Hamburg. Viele Hamburger arbeiten aktuell von zu Hause. Doch nicht wenige haben massive technische Probleme. Wichtige Tipps.

Auch wenn die Pflicht zum Homeoffice jetzt ausgelaufen ist, viele Hamburger arbeiten weiter von zu Hause. Pendler ersparen sich so lange Anfahrten, Väter und Mütter haben mehr Zeit für die Familie. Andererseits kann es nervig sein, wenn das Internet daheim immer wieder ausfällt. Wenn die Kinder gleichzeitig Filme streamen und die Eltern Videokonferenzen verfolgen, kann das Netz schnell überlastet sein. Das Abendblatt gibt wichtige Tipps für die technische Ausstattung.


Welche Optionen gibt es?
Neben DSL in verschiedenen Geschwindigkeitsstufen (über Kupferleitungen) gibt es die Kabeltechnologie sowie Glasfaser, informiert der Digitalverband Bitkom. Eher seltener genutzt werden dürften im Homeoffice Mobilfunk-Anbindungen über LTE und 5G, wobei es zum Beispiel Router für zu Hause gibt, die neben einer kabelgebundenen Verbindung auch eine Mobilfunkverbindung über eine SIM-Karte herstellen können.

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Wie ist mein Bedarf?
Videotelefonie via Skype, Facetime und Zoom oder Filme anschauen mit Netflix, Amazon Prime oder MagentaTV erfordern mehr Datenvolumen als nur E-Mails verschicken und im Internet einkaufen. Fürs Fernsehen via Internet benötigt man zum Beispiel eine Bandbreite von mindestens 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zum Herunterladen der Daten, also etwa für den Download eines Films. Auch wenn mehrere Personen gleichzeitig dasselbe WLAN nutzen, ist mehr Bandbreite gefragt. Für einen durchschnittlichen Haushalt, der teilweise im Homeoffice arbeitet, reicht eine Internetleitung mit einem Download von 100 Mbit/s und einem Upload von 30 Mbit/s aus, rät die Verbraucherzentrale NRW.

Wie ist die Verfügbarkeit in Hamburg?
Die Verfügbarkeit in Hamburg ist sehr gut, es gibt viele Tarife für Highspeed-Internet ab 100 MBit/s, teilt das Internetportal Check 24 mit. Außerdem seien Gigabit-Tarife von mehreren Anbietern verfügbar, etwa von Vodafone Kabel Deutschland, der Telekom oder 1&1 sowie von regionalen Anbietern wie EWE, Wilhelm.tel und Willy.tel.


Kann ich den Anschluss verbessern?
Ja, die Telekom rät dazu, den Internetanschluss zu überprüfen. Denn die Betreiber bauen kontinuierlich ihre Netze aus. „Häufig ist am eigenen Anschluss mittlerweile eine höhere Bandbreite verfügbar“, sagt Telekomsprecherin Stefanie Halle. „Dadurch bauen sich Webseiten schneller auf, Filme ruckeln nicht – und es können mehrere Nutzer gleichzeitig surfen.“


Wie prüfe ich die Geschwindigkeit?
Die Messung mit Hilfe von breitbandmessung.de sei gerichtsfest, betont Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Diese App der Bundesnetzagentur ermöglicht es Kunden, die tatsächliche Datenübertragung ihres Internetzugangs zu ermitteln und mit der vertraglich vereinbarten Rate zu vergleichen. Getestet werden müsse bei Problemen auch, welche Leistung auf dem (Kabel-)weg von der Straße ins Haus erbracht und inwiefern diese in der Wohnung ankomme. Die Werte können auch zeitlich variieren: Internet via TV-Kabel kann in den Abendstunden bei hoher Auslastung langsamer werden.

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Wie optimiere ich das Wlan?
Der Wlan-Router ist die Empfangsstation für die Internetsignale. Vom Router werden die Signale weitergeleitet und als Wlan ohne Kabel in die Wohnung verteilt. Nach Einrichtung des Routers muss eine Verbindung mit dem Computer, Fernseher oder anderen internetfähigen Geräten hergestellt werden. „Für ein stabiles Wlan ist das A und O der Standort des Routers“, sagt Stefanie Halle von der Telekom. „Seine Funksignale reichen stabil maximal zwanzig Meter weit“. Das heißt, je näher die Geräte am Router stehen, desto besser.


Wie positioniere ich den Router?
Er sollte zentral und in leicht erhöhter Position stehen. Am besten ohne Hindernisse zwischen Router und den WLAN-fähigen Geräten. Dicke Zwischenwände, Fußbodenheizungen oder schwere Möbel bremsen das Signal. Aber auch elektronische Geräte können „dazwischenfunken“ wie zum Beispiel Mikrowellen, Babyphone oder veraltete Fernseher. Zur Not muss der Computer per LAN-Kabel verbunden werden.

Kann ich das WLAN verstärken?
Ja, mit einem so genannten Repeater. Das ist ein Gerät, das ich in eine Steckdose stecken kann. Dieser Repeater, den es schon für rund 30 Euro zu kaufen gibt, kann das Wlan etwa in einer anderen Etage des Hauses ermöglichen, wenn der Router allein dies nicht schafft.

Wie wechsele ich den Anbieter?
Bei schlechter Leistung kann ein Vertrag vorzeitig beendet werden. Ansonsten müssen Kunden Laufzeit und Kündigungsfristen beachten. Diese Infos stehen auf den Rechnungen, sagt Buttler. Grundsätzlich seien alle Anbieter ähnlich zuverlässig, ergänzt eine Sprecherin des Vergleichsportals Check24.


Wie gehe ich via Mobilfunk ins Internet?
Die Abdeckung mit dem Mobilfunkstandard LTE liegt bei 100 Prozent, „und über 97 Prozent der Haushalte decken wir bereits mit 5G ab“, heißt es bei der Telekom zur Mobilfunk-Situation in Hamburg. Surfen über Mobilfunk, also ohne Kabelverbindung, birgt allerdings die Gefahr, dass bauliche Gegebenheiten der Häuser die tatsächliche Leistung schmälern können.


Welche Alternativen gibt es noch?
Neue Mobilfunkantennen für eine Hausversorgung – auch weiter ab vom Schuss – und von der nächsten Mobilfunkstation haben sich beispielsweise in Dänemark herumgesprochen, informiert der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). Und auch der Satellit biete eine bessere Leistung als noch vor wenigen Jahren – zu extrem günstigen Preisen.


Was bietet Glasfaser?
Mit dieser Technologie sind laut Telekom für Privatkunden Geschwindigkeiten bis zu 1Gbit/s möglich. Glasfaser bietet gegenüber kupferbasierten Lösungen zudem eine ungeteilte Bandbreite, heißt es bei wilhelm.tel. Das bedeutet, dass die von Anbietern zugesagten Bandbreiten auch tatsächlich den Hausanschluss erreichen. Von hier entscheidet die Verteilung im Gebäude, welche Werte ein angeschlossenes Gerät realisieren kann, sagte wilhelm.tel-Sprecher Oliver Weiß.


Wie läuft der Glasfaserausbau?
Die Telekom hat in der Hansestadt im Mai 2021 den Glasfaserausbau (FTTH = Fibre to the Home) gestartet. Etwa 30.000 Haushalte in Hamburgs Norden werden bereits im laufenden Jahr versorgt. Weitere 60.000 Haushalte werden 2022 ausgebaut. Wilhelm.tel betreibt ebenfalls ein Glasfasernetz: Durch den regionalen Anbieter sind in der Metropolregion mehr als 76.000 Gebäude angeschlossen. Privatkunden können eine Verfügbarkeitsabfrage unter wilhelm-tel.de nutzen. In Hamburg unterhält zudem Tele Columbus mit seiner Marke PŸUR ein eigenes Glasfasernetz und versorgt damit etwa 60.000 Kunden.


Wie erhöhe ich die Sicherheit?
Es gilt die Software einschließlich des Anti-Viren Schutzes mit Updates aktuell zu halten, heißt es beim Branchenverband Bitkom. Wo immer möglich sollten VPN-Verbindungen zum Arbeitgeber aufgebaut werden. Geräte des Arbeitgebers sind gegenüber privaten Geräten zu bevorzugen. Die Verbraucherzentrale NRW rät, Wlan-Netze mit einem sicheren Passwort zu schützen. Das Auslieferungspasswort des Herstellers sollte bei der Einrichtung ersetzt werden.

Wie bekomme ich einen guten Preis?
Beim Preis sollten die Kundinnen und Kunden die Pakete der Anbieter vergleichen und je nach Bedürfnis abwägen, rät die Verbraucherzentrale NRW. Zudem sollten die Preise über die gesamte Vertragslaufzeit von meist 24 Monaten verglichen werden. So wird vermieden, dass man sich von Lockangeboten mit Rabatten für die ersten Monate über die wahren Kosten täuschen lässt. Ein regelmäßiger Anbieterwechsel kann eine hohe Ersparnis bei gleichzeitiger Geschwindigkeitsverbesserung bringen, rät Check 24. „Viele Verbraucher zahlen 40 Euro im Monat, aber nach einem Wechsel sind es weniger als 20 Euro pro Monat“, sagte eine Sprecherin des Portals. „Das entspricht etwa 500 Euro Ersparnis über zwei Jahre Vertragslaufzeit“

Wer übernimmt die Kosten?
Die Übernahme von Kosten für die Verlegung der Arbeit in den privaten Bereich sollte vorab mit dem Arbeitgeber geklärt werden, empfiehlt Berthold Bose, Landesbezirksleiter der Gewerkschaft Ver.di Hamburg. Hierbei könne auch der Betriebsrat helfen.