Hamburg. Kunden können nach fünf Monaten wieder in Hamburgs Luxus-Warenhaus einkaufen gehen. Es wartet ein renoviertes Innenleben. Die Details.
Die Vorfreude ist ihnen allen anzusehen: „Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die fünf Monate lang nicht hier im Alsterhaus waren“, sagt Hen Ju Rieck, die in Hamburgs Edel-Warenhaus für den Wohnaccessoires- und Fashionbereich verantwortlich ist – und die seit Mittwoch mit ihrem Team dabei ist, zur Wiedereröffnung an diesem Sonnabend „für die Kundinnen und Kunden alles schön herzurichten“.
Ebenso geht es Katja Garbocz, der Leiterin der Lebensmittelabteilung: „Ich habe erst am Mittwoch mein ganzes Team wiedergesehen – das war ein tolles Gefühl.“ Seit Montag liefen die Vorbereitungen für den großen Tag auf Hochtouren. Zuerst kam das Putzpersonal, ab Mittwoch konnten sich dann die Beschäftigten des Alsterhauses und die Mitarbeiter der diversen Markenshops daran machen, ihren jeweiligen Bereichen den letzten Schliff zu geben.
Hamburger Alsterhaus-Mitarbeiter sind begeistert
„Allein das Licht wieder überall anzuschalten, war schon ein bewegender Moment“, sagt Alexandra Bagehorn, die Leiterin des Traditionskaufhauses. Sie ist froh, dass es nun mit nur geringen Einschränkungen wieder losgehen kann: „Für uns war es eine großartige Botschaft, dass wir ohne Testpflicht, nur mit einer digitalen Kontaktnachverfolgung, wieder öffnen können.“ Besucher müssen sich in der Luca-App oder der Corona-Warn-App registrieren, der Eintritt ist nur nach dem Scannen eines QR-Codes am Eingang möglich.
Außerdem gibt es eine Beschränkung der Kundenzahl auf Basis der Verkaufsfläche: „Gleichzeitig dürfen etwa 1000 Gäste im Alsterhaus anwesend sein“, erklärt Bagehorn. „Unser Personal an beiden Eingängen zum Jungfernstieg und zur Poststraße zählt die Besucher händisch, parallel gibt es ein digitales System – wir haben doppelte Sicherheit.“ Im Haus werde Sicherheitspersonal darauf achten, dass die Corona-Regeln wie die Abstände eingehalten werden.
Hamburger Einzelhandel erwartet zahlreiche Kunden
Ob nun wirklich ein Besucheransturm in der City gleich am ersten Tag der Corona-Lockerungen bevorsteht, ist schwer abzusehen. „Ich bin mir sicher, dass viele Menschen in die Stadt und zu uns kommen werden, um zu genießen, wieder ein Stück Normalität zurückzubekommen“, sagt Bagehorn – „und so mancher möchte sicher auch den Kleiderschrank wieder auffrischen.“
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Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City Managements, rechnet zwar nicht mit einer Spitzenzahl für einen Sonnabend. „Wir erwarten aber, dass die Stadt gut besucht sein wird“, sagt sie. „Und nach unseren Erkenntnissen aus der Phase nach dem ersten Lockdown im vorigen Jahr wird es so sein, dass diejenigen, die kommen, dann auch kaufen.“
Corona hat Alsterhaus-Team zusammengeschweißt
Alexandra Bagehorn freut sich jedenfalls schon darauf, gemeinsam mit einem großen Teil der insgesamt 600 Beschäftigen – davon 400 Mitarbeiter von Partnerfirmen – „alle Neuerungen im Haus zu zeigen, die unsere Kundinnen und Kunden nur ganz kurz im März oder noch gar nicht gesehen haben.“ Gleich am Eingang vom Jungfernstieg aus wartet eine solche Überraschung: Eine blaue Kuppel in Form einer Welle überspannt den Markenshop von Louis Vuitton, der Teppich mit Wellenmuster und die Beleuchtungseffekte an der Decke erzeugen Pool-Atmosphäre.
Auch während der monatelangen Zwangspause war Bagehorn nahezu täglich vor Ort im Alsterhaus. „Mit drei kleineren Kindern funktioniert Homeoffice nicht immer so gut“, sagt sie dazu. Die frühere Managerin des Modekonzerns Peek & Cloppenburg kam im November 2019 nach Hamburg, also nur gut drei Monate vor dem Beginn der Corona-Krise. „Wenn ich der Pandemie etwas Positives abgewinnen kann, dann dies: Dadurch, dass mein Team und ich gemeinsam diese Zeit durchgestanden haben, sind wir noch enger aneinandergerückt“, sagt Bagehorn: „So etwas verankert und verbindet.“
Viel Geld für ein modernes Alsterhaus
Die Alsterhaus-Chefin gehört zu den Hamburgern Einzelhändlern, die am 11. Mai in einer ganzseitigen Anzeige im Hamburger Abendblatt mit ungewöhnlich deutlichen Worten den Senat kritisiert und eine Öffnung aller Läden bereits zum 17. Mai gefordert hatten. „Als wir wieder keine Perspektiven zur Öffnung in Aussicht gestellt bekamen, war für mich und die anderen Einzelhändler in Hamburg klar, dass wir - auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Stellung beziehen müssen“, so Bagehorn. „Wir haben nur das gefordert, was für alle Teile Deutschlands beschlossen und umgesetzt wurde.“
Der Alsterhaus-Eigner, die KaDeWe Group, hat auch die Zeit der Schließung genutzt, um das Haus mit Investitionen von mehr als 80 Millionen Euro zu modernisieren. So wurden die Rolltreppenbereiche mit Glaswänden neu gestaltet, die Damen- und Herrenmodeabteilungen wirken klarer gegliedert und weitläufiger, Schuhe werden nun auf großzügigen 700 Quadratmetern präsentiert.
Bald neue Baustelle im Hamburger Alsterhaus
Derzeit gibt es zwar keine Baustelle mehr im Haus. Aber das wird sich schon im Juni wieder ändern. Im zweiten Stock richtet man ein Café mit Bistrostühlen und Alsterblick ein. Im Sommer wird dann auch ein Balkon geöffnet sein – so wie es es ihn in den 1930er-Jahren schon einmal gab.