Hamburg. Die Flotte der Cityflitzer soll sich in kurzer Zeit verdreifachen. Autofahrer müssen jetzt ganz tapfer sein. Wer der neue Anbieter ist.
Um die 3500 Carsharing-Autos stehen Kunden in Hamburg mittlerweile zur Verfügung. Die Bewohner der Stadt, die auf die Schnelle mal eben von A nach B oder einfach ein bisschen Spaß haben wollen, können sich einen von gut 7000 Tretrollern mit Elektroantrieb oder eines von mehr als 4000 Fahrrädern buchen. Braucht Hamburg wirklich noch einen weiteren Anbieter der sogenannten Mikromobilität? Braucht Hamburg jetzt auch noch Tausende Mietmopeds mit Elektroantrieb?
Felyx begann vor Jahren in Amsterdam
„Ja“, sagt Quinten Selhorst. Der 33 Jahre alte Niederländer ist Mitgründer der Firma Felyx. Die begann vor einigen Jahren in Amsterdam damit, E-Mopeds per Smartphone-App zu vermieten. Mittlerweile umfasst die Flotte 3000 der in „British Racing Green“ gespritzten Zweiräder, die in neun Städten in den Niederlanden und in Belgien stationiert sind. Und demnächst auch in Hamburg.
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„Das E-Moped-Angebot in Hamburg ist bislang vergleichsweise gering. Und wir wissen, dass hier sehr viele Menschen leben, die bereit sind, unseren Service zu nutzen“, sagt Selhorst, warum die Hansestadt und Düsseldorf noch vor Berlin für Felyx der erste Expansionsschritt nach Deutschland sind. „In vier bis sechs Wochen, in jedem Fall noch im Juni“, so Selhorst, werden die in China gebauten Mopeds in Hamburg gebucht werden können. Und zwar gleich massenweise. Die Buchungs-App lässt sich bereits herunterladen, Felyx lockt frühe Nutzer mit Freifahrt-Minuten.
Konkurrent Ter seit März am Start
Tatsächlich ist die Zahl der Mietmopeds in der Stadt noch übersichtlich, Felyx ist der dritte Anbieter. Der Pionier Emmy startete vor einigen Jahren mit wenigen Dutzend Fahrzeugen und betreibt nach Angaben der Verkehrsbehörden derzeit etwa 400 davon. Der E-Tretrollerdienst Tier startete Ende März 2021 mit etwa 100 Mopeds in diesem Segment, inzwischen sind es laut Tier ebenfalls 400.
„Wir gehen davon aus, dass Emmy und Tier die Zahl deutlich erhöhen wollen“, sagt Selhorst. Er, sein Mitgründer Maarten Poot sowie das Family Office einer wohlhabenden niederländischen Familie, das vor einigen Monaten mit 24 Millionen Euro bei Felyx eingestiegen ist, denken größer: „Wir starten zunächst mit rund 800 Mopeds in Hamburg, wenn es gut läuft, werden wir auf 1000 erhöhen.“ Kommt es so, verdreifacht sich die Zahl der Mietmopeds in der Stadt innerhalb kurzer Zeit.
Man braucht eine Smartphone-App
Die Sharingdienste unterscheiden sich kaum voneinander: Gefunden und gebucht werden die am Straßenrand abgestellten Mopeds von den registrierten Nutzern per Smartphone-App. Über sie wird die Fahrt auch bezahlt. Die Preismodelle ähneln einander stark, Felyx berechnet allerdings keine Startgebühr und gilt als günstigster Anbieter. Zudem liegen zwei Schutzhelme in der Transportbox, im Winter zusätzlich eine Nässeschutzhose. „Wir fahren auf Allwetterreifen“, betont Selhorst – hin und wieder gibt es trotz aller Klimakapriolen schließlich bisweilen Schneematsch auf den Straßen der Stadt.
Nur in deren Kernbereich dürfen die E-Mopeds nach Fahrtende abgestellt werden. Das Felyx-Betriebsgebiet reicht von der City Nord bis in die HafenCity, von Ottensen bis Barmbek-Nord und Eilbek. Damit die Zweiräder möglichst dort stehen, wo sie gesucht und benötigt werden, erprobt Felyx in einigen Städten derzeit ein sogenanntes dynamisches Preismodell.
Das Prinzip: Stehen etwa in Barmbek massenweise Mopeds herum, die aber kaum gebucht werden, würde sich der Preis einer Buchung dort reduzieren. Oder in Ottensen wird es teurer, wenn dort gerade nur wenige Felyx’ verfügbar sind. „Wir werden das in Hamburg aber zunächst nicht einsetzen, sondern schauen, wie sich die Flotte über das Betriebsgebiet verteilt“, sagt Selhorst. Und: Ja, theoretisch könnte sich bei hoher Nachfrage der Preis auch für jedes Felyx’ erhöhen. „Das ist derzeit aber nicht geplant.“
Weniger Parkplätze wegen der E-Mopeds?
Absehbar dagegen ist, dass Hamburger Autofahrer es wegen des Moped-Booms noch schwerer haben werden, einen freien Parkplatz zu finden. Denn anders als E-Tretroller dürfen all die Emmys, Tiers und künftig Felyx’ nicht unter Straßenbäumen und auf Gehwegen, sondern müssten auf ausgewiesenen Parkplätzen abgestellt werden, heißt es in der Hamburger Verkehrsbehörde.
„Derzeit haben wir keine große Beschwerdelage mit E-Mopeds“, sagt Behördensprecher Dennis Krämer. Für E-Scooter hat die Behörde in Altona und in Mitte im Zuge von Pilotprojekten Sonderabstellflächen ausgewiesen. „Wir sehen schon jetzt, dass auch Nutzerinnen und Nutzer von E-Mopeds die Sonderabstellflächen nutzen“, so Krämer. Was die Parksituation angehe, sei die Behörde „im engen Austausch mit den Anbietern. Wir schauen uns die Lage und Entwicklung natürlich genau an.“
Neue Erkenntnisse dazu wird die Behörde absehbar sehr schnell sammeln. Quinten Selhorst sagt: „Soweit ich weiß, sind die Container mit den Mopeds bereits im Hamburger Hafen.“