airbus-Maschine mit der Seriennummer „MSN003“ – doch wo einst die kräftigen Triebwerke hingen, klafften nun große Löcher.

Es war der erste A380, der jemals an eine Fluggesellschaft ausgeliefert wurde und einst für Singapore Airlines flog. Nun wurde er von Mitarbeitern von Tarmac Aerosave verschrottet – keine zwölf Jahre nach der Erstauslieferung. Ein kurzes Lebensalter für Jets.