Hamburg. Größen-Wettlauf auf den Weltmeeren – Hamburger Reederei will ersten von nun zwölf 23.500-TEU-Frachtern im April 2023 in Dienst stellen.
Das derzeit größte Containerschiff auf den Weltmeeren ist die „HMM Algeciras“. Das 2020 in Dienst gestellte fast 400 Meter lange und 61 Meter breite Schiff kann annähernd 24.000 Standardcontainer (TEU) laden. Demgegenüber nehmen sich die mit knapp 20.000 TEU Kapazität größten Frachter der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd bescheidener aus.
Doch auch die Hamburger setzen auf Größe und haben erneut sechs Groß-containerschiffe geordert. Das halbe Dutzend dieser Frachter mit einer Kapazität von jeweils mehr als 23.500 TEU sollen von 2024 an ausgeliefert werden und mit Flüssigerdgas (LNG) oder konventionellem Treibstoff betrieben werden können, teilte die Hapag-Lloyd AG mit.
Stückkosten senken
Das Finanzierungsvolumen wird mit bis zu 852 Millionen US-Dollar (716 Millionen Euro) angegeben. Bereits im Dezember 2020 hatte die Containerlinienreederei sechs Schiffe dieser Größenklasse bestellt. Alle werden von der Werft Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering in Südkorea gebaut.
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„Mit diesen Neubestellungen wollen wir einen weiteren Schritt gehen, unsere Flotte zu modernisieren – sowohl bezüglich der Schiffsgröße als auch in puncto Nachhaltigkeit“, sagte Hapag-Lloyd-Vorstandschef Rolf Habben Jansen. „Zugleich möchten wir dadurch der anhaltend hohen Nachfrage nachkommen und unsere Stückkosten senken.“ Hapag-Lloyd zählt mit einer Flotte von 241 Schiffen und einer Gesamttransportkapazität von 1,7 Millionen TEU zu den weltweit wichtigsten Linienreedereien in der Containerschifffahrt.
Reedereien stehen unter dem Druck, den Ausstoß von Schadstoffen zu senken
Weltweit stehen alle Reedereien unter dem Druck, den Ausstoß von Schadstoffen zu senken. Hapag-Lloyd setzt dabei auf LNG (Flüssiggas) als Zwischenlösung. Der Treibstoff senke den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) um etwa 15 bis 25 Prozent und Schwefeldioxide und Partikel um mehr als 90 Prozent. „Fossiles LNG ist derzeit der am besten geeignete Brennstoff auf dem Weg zur Emissionsfreiheit“, so das Unternehmen. „Mittelfristig ist das Ziel, die Schiffe mit synthetisch erzeugtem Methangas (SNG) klimaneutral zu betreiben.“
Die ersten der mittlerweile zwölf in Südkorea georderten Riesencontainerschiffe werden voraussichtlich im April 2023 in Dienst gestellt. Eingesetzt werden sie innerhalb der Reederei-Allianz The Alliance, die Hapag-Lloyd mit anderen Schifffahrtsunternehmen gegründet hat, auf der Route zwischen Europa und Fernost. Dass die Riesenfrachter auch den Hamburger Hafen anlaufen werden, sei „denkbar“, stehe aber noch nicht fest, sagte ein Unternehmenssprecher.
Derweil leidet der Welthandel nach Erkenntnissen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) unter gravierenden Störungen im Container-Schiffsverkehr. In Häfen am südchinesischen Meer hätten Corona-Infektionen für Terminalschließungen gesorgt. „In den vergangenen vier Wochen hat der chinesische Hafen Yantian nur 40 Prozent der üblichen Containermenge verschifft“, so das IfW. Der Stau in Yantian gilt inzwischen als größeres Problem als die einwöchige Suezkanal-Blockade Ende März.