Hamburg. Hinter der neuen Shopping-Idee für Hamburg steckt die Online-Plattform Blvrd. Was sie potenziellen Käufern zu bieten hat.

Erst klicken, dann im Laden einkaufen: So lässt sich zusammengefasst das Prinzip der Einkaufs-App Blvrd (ausgesprochen: Boulevard) beschreiben, die jetzt auch für Hamburger Modegeschäfte nutzbar ist. Dahinter steckt eine Art digitales Schaufenster, in dem Nutzer sofort sehen können, ob und wo ein gesuchtes Teil im Laden direkt verfügbar ist. „Blvrd ist die Online-Plattform für lokale Mode“, beschreibt Gründer Ari Berzenjie die Idee.

Der Nutzen für Kundinnen und Kunden: Das Einkaufen wird schneller, stressfreier, Paketsendungen und Retouren fallen weg. Gestartet ist die App im vergangenen Juni in Hannover – mitten in der Corona-Pandemie. In Hamburg sind in der Testphase sechs Händler dabei: Neben Peek & Cloppenburg, Sportscheck, Appelrath & Cüpper und Sinn im Phoenixcenter ist Kauf Dich Glücklich sowie das Schuhhaus Hittcher mit mehreren Markenshops dabei. Als bislang einziger Teilnehmer bietet der Schuhhändler auch eine Reservierungsfunktion an.

Blvrd: Einkaufs-App soll mehr Käufer in die Innenstädte bringen

„Wir möchten die Käufer und Käuferinnen mit der App wieder in die Innenstädte bringen, in dem wir Off- und Online-Shopping verbinden“, sagt Gründer Berzenjie. Der 35-jährige Unternehmensentwickler hatte vor zwei Jahren die Idee für die Software-Lösung, als er in seiner Heimatstadt Hannover nach bestimmten Sneakern gesucht hatte und dafür einen Tag durch die Läden gezogen war. „Am Abend stand ich mit leeren Händen da, hatte zu viel Kaffee getrunken und Kopfschmerzen.“ Seitdem arbeitet er an seinem Geschäftsmodell, das Angebote, Verfügbarkeiten von Farben und Größen sowie Preise in den Geschäften online sichtbar macht – und Schluss macht mit unnötigem Suchen.

Berzenjie, der inzwischen zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seinem Team hat, sieht sich durch das veränderte Käuferverhalten auch durch die Pandemie auf dem richtigen Weg. „44 Prozent der Menschen, die regionale Mode kaufen, recherchieren vorher online“, sagt er. Der Einkauf im Geschäft um die Ecke habe nicht nur den Vorzug, dass man sich beraten lassen und die gewünschten Kleidungsstücke auch direkt anprobieren kann. Es gibt auch das gute Gefühl, Verpackungsmüll und Umweltbelastungen, die beim Versand entstehen, einzusparen.

Die Einkaufs-App Blvrd umfasst etwa 250.000 Artikel

Die Testphase in Hannover verlief so positiv, dass Blvrd in diesem Jahr vom Onlineportal Gründer.de zu den 25 erfolgreichsten Start-ups in Deutschland gezählt wurde. Aktuell umfasst die App etwa 250.000 Artikel und wird mittlerweile von mehr als 400 aktiven Kunden in der Woche verwendet. Insgesamt haben 10.000 Nutzer die kostenlose App heruntergeladen. Verhandlungen mit weiteren Partnern laufen. „Wir haben durch Corona Zeit verloren“, sagt Berzenjie, „aber das Interesse bei den Händlern ist groß.“

In Hamburg testet der Einkaufscenter-Betreiber ECE über eine sogenannte Digital Mall die Möglichkeit der Online-Produktsuche in den Geschäften. Das Pilotprojekt, das im Alstertal-Einkaufszentrum gestartet war, wurde auf weitere Standorte ausgeweitet, darunter das Elbe Einkaufszentrum. Das Angebot beschränkt sich allerdings weitestgehend auf filialisierte Händler, die oft selbst einen Onlineshop haben. Das Unternehmen hat zudem eine Kooperation mit dem Versandhändler Otto.de.

Shopping-App für Hamburgs Einzelhandel soll ausgebaut werden

Blvrd-Gründer Ari Berzenjie will seine App jetzt zügig vorantreiben. So soll durch die Anwendungen von Künstlicher Intelligenz das Angebot genauer auf die verschiedenen Kunden angepasst werden. Auch Reservierungsmöglichkeiten, Informationen für Preissenkungen und Rabattcoupons der teilnehmenden Läden sollen ausgebaut werden.