Hamburg. Aber 84.000 Hamburger auf Jobsuche. Welche Gruppen von der Pandemie besonders hart getroffen wurden. Was Schulabgängern droht.
Auf dem Hamburger Arbeitsmarkt zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. Offenbar haben sich die Arbeitgeber frühzeitig auf erste Lockerungen eingestellt, obwohl der Senat in Hamburg eine eher vorsichtige Öffnungsstrategie verfolgte.
Nachdem sich bisher die Zahl der Jobsuchenden im Vergleich zum Vormonat jeweils nur um wenige hunderte verringerte, gab es im Mai einen deutlichen Sprung nach unten in der Arbeitslosenstatistik. Die Arbeitslosigkeit verringerte sich im Mai um 1885 Personen oder 2,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Es ist der bisher stärkste Rückgang in diesem Jahr. Insgesamt waren 83.895 Hamburger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank von acht auf 7,8 Prozent.
Lockerungen bringen mehr Hamburger wieder in Arbeit
„Mit weiteren Impffortschritten, sinkenden Inzidenzwerten und den verkündeten Lockerungen im Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie gehe ich davon aus, dass die Anzahl arbeitsloser Hamburger weiter zurückgehen wird“, sagt Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Hamburg.
Allerdings würden die Unternehmer erst die Kurzarbeit in ihren Betrieben beenden bevor sie neue Beschäftigte einstellen. Fock erwartete deshalb nur einen verhaltenen Rückgang der Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten.
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Hamburg: Jeder Dritte ist schon langzeitarbeitslos
Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat fällt der Rückgang der Arbeitslosigkeit allerdings mit 0,6 Prozent sehr verhalten aus. Da die Pandemie jetzt schon mehr als ein Jahr andauert, muss ein Zwei-Jahres-Vergleich bemüht werden, um die Auswirkungen deutlich zu machen. Im Mai 2019 gab es nur 64.672 Arbeitslose in Hamburg.
Besonders stark betroffen von der Pandemie sind ältere Arbeitslose (über 50). Innerhalb von zwei Jahren stieg ihre Zahl um 34 Prozent auf 24.710 Betroffene. Immer mehr Hamburger sind länger als ein Jahr auf Jobsuche und gelten als langzeitarbeitslos. Ihre Zahl stieg seit Mai 2019 sogar um 75 Prozent auf 29.400 Langzeitarbeitslose. Damit fällt mehr als jeder Dritte Arbeitslose in Hamburg in diese Kategorie.
Nach den Hochrechnungen der Arbeitsagentur beantragten im Februar rund 12.000 Hamburger Firmen Kurzarbeit für 113.000 Beschäftigte. Seit November 2020 gibt es eine leicht steigende Tendenz. Innerhalb eines Jahres wurden rund zwei Milliarden Euro Kurzarbeitergeld an Hamburger Firmen ausgezahlt.
Dramatische Rückgänge bei Ausbildungsplätzen
Dramatische Rückgänge gibt es bei den Ausbildungsplätzen in einzelnen Branchen. Nachdem die Gastronomie am schwersten vom monatelangen Lockdown betroffen war, schlägt sich das deutlich in der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe nieder.
Die Ausbildungsplätze für die Restaurantfachfrau verringerten sich um 60 Prozent. Lehrstellen für Köche gingen um 56 Prozent zurück und für den künftigen Hotelfachmann stehen 39 Prozent weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Friseure reduzieren ihre Ausbildungsplätze um 41 Prozent
Doch es sind nicht nur monatelang geschlossene Branchen betroffen. Auch für den Kaufmann im Groß- und Außenhandel gibt es 63 Prozent weniger Lehrstellen und Augenoptiker stellen 53 Prozent weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung – verglichen jeweils mit dem Mai 2020, der auch schon von der Pandemie geprägt war.
Zwei Monate vor Ausbildungsbeginn gibt es insgesamt nur noch 4111 freie Ausbildungsplätze, das sind rund 660 oder 14 Prozent weniger als vor einem Jahr. Verglichen mit dem Mai 2019 - also vor Corona - beträgt der Rückgang sogar 22 Prozent. „Die Corona-Pandemie hat bei zahlreichen Jugendlichen für eine gewisse Unsicherheit gesorgt, ob und wie der persönliche Berufseinstieg zum Herbst 2021 gelingen kann“, sagt Fock. Die Arbeitsagentur will dem mit verstärkten Beratungsangeboten entgegenwirken. „Auch während der Sommerferien werden die Jugendberufsagenturen pro Woche 1300 Beratungstermine für die Ausbildungsplatzsuche zur Verfügung stellen, so Fock.
DGB fordert umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie
Nach Ansicht des DGB Hamburg reichen Appelle und Gesprächsrunden zwischen Senat und Arbeitgeberverbänden nicht mehr aus. „Das sinkende Ausbildungsangebot der Betriebe in Hamburg ist alarmierend, dadurch werden die Zukunftsperspektiven junger Menschen verbaut“. sagt Katja Karger, Vorsitzende des DGB in Hamburg.
Die finanziellen Unterstützungsangebote vom Bund scheinen offenbar auch kaum zu wirken. „Notwendig ist eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie. Von ausgebildeten Fachkräften profitieren schließlich alle Unternehmen, also müssen sich endlich auch alle an der Finanzierung beteiligen“, sagt Karger. Mit den Geldern der Umlage solle insbesondere die Anzahl und die Qualität der betrieblichen Ausbildungsplätze gesteigert werden.