Hamburg. Eurowings plant 1200 Abflüge. Hunderte sind schon ausverkauft. Airline will jetzt geparkte Jets reaktivieren.
Der Hamburger Flughafen rüstet sich für die Sommerferien in Norddeutschland. Ab dem 18. Juni – Schulende in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern – würden in den folgenden zehn Tagen 170.000 an- und abreisende Passagiere erwartet, sagte Airport-Chef Michael Eggenschwiler im Luftfahrt-Presse-Club. Es gebe rund 1700 Ankünfte und Abflüge.
Der verkehrsreichste Tag werde der 25. Juni mit fast 100 Starts und Landungen sein. Dabei müssen 8100 Gepäckstücke in kurz danach startende Maschinen verladen werden.
Fluggesellschaften stocken ihr Angebot auf
Daher stockten die Fluggesellschaften ihr Angebot auf, sodass es im Sommer wieder 105 Direktziele ab Fuhlsbüttel geben soll – zehn davon seien neu. Neben Belgrad (Serbien), Cluj (Rumänien), Forli (Italien), Larnaca (Zypern) und Moskau-Domodedowo (Russland) wird vor allem das Angebot nach Griechenland ausgeweitet: Chania, Mykonos, Preveza, Samos und Santorin stehen erstmals im Flugplan ab Hamburg.
Größter Anbieter in Fuhlsbüttel ist Eurowings. Seit Wochen würden die Buchungen rasant anziehen, sagte Eurowings-Chef Jens Bischof. Man habe Hunderte Zusatzflüge aufgelegt, die fast alle schon ausverkauft seien. Deswegen werde man weitere geparkte Flugzeuge reaktivieren und die Frequenzen weiter erhöhen.
Extrem gestiegene Nachfrage
„Wir stellen bereits seit einigen Wochen eine extrem gestiegene Nachfrage – insbesondere ab Hamburg! – fest“, sagte eine Condor-Sprecherin. Der Ferienflieger ist drittgrößter Anbieter in Fuhlsbüttel, bietet mehr als 40 wöchentliche Flüge an und hebt zu 18 Touristenorten in Griechenland, Spanien, Portugal und Ägypten ab.
Bei weiter steigender Nachfrage könne man kurzfristig neue Flüge auflegen. Ryanair plant gut 50 wöchentliche Flüge zu zwölf Zielen. Die Iren bieten Strandziele wie Mallorca, Alicante und Zadar ebenso an wie Städtereisen nach London, Mailand oder Dublin.
Am Helmut-Schmidt-Airport kehrt das Leben zurück
Die eine oder andere kurze Schlange bildete sich am Mittwochmittag im Terminal 2 des Hamburger Flughafens an den Check-in-Schaltern. Allerdings vor allem wegen der Pflicht, Corona-Abstände einzuhalten. Am Helmut-Schmidt-Airport kehrt nur langsam mehr Leben zurück. Doch mit den Sommerferien soll sich das ändern.
„Es wird dann deutlich voller sein“, sagt auf dem Top-Deck Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler, der zusammen mit Eurowings-Geschäftsführer Jens Bischof bei einer Veranstaltung des Luftfahrt-Presse-Clubs über den Start in die Hauptsaison spricht – und sich auch vom Schreien eines Kindes nicht stören lässt, das immer wieder bis unters Dach hallt.
Flughafen Hamburg rechnet mit etwa 6,5 Millionen Passagieren
„Wir rechnen für dieses Jahr mit etwa 6,5 Millionen Passagieren“, sagt Eggenschwiler. Das entspricht etwa 38 Prozent des Vor-Corona-Jahres 2019. Das Niveau sei nach wie vor sehr, sehr niedrig. Aber nach eineinhalb Jahren Tristesse sei er für den Sommer nun positiver gestimmt. „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels“, so Eggenschwiler. Derzeit fliegen etwa 8000 bis 14.000 Passagiere pro Tag.
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Zum Vergleich: 2019 waren es im Schnitt pro Tag 47.000 Passagiere und jeweils mehr als 200 Starts und Landungen. Im Laufe des Sommers sollen es täglich immerhin 25.000 bis 30.000 Fluggäste werden. Um diese abzufertigen, werden immer mehr Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt.
Die beliebtesten Urlaubsregionen der Norddeutschen seien Spanien, Türkei und Griechenland. Unangefochtener Spitzenreiter bleibt Palma de Mallorca mit 60 Abflügen pro Woche. Auf den Plätzen bei den touristischen Zielen folgen Antalya (46 Flüge pro Woche), Barcelona (16) und Heraklion (15). Nicht zuletzt die zunehmende Zahl an geimpften Personen und der digitale Impfpass werden das Reisen wieder erleichtern, hofft Eggenschwiler.
Vertrauen in die Luftfahrt kehrt zurück
Der Eurowings-Chef führt noch zwei weitere Gründe an. Neben Erleichterungen der Politik wie eine längere Gültigkeit von PCR-Tests kehre das Vertrauen in die Luftfahrt zurück. „Alle 90 Sekunden wird die komplette Kabinenluft im Flugzeug ausgetauscht und durch Hepa-Filter geleitet, das ist dieselbe Filtertechnologie wie in Krankenhäusern“, sagt Bischof und ergänzt, dass es seit Beginn der Krise in den Jets der Lufthansa-Gruppe keine nachgewiesene Passagier-zu-Passagier-Ansteckung gegeben habe.
„In den Sommerferien sind 1200 Abflüge der Eurowings in Hamburg geplant zu mehr als 50 Zielen in 20 Ländern“, sagt Bischof. Vor allem das Mallorca-Programm sei sehr stramm. Es soll 196-mal in Richtung Palma gehen, also bis zu fünfmal pro Tag. 35.000 Sitze würden angeboten. Die Buchungsbestände wüchsen seit Wochen sehr rasant. Das gelte insbesondere in Hamburg, wo es Zuwächse von mehr als 100 Prozent gebe.
Reiseveranstalter ordern wieder
Auch die Reiseveranstalter würden wieder Pakete ordern. So habe vor Kurzem ein Kreuzfahrtanbieter an einem Tag 50.000 Sitze gebucht. Es seien Hunderte Zusatzflüge nach Mallorca, Ibiza und auf die griechischen Inseln aufgelegt worden, die fast alle schon ausverkauft seien. „Es gibt nach dem Lockdown eine Sehnsucht zu fliegen“, sagt Bischof und fügt an: „Wir werden natürlich weitere Zusatzflüge ins Programm stellen.“
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Möglich wird dies durch eine Reaktivierung der geparkten Flotte. Auf dem Tiefpunkt der Corona-Krise wurden nur 20 Jets eingesetzt. Derzeit seien es gut 50. Im Sommer sollen alle 81 Flieger wieder in der Luft sein. Auch in Hamburg ging die Zahl der stationierten Maschinen nach oben. Von drei im Corona-Tief auf sieben im Mai und aktuell zwölf. Im Sommer sollen es bis zu 15 Jets sein – wenn die Nachfrage weiterhin stimmt. Aktuell liege die Auslastung der Maschinen bei etwa zwei Dritteln und steige an. „Der Trend ist gut“, sagt Bischof. „Aber die Flugzeuge fliegen noch nicht so produktiv und so oft, wie sie es unter normalen Bedingungen tun sollten.“
Hamburg bleibt für Eurowings ein wichtiger Standort
Die Hansestadt bleibe für die Lufthansa-Tochter einer der vier wichtigsten Standorte in Deutschland „Wir sind in Hamburg zu Hause“, sagt Bischof. Wie auch in Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart sei man an diesem Airport der größte Anbieter. Diese Position wolle man selbstverständlich halten, sagt Bischof. Für die Geschäftsreisen erwartet er nach den Sommerferien neuen Schwung.
Dann wolle man in Hamburg das beste Netz zu den wichtigsten Metropolen in Europa, aber auch innerdeutsch anbieten. Dabei stehen insbesondere die Kurzstreckenflüge derzeit stark in der Kritik. Bischof warnte davor, dass ein Verbot andere Luftdrehkreuze wie London, Amsterdam und Brüssel stärken könne.
Man befürworte integrierte Verkehrskonzepte, also den Anschluss von Flughäfen an das Bahnnetz. Allerdings hätte mit München der zweitwichtigste deutsche Flughafen keinen ICE-Anschluss, und der Berliner Airport wird nur per Regionalbahn angebunden. Die Infrastruktur müsse also erst noch gebaut werden. „Wenn die Angebote gut sind“, sagt Eggenschwiler, „werden sie auch angenommen werden.“