Hamburg. Kreuzfahrtanbieter sperren Passagiere ohne Impfschutz aus. Unternehmen dagegen behandeln alle Beschäftigte gleich.

Die Debatte darüber, ob gegen das Coronavirus geimpfte Menschen in Deutschland mehr Rechte haben sollen als ungeimpfte, hat Fahrt aufgenommen. Erste große Kreuzfahrtunternehmen haben entschieden, dass sie nur noch geimpfte Passagiere an Bord ihrer Schiffe lassen. Ein negatives Testergebnis genügt nicht mehr.

Bei einigen Anbietern gilt das bereits generell, bei anderen bislang nur, wenn die Schiffsreise in Länder führt, in denen eine Impfung bei der Einreise obligatorisch ist. Selbst Passagiere, die schon vor Inkrafttreten der Regelung gebucht haben, dürfen ihre Kabine gar nicht erst beziehen. Sie müssen umbuchen.

Impfstatus spielt für Hamburger Firmen keine Rolle

Für große Hamburger Unternehmen dagegen spielt es derzeit keine Rolle, welchen Impfstatus die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Von der Corona-Infektion genesen, vollständig geimpft, einmal geimpft, erst vor Kurzem geimpft oder gar nicht geimpft – das macht am Arbeitsplatz, der jetzt wieder häufiger in der Firma und nicht zu Hause ist, in der Regel keinen Unterschied. Und das soll nach dem Willen des Arbeitgebers in naher Zukunft auch so bleiben. Das ist das Ergebnis einer Abendblatt-Umfrage bei mehr als einem Dutzend großer Unternehmen mit Sitz in Hamburg.

Demnach ist in den Führungsetagen der Unternehmen zumeist gar nicht bekannt, wie viele Beschäftigte bereits geimpft sind und wie hoch der Anteil der Ungeimpften in der Belegschaft ist. „Das fragen wir nicht, und das dürfen wir auch gar nicht fragen“, heißt es auf Anfrage. Tatsächlich kann ein Arbeitgeber von einem Beschäftigten weder verlangen, dass er sich impfen lässt, noch, dass er auch nur Auskunft darüber gibt, ob er geimpft ist. Firmen wie die Haspa oder die Versicherung Signal Iduna gehen aber davon aus, dass ein Großteil der Angestellten einen Impfschutz hat.

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Corona-Hygienestandards gelten für alle Beschäftigten

Schon allein deshalb würde es den Betrieben schwerfallen, Geimpften etwas zu erlauben und Nicht-Geimpfte anders zu behandeln. Dürfen Beschäftigte früher zurück ins Büro, wieder auf Dienstreisen gehen oder in der Kantine essen – die anderen aber nicht? Bei Jungheinrich, HHLA, Hapag-Lloyd, Beiersdorf, Freenet, Lichtblick, Hanse Merkur, Signal Iduna, Haspa, Airbus, Lufthansa Technik, Philips, Olympus und Otto heißt es unisono: „Nein“. Und auch bei den üblichen Hygienevorschriften für die Arbeit im Büro gelte: Alle müssen sich an die üblichen Abstands- und Maskenpflichten halten. Einzige Ausnahme: Beim Ökoenergieanbieter Lichtblick können vollständig Geimpfte auf den Schnelltest beim Betreten der Firmenzentrale am Zirkusweg verzichten. Der allerdings ist ohnehin freiwillig.

Ändern wird sich an der Gleichbehandlung aller Beschäftigten unabhängig von ihrem Impfstatus in naher Zukunft absehbar nichts. Es gäbe keine Pläne, heißt es durchweg, einige Unternehmen sagen, es gäbe sie „derzeit“ nicht. Und auch dafür gibt es vor allem einen Grund: Die Rechtslage gibt das nicht her.