Hamburg. Mit Jondi&Moon wollen Jovanka Backhus und Randi Kittlitz Müll im Badezimmer reduzieren. Was die neuen Produkte kosten.

Vor rund einem Jahr sind Jovanka Backhus (31) und Randi Kittlitz (28) durch die eigene Wohnung gestreift. Das war für eine Projektarbeit, in der sie ein Produkt für Verbraucher und Verbraucherinnen gestalten sollten. Nachhaltig sollte es sein und möglichst in jedem Haushalt vorhanden. Bei ihrer kleinen Tour durch die eigene Wohnung gingen sie auch ins Badezimmer, standen dort Seite an Seite und fragten sich: Müll sparen, wie geht das?

Sie erinnern sich, wie ihr Blick auf die Zahnpastatube fiel. Plötzlich wussten die beiden Studentinnen, welchem Produkt sie sich in ihrer Studienarbeit widmen wollten: Zahncreme, am besten in einem Glasspender. „Zahnpasta benutzen fast alle, jeden Tag. Und es gibt am wenigsten nachhaltige Konkurrenz“, sagt Backhus. Aus der Studienidee entwickelte sich ein Geschäftsmodell, das Backhus und Kittlitz tatsächlich in die Praxis umsetzten.

Ab 4,90 Euro gibt es die Zahnpasta von Jondi&Moon

Nachdem die beiden im vergangenen Jahr ihr Bachelorstudium im Fach Sozialökonomie abschlossen, gründeten sie im März dieses Jahres das Start-up Jondi&Moon mit Sitz in Hamburg-Hamm. Im Juni werden sie ihre Zahnpasta auf den Markt bringen und in einem Reformhaus in Eimsbüttel, im Gaia Store in Lokstedt und über ihren Onlineshop auf jondiandmoon.de verkaufen.

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Dort sind zunächst erhältlich: ein kleiner Reisespender (30 Milliliter für 4,90 Euro) und ein größerer Spender für Zuhause (250 Milliliter für 15,90 Euro), beide aus braunem Altglas. Die Zahnpasta gibt es im Nachfüllbeutel (250 ml für 11,90 Euro). Sie ähnelt eher einer schäumenden Minz-Lotion als einer Paste – damit keine Rückstände im Glas oder Beutel hängen bleiben, sagt Backhus.

Gewinnmarge liege pro Produkt im Cent-Bereich

Die Zahncreme enthalte die Standardmenge Fluorid (1450 ppm) und sei in Zusammenarbeit mit einem pharmazeutisch-technischen Assistenten in den Laboren der Universität Hamburg entwickelt worden. Der Inhalt des Beutels entspricht etwa drei handelsüblichen Zahnpastatuben, fünf nutzt ein durchschnittlicher Single pro Jahr. Jeweils tausend der jeweiligen Spender und 400 Kilogramm Zahnpasta haben die Hamburger Gründerinnen in Deutschland produzieren lassen. Sie rechnen bis zum Herbst mit einem niedrigen bis mittleren fünfstelligen Umsatz.

Der Nachfüllbeutel besteht aus einem Kunststoff.
Der Nachfüllbeutel besteht aus einem Kunststoff. © Unbekannt | Jondi&Moon

Einen großen Gewinn machen sie damit nach eigenen Angaben nicht, denn die Gewinnmarge liege pro Produkt im Cent-Bereich. Ähnliche Produkte sind bereits erhältlich, von der Hamburger Marke Villa Lavanda eine Zahnpasta in einer Glasflasche (125 Milliliter für 6,95 Euro), allerdings ohne Fluorid, und von der Kasseler Marke Ben&Anna ein Produkt im Glastiegel (100 Milliliter für 6,99 Euro).

 Der Jondi&Moon-Beutel zum Nachfüllen der Gläser besteht aus Monoplastik

Durchweg nachhaltig sind diese Produkte aber nicht: Die Glasflaschen sind nur dann eine sinnvolle Alternative, wenn der Verbraucher oder die Verbraucherin sie lange nutzt. Außerdem besteht der Jondi&Moon-Beutel zum Nachfüllen der Gläser aus Monoplastik, allerdings nach eigenen Angaben voll recycelbar.

„Wir haben uns Verpackungen angeschaut und Monoplastik war am umweltfreundlichsten“, sagt Jovanka Backhus. Es bestehe, anders als Zahnpastatuben, aus einem einfachen Kunststoff. Über den Gelben Sack könne er dem Recyclingkreislauf zugeführt werden und müsse nicht in die Müllverbrennungsanlage.

Kunststoff wird immer noch oft falsch entsorgt

Die Gründerinnen haben sich gegen einen biologisch abbaubaren Kunststoff entschieden, weil viele Verbraucher und Verbraucherinnen ihn aus ihrer Sicht statt richtig im Gelben Sack falsch im Biomüll entsorgen würden. Auch Glas sei keine Alternative. „Einwegglas mit kurzer Nutzungsdauer ist nicht nachhaltiger.

Ein Nachfüllbehälter aus Glas funktioniert erst dann, wenn auch in der Kosmetikbranche ein PET-System für Glasflaschen eingeführt wird“, sagt Randi Kittlitz. Dann könnten die beiden Hamburgerinnen noch effektiver Müll im Badezimmer sparen und ihre Zahncreme auch in den aufstrebenden Unverpacktläden anbieten.