Hamburg. Blue Elephant Energy peilt ein Emissionsvolumen von 150 Millionen Euro an. Im dritten Quartal soll es soweit sein.

Nur zwei Tage nach dem Börsendebüt des Online-Modehändlers About You hat ein weiteres Hamburger Unternehmen konkrete Pläne für einen Börsengang bekanntgegeben: Der Solarparkinvestor Blue Elephant Energy, nach eigenen Angaben einer der am schnellsten wachsenden unabhängigen Produzenten von erneuerbaren Energien in Europa, will den Schritt an den Aktienmarkt im dritten Quartal tun. Angepeilt wird ein Emissionsvolumen von rund 150 Millionen Euro.

Blue Elephant betreibt 61 Solarparks und 13 Windparks mit einer Gesamtleistung von 1,1 Gigawatt (GW) in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Spanien, Chile und in der Dominikanischen Republik. Zum Vergleich: Das Hamburger MDAX-Unternehmen Encavis hat 190 Solar- und 94 Windparks mit einer Leistung von rund 2,8 GW im Portfolio.

Die Familie Jahr hält 27 Prozent der Anteile

Gegründet wurde Blue Elephant Energy erst im Jahr 2016 von dem gebürtigen Hamburger Felix Goedhart, der von 2006 bis 2015 Vorstandschef von Encavis – damals noch: Capital Stage – war. Hauptanteilseigner von Blue Elephant Energy mit Beteiligungen von jeweils knapp 27 Prozent sind die Familien Jahr (ehemals Gruner + Jahr) und Wacker (Wacker Chemie). Beide wollen im Rahmen des Börsengangs keine Anteile abgeben.

Den ungewöhnlichen Namen verdankt das Hamburger Unternehmen einer besonderen Vorliebe des Aufsichtsratsvorsitzenden: Peter-Alexander Wacker, der Enkel des Wacker-Chemie-Gründers, mag die Eigenschaften von Elefanten und sammelt Figuren dieser Tiere aus aller Welt.

Firma verdiente 2020 operativ 61 Millionen Euro

Im vorigen Jahr hat Blue Elephant Energy mit 45 Beschäftigten in Hamburg bei einem Umsatz von 82 Millionen Euro einen operativen Gewinn (Ebitda) von 61 Millionen Euro erzielt. „In diesem Jahr dürfte der Umsatz auf rund 100 Millionen Euro steigen“, sagt Goedhart dem Abendblatt. Angesichts der aktuellen Zukaufpläne über knapp 1,7 Gigawatt dürfte in etwa zwei bis zweieinhalb Jahren die Marke von zwei Gigawatt installierter Kapazität geknackt werden.

Dabei will man weiter vor allem auf Solarenergie setzen: „Solarparks sind einfacher zu betreiben, es gibt keine beweglichen Teile, außerdem ist der Eingriff in die Landschaft geringer als mit 200 Meter hohen Windturbinen.“ Überwiegend sei der Stromabsatz noch durch staatliche Einspeisevergütungen garantiert, diese würden aber mehr und mehr durch lang laufende Abnahmeverträge mit Unternehmen, die vermehrt „grünen“ Strom einkaufen wollen, abgelöst.

90 Prozent der Umsätze seien für zehn Jahre abgesichert

Beiden Absatzformen sei gemeinsam, dass sie für ein „sehr berechenbares Geschäft“ sorgen, sagt Goedhart: „So sind mehr als 90 Prozent unserer Umsätze aus dem bestehenden Portfolio schon für mindestens zehn Jahre abgesichert.“

Dass die Aktienkurse von Wettbewerbern wie Encavis oder PNE Wind seit Januar deutlich gesunken sind, besorgt Goedhart mit Blick auf die Börsen-Pläne nicht. „Wir haben im vergangenen Jahr einen enorm starken Kursanstieg in diesem Segment gesehen – bis hinauf auf sehr ambitionierte Bewertungen“, sagt er. Das habe sich seitdem wieder relativiert: „Es geht für uns nicht darum, mit dem Börsengang den höchsten Punkt zu treffen, wir denken langfristig. Und unsere Anleger sollen ebenfalls langfristig Freude an der Aktie haben.“