Berlin. Firmen sind in der vierten Corona-Welle angehalten, ihre Beschäftigten ins Homeoffice zu schicken. Dort mangelt es an der Ausstattung.

Die vierte Corona-Welle rollt über Deutschland. Unternehmen sind von der Bundesregierung aufgefordert worden, ihre Beschäftigten ins Homeoffice zu schicken, sofern es ihr Arbeitsalltag erlaubt. Damit wiederholt sich, was bereits bei den vorherigen Corona-Wellen galt: Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer findet der Arbeitsalltag in Wohnzimmern statt oder an Küchentischen. Denn längst nicht alle Beschäftigten, die nun wieder von zu Hause aus arbeiten, haben ein eigenes Zimmer, um dem Arbeitsalltag ungestört nachgehen zu können.

Jeder dritte Beschäftigte hat im Homeoffice kein eigenes Arbeitszimmer oder Büro. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Trendence-Instituts und des St. Oberholz Consulting unter 5.368 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die bisher unveröffentlichte Studie liegt unserer Redaktion vor.

Homeoffice: Fast jeder Dritte arbeitet im Wohnzimmer

23 Prozent der Befragten gaben an, von zu Hause zu arbeiten. Rund 28 Prozent von ihnen nutzen dabei das Wohnzimmer, 10,2 Prozent die Küche beziehungsweise den Esstisch. Ein Arbeitszimmer haben demnach 66 Prozent derjenigen, die von zu Hause aus arbeiten.

Mit der Arbeit aus den eigenen vier Wänden haben die Beschäftigten in Deutschland während der Corona-Pandemie sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. So wünschen sich drei von vier Deutschen laut einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) perspektivisch mehr Homeoffice. Eine Befragung der Krankenkasse DAK ergab, dass sich der Stress im Homeoffice verringere. Immerhin fallen Pendel-Wege zur Arbeit weg oder werden zumindest weniger, weshalb der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Klaus Müller, bereits ein spezielles Pendler-Ticket ins Gespräch brachte.

Homeoffice: Arbeitgeber im Ausland gewinnen an Attraktivität

Und doch hat die Arbeit von zu Hause auch negative Aspekte. Der persönliche Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen etwa lässt sich nur virtuell herstellen und die Ausstattung ist oft nicht wie im Büro. Entsprechend sind auch von den Großkonzernen nur wenige derart vom Homeoffice überzeugt, dass sie künftig ihren Beschäftigten bis zu fünf Tage pro Woche mobile Arbeit einräumen.

Allerdings dürfte der Homeofficeanteil in Zukunft zu vielen Bewerbungsgesprächen dazugehören. Denn die Arbeit aus den eigenen vier Wänden heraus eröffnet den Beschäftigten offenbar neue Perspektiven, wie die Studie von Trendence und St. Oberholz zeigt. 48 Prozent der Befragten gaben demnach an, sich aktuell vorstellen zu können, von zu Hause aus für einen Arbeitgeber im Ausland tätig zu sein.

Bei jüngeren Befragten bis maximal zehn Jahren Berufserfahrung liegt der Wert sogar bei 61 Prozent. Gut jeder zweite Befragte (52 Prozent) würde gerne bei einem deutschen Unternehmen mit Niederlassungen im Ausland arbeiten, unter den Jüngeren sind es sogar 64 Prozent.

Wechselbereitschaft ist derzeit groß

Gleichzeitig ist die Wechselbereitschaft vieler Beschäftigten derzeit laut der Studie groß. 39 Prozent sind nach eigenen Angaben aktiv auf Jobsuche, 35 Prozent haben Interesse an neuen Herausforderungen. Gut zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten erhoffen sich durch einen neuen Job vor allem mehr Gehalt. Je rund ein Drittel wünschen sich eine günstigere Work-Life-Balance, mehr Flexibilität und bessere Aufstiegschancen.

„Wir erleben ein „New International“ auf dem Arbeitsmarkt“, stellt Robindro Ullah, Geschäftsführer von Trendence, fest. Der hohe Anteil an Homeoffice mache einen Unternehmensstandort im Ausland verzichtbarer, um internationaler zu arbeiten. „Der Wettbewerb um die besten Talente wird so zunehmend zu einem internationalen.“