Hamburg. Insolvenzverwalter übernimmt Ruder bei zahlungsunfähiger Werft und sucht Investoren. Gespräche mit Bundeswirtschaftsministerium.
Die Beschäftigten der insolventen Pella Sietas GmbH können nach mehreren Monaten ohne Lohnzahlungen nun auf ihr Geld hoffen. „Wir freuen uns, dass es uns – auch mit Unterstützung der IG Metall – bereits wenige Tage nach der Stellung des Insolvenzantrages durch Pella Sietas gelungen ist, die Lohnzahlungen an die Belegschaft bis einschließlich September im Wesentlichen sicherzustellen“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter, Achim Ahrendt, nach Angaben des Unternehmens am Dienstag.
„Damit können auch die Arbeiten an den aktuellen Aufträgen der Werft fortgesetzt werden.“ Ahrendt hatte die Beschäftigten am Vormittag darüber informiert, dass das Kurzarbeitergeld für Mai und Juni sowie das Insolvenzgeld für Juli vollständig ausbezahlt wird. „Für eine Mehrzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann so auch für die Monate August und September das Insolvenzgeld vorfinanziert werden“, hieß es in einer Mitteilung.
Hamburger Werft arbeitet an Baggerschiff für Bund
Der vom zuständigen Amtsgericht Hamburg eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Ahrendt hatte am Freitag das Ruder bei Pella Sietas übernommen. Er arbeitet nach eigenen Worten seitdem „mit Nachdruck daran, die älteste Werft Deutschlands dauerhaft zukunftsfähig aufzustellen“. Dazu gehört eine Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen Lage sowie der Strukturen und Prozesse der Werft, die laut Mitteilung „auch die Grundlage für mögliche Sondierungsgespräche mit potenziellen Investoren“ sein kann. Auch Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium über Staatshilfen werden fortgesetzt.
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Nach Unternehmensangaben arbeitet die Werft zurzeit an einem Baggerschiff für den Bund, einer Bodenseefähre für die Stadtwerke Konstanz, einer Wattenmeerfähre für die Reederei Norden-Frisia auf Norderney und einem Eisbrecher im Auftrag der russischen Muttergesellschaft Pella Shipyard.
Pella Sietas Werft stellte einen Insolvenzantrag
Wie berichtet, hatte die Pella Sietas Werft am Donnerstag Insolvenzantrag gestellt. „Die durch die Corona-Pandemie verursachten Liquiditätsengpässe und die dramatische wirtschaftliche Situation im deutschen Schiffbau haben leider zur Zahlungsunfähigkeit geführt“, hieß es zur Begründung. Die Insolvenz betrifft nach früheren Angaben rund 350 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie etwa 300 Leih- und Werkvertragsarbeiter, die bereits seit Monaten auf ihr Entgelt warten mussten.
Die Werft ist der älteste noch existierende Schiffbaubetrieb Deutschlands. Erstmals 1635 urkundlich erwähnt, blieb sie über neun Generationen hinweg in Familienbesitz. 2014 war sie von der in St. Petersburg sitzenden russischen Pella Shipyard aus einer früheren Insolvenz heraus übernommen worden.