Hamburg. Obwohl der Schaden durch die Pandemie laut Stephan von Bülow im zweistelligen Millionen-Bereich liegt, soll die Block Gruppe wachsen.

Stephan von Bülow sieht etwas verloren aus. Die Empfangshalle des Grandhotels Elysée, wo sich normalerweise Gäste aus der ganzen Welt tummeln, ist nahezu leer. Ein halbes Dutzend Hotelmitarbeiter in roter Livree steht sich die Beine in den Bauch. Während des Lockdowns checken nur wenige Geschäftsreisende ein. Veranstaltungen fallen aus. Zum zweiten Mal seit Beginn der Corona-Krise befindet sich die Luxusherberge mit 510 Zimmern im Dornröschenschlaf – inzwischen im sechsten Monat.

Dass der Vorsitzende der Geschäftsführung der Block Gruppe, zu dem auch das Grand Elysée an der Ro­thenbaumchaussee gehört, nicht viel von den Vorgaben für die Wirtschaft zur Eindämmung der Pandemie hält, wird schnell klar. „Da müsste mehr differenziert werden. Wir tun viel für die Sicherheit“, sagt der 63-Jährige und zeigt auf eine Wärmebildkamera über der Eingangstür, die Fieber misst. Gerade kommt ein Pärchen an, geht Richtung Rezeption. Dorthin wird das Ergebnis direkt übermittelt. Wer eine erhöhte Temperatur hat, darf nicht herein. Die beiden sind symptomfrei.

Hamburger Hotel verfügt über Corona-Testcenter

Seit einigen Wochen verfügt das Hotel zudem über ein Testcenter. Der Anbieter Corona-Expresstest ist in den hoteleigenen Blumenladen eingezogen. Gäste können dort kostenfrei einen sogenannten Bürgertest machen, Beschäftige müssen es. Auch Topmanager von Bülow hält sich an die Regeln und macht an diesem Nachmittag als Erstes einen Gurgeltest.

Gerade wurde am Firmensitz in Hummelsbüttel eine weitere Teststation eröffnet. Auch schon vor dem Kabinettsbeschluss, im Rahmen des neuen Infektionsschutzgesetzes eine Testpflicht am Arbeitsplatz einzuführen, hatte die Block Gruppe die Mitarbeiter zu regelmäßigen Tests aufgefordert. „Arbeitgeber müssen eine Vorbildfunktion übernehmen“, sagt von Bülow.

Gastronom steuert 43 Block-House-Restaurants durch Krise

Seit Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr ist der Gastronom, der auch im Vorstand des Branchenverbands Dehoga sitzt und den bundesweiten Zusammenschluss Gastgeberkreis mitinitiiert hat, zum Corona-Experten geworden und steuert die Gruppe mit bundesweit 43 Block-House-Restaurants und zwölf Filialen der Burger-Kette Jim Block durch die Krise.

Der 80-Jährige Firmengründer Eugen Block, der 2020 noch mit markigen Sprüchen über Zweifel an der Gefährlichkeit des Virus („Dann sterbe ich eben drei Tage früher, na und“) und Kritik an den Corona-Beschränkungen für Schlagzeilen gesorgt hatte, sei zwar regelmäßig im Büro, habe sich aber aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, sagt von Bülow.

HSV im Grandhotel Elysée

Jetzt sitzt von Bülow in der gediegenen Bibliothek des Hotels. Draußen vor dem Fenster trabt die Mannschaft des HSV vorbei, die sich zur Vorbereitung eines Heimspiels im Hotel einquartiert hat. Auf dem mächtigen dunklen Holztisch hat der Block-Geschäftsführer eine Klarsichthülle mit der Vorderseite nach unten gelegt. Um die erheblichen Verluste des vergangenen Jahres zu benennen, muss der Betriebswirt, der seit zwei Jahrzehnten für die Geschäfte der Firmengruppe verantwortlich ist, nicht reinschauen.

„2020 haben wir 103 Millionen Euro weniger Umsatz erwirtschaftet.“ Mit Erlösen von 305 Millionen Euro fiel das Unternehmen nach Jahren stetigen Wachstums auf das Niveau von 2012 zurück. Dabei habe das Hotel mit einem Umsatzminus von mehr als 60 Prozent am meisten verloren. Insgesamt beträgt der Schaden, also der Verlust und der entgangene Gewinn, 30 Millionen Euro für das letzte Jahr. „2021 wird es für uns noch deutlich dramatischer“, prognostiziert der Block-Chef. Jeder Monat, in dem Gastronomie und Hotels geschlossen seien, koste das Unternehmen fünf Millionen Euro. Er fordert einheitlichere Vorgaben. „Die On-Off-Politik der Regierung ist eines der größten Probleme. Es gibt keine Planungssicherheit.“

„Unser wichtigstes Produkt im Handel sind Burger“

Zwar hält Block mit dem Außer-Haus-Verkauf in einem Teil der Steakhäuser, einem eigenen Lieferservice, dem erweiterten Onlineshop und mit einem Pop-up-Geschäft im Alstertal-Einkaufszentrum den Geschäftsbetrieb weiterhin aufrecht, aber die Umsätze im Gastronomiebereich machen aktuell gerade mal 15 Prozent des Normalniveaus aus. Einen Anstieg verzeichnet die Gruppe im Lebensmittelhandel, wo mit Steaks, Gewürzen und Kräuterbaguette für zu Hause 20 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet werden.

„Unser wichtigstes Produkt im Handel sind Burger“, sagt von Bülow. Statt zehn Tonnen Patties am Tag produziert die firmeneigene Großfleischerei in Hummelsbüttel nun 15 Tonnen. Das ist gut, aber reicht nicht, um das Minus auszugleichen. Dank Rücklagen, auch der Familie Block, und mit Krediten im mittleren zweistelligen Millionenbereich könne die Gruppe anders als viele andere durchhalten, so von Bülow.

Block klagte auf Entschädigung

Im vergangenen Frühjahr hatte er die staatliche Zwangspause im Abendblatt „Enteignung“ genannt und damit für Kontroversen gesorgt. Block hat in mehreren Bundesländern, auch in Hamburg, auf Entschädigung geklagt. Bislang wurde allerdings noch keins der Verfahren verhandelt.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

„Ich bleibe dabei, dass der Wertverfall und die Reduzierung des Eigenkapitals eine Form der Enteignung sind“, sagt von Bülow, der normalerweise eher für ausgleichende Töne steht. Trotz der Ankündigungen der Politik, die schnelle und unbürokratische Hilfen versprochen habe, sei im Unternehmen davon noch nichts angekommen. „Wir haben monatelang gekämpft, viele Gespräche geführt“, sagt der Mittelständler. Erst nach einer Änderung der Voraussetzungen habe die Gruppe als Verbundunternehmen vor drei Wochen entsprechenden Anträge auf die November- und Dezemberhilfe stellen können.

Block Gruppe hofft auf staatliche Zuschüsse

Insgesamt hofft die Block Gruppe auf staatliche Zuschüsse in Höhe von insgesamt zwölf Millionen Euro im Rahmen der Überbrückungshilfe III für 2021. Auch für 2020 könnten rückwirkend noch Mittel in Höhe von 17 Millionen Euro aus der November- und Dezemberhilfe in die Kassen fließen.

Einen ersten Abschlag auf die Überbrückungshilfe III in Höhe von 600.000 Euro habe es inzwischen gegeben. „Wenn die Hilfen kommen, inklusive der für das Hotel, das bisher noch keine Berücksichtigung fand, könne das den Schaden zwar nicht ausgleichen. Aber wir würden dann unsere Klagen zurückziehen“, kündigte der Block-Chef an.

Block spekuliert auf freie Flächen in Innenstädten

Insgesamt rechnet er mit dramatischen Folgen für die Branche. „Das Sterben in der Gastronomie erfolgt still und leise“, sagt von Bülow zu einer möglichen Pleitewelle. Er kenne zahlreiche Restaurantbetreiber, die ihre Lokale aufgeben wollen. Wird auch Block möglicherweise Standorte schließen? Stephan von Bülow schüttelt energisch den Kopf.

 „Das ist unvorstellbar“, sagt der Manager. „Im Gegenteil. Die Krise bietet auch Chancen, weil in den Innenstädten Flächen frei werden.“ Schon jetzt sind Block-House-Scouts auf der Suche nach attraktiven Flächen. Vor allem im Süden Deutschlands, wo das Unternehmen weniger stark vertreten ist. In Hamburg braucht die Steakhaus-Kette angesichts des geplanten Abrisses der Gänsemarkt-Passage auch zumindest einen neuen Standort. Die Neueröffnungen im September in Düsseldorf und im Dezember in Köln sollen ebenfalls planmäßig über die Bühne gehen.

„Liquidität geht vor Rentabilität“

Genauso laufen die Immobilienprojekte größtenteils weiter. In Juni soll der Bau eines Landhaushotels im mecklenburgischen Zarrentin starten, auch der Wohnungsbau in Barmbek ist in vollem Gang. 2023 sollen die ersten Wohnungen bezogen werden. Auf die Bremse tritt die Gruppe allerdings bei der Errichtung eines weiteren Luxushotels in Berlin. „Liquidität geht vor Rentabilität“, sagt von Bülow.

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Er hofft jetzt darauf, dass die größte Strecke der Pandemie geschafft ist. „Wir versuchen alle durchzukriegen“, sagt von Bülow über die 2300 Mitarbeiter. Allerdings hätten 300 Beschäftige im Krisenjahr das Unternehmen verlassen, um in einem sicheren Arbeitsumfeld in dieser Zeit unterzukommen.

Preise werden um 1,0 bis 1,5 Prozent steigen

Die neue Block-House-Speisekarte ist im Druck und soll mit der Wiedereröffnung nach dem Lockdown gelten. Wie jedes Jahr werden die Preise erneut um 1,0 bis 1,5 Prozent steigen, es gibt auch einige Neuerungen. Erstmals bietet die Steakhaus-Kette einen veganen Burger aus eigener Entwicklung an – mit Proteinen aus Ackerbohnen und Sonnenblumenkernen. Den Testlauf bei Jim Block hat der neue Burger schon bestanden, auch im Handel ist er inzwischen erhältlich.

Nachdem in Schleswig-Holstein seit Montag die Öffnung der Außengastronomie in zahlreichen Kreisen erlaubt ist, wurden die Terrassen der Block-House-Restaurants in Ahrensburg, Kiel und in Westerland wieder geöffnet.

Gründer der Block-Gruppe gegen Corona geimpft

„Wir machen mit, auch wenn das wirtschaftlich für uns nicht sinnvoll ist“, sagt der Block-Chef. Er setzt jetzt vor allem auf die Beschleunigung des Impfprogramms, damit in den nächsten Wochen die Gas­tronomie überall und dann auch das Hotel Grand Elysée wieder ihre Türen öffnen können. Wann er selbst einen Termin bekommt, hat er noch nicht ausgerechnet. Firmenpatriarch Eugen Block jedenfalls ist bereits geimpft.