Hamburg. Ausgerechnet in der Sommersaison fehle einem Großteil der Betriebe das Personal, um Gäste bewirten zu können.
Innerhalb des vergangenen Jahres haben in der Stadt rund 8700 Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte dem Gastgewerbe den Rücken gekehrt – das ist fast jeder sechste Beschäftigte der Branche, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unter Berufung auf jüngste Zahlen der Arbeitsagentur schreibt.
Und der Personal-Schwund dürfte sich wegen der Lockdowns bis Mai noch zugespitzt haben, befürchtet Silke Kettner, Geschäftsführerin der NGG-Region Hamburg-Elmshorn. „Viele Menschen schätzen es, nach langen Entbehrungen endlich wieder essen zu gehen oder zu reisen. Aber ausgerechnet in der Sommersaison fehlt einem Großteil der Betriebe schlicht das Personal, um die Gäste bewirten zu können“, mahnt die Gewerkschafterin.
Jobs in der Gastronomie sind wenig attraktiv
Die NGG verweist in diesem Zusammenhang auf die niedrigen Einkommen und oftmals wenig attraktiven Jobs in der Gastronomie. „Schon vor Corona stand das Gastgewerbe nicht gerade für rosige Arbeitsbedingungen. Unbezahlte Überstunden, ein rauer Umgangston und eine hohe Abbruchquote unter Azubis sind nur einige strukturelle Probleme. Die Unternehmen haben es über Jahre versäumt, die Arbeit attraktiver zu machen. Das rächt sich jetzt“, kritisiert Kettner.
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Wirte und Hoteliers hätten nun die Chance, die Branche neu aufzustellen. Zwar seien viele Firmen nach wie vor schwer durch die Pandemie getroffen. Doch wer künftig überhaupt noch Fachleute gewinnen wolle, müsse jetzt umdenken und sich zu „armutsfesten Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen“ bekennen. Dazu seien Tarifverträge unverzichtbar, unterstreicht Kettner: „Am Ende geht es um einen Kulturwandel. Auch Servicekräfte haben ein Recht darauf, vor dem Dienst zu wissen, wann Feierabend ist.“
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Laut Bundesagentur für Arbeit beschäftigte das Hotel- und Gaststättengewerbe in Hamburg zum Jahreswechsel 45.798 Menschen. Ein Jahr zuvor waren es noch 54.535. Damit haben innerhalb von zwölf Monaten 16 Prozent der Beschäftigten die Branche verlassen.