Hamburg. Ergebnis einer HypoVereinsbank-Studie: Häuser sind wegen der Corona-Pandemie stärker gefragt und teurer als je zuvor.
Für den Hamburger HypoVereinsbank-Manager Alexander Appel ist dies ein wesentlicher Grund für die – trotz Corona-Krise – stetig steigenden Immobilienpreise: „Das Geldvermögen ist so hoch wie nie und es sucht sich seinen Weg.“
Aktuell brächten die Privatkunden bei der Immobilienfinanzierung trotz der hohen Kaufpreise rund 20 Prozent Eigenkapital mit, sagt Appel, der als Regionalbereichsleiter Nord für das Segment Privatkunden & Private Banking verantwortlich ist. Bei der vermögenderen Private-Banking-Klientel in der Hansestadt liege der Eigenkapitalanteil noch deutlich höher bei bis zu 40 Prozent, so Appel.
Kundschaft in Hamburg achtet auf Planungssicherheit
Immer mehr Immobilienkäufer entschieden sich zudem für sehr lange Zinsbindungen mit bis zu 30 Jahren: „Unsere Kundschaft in Hamburg möchte sich die derzeit niedrigen Zinsen so lange wie möglich sichern, sie achtet auf Planungssicherheit und nicht nur auf den niedrigeren Zins bei kurzen Laufzeiten“, erklärt Appel.
„Außerdem empfehlen wir, die Zinsersparnis in eine höhere Tilgung fließen zu lassen.“ Im Moment betrage die anfängliche Tilgung durchschnittlich drei Prozent.
Positiver Preistrend
Besonders gefragt ist das eigene Haus: „Nach den Erfahrungen im Lockdown erscheint es begehrter als je zuvor“, sagt Ingo Kuschke, bei der HypoVereinsbank (HVB) Gutachter für die Immobilienbewertung in Hamburg. Somit habe sich der lang anhaltende positive Preistrend über alle Eigenheimtypen (Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäuser) noch leicht beschleunigt.
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Während in bevorzugten Gebieten wie den Walddörfern ein Einfamilienhaus zur Zeit des vorangegangenen HVB-Marktberichts (August 2019) typischerweise noch 950.000 Euro kostete, sind es jetzt mindestens 1,1 Millionen Euro.
Mehr als 1100 Euro für den Quadratmeter in sehr guten Lagen nördlich der Elbe
„Erschwingliche“ Baugrundstücke für weniger als 450 Euro je Quadratmeter seien praktisch nur noch im südlichen und südöstlichen Hamburg zu finden. In mittlerer Lagequalität koste der Quadratmeter zum Beispiel in Neugraben-Fischbek 390 Euro und in Reitbrook 360 Euro, während man in sehr guten Lagen nördlich der Elbe mehr als 1100 Euro dafür ausgeben müsse.
Bei den Eigentumswohnungen werden die im vorigen Jahr um 30 Prozent zurückgegangenen Baugenehmigungen nach Auffassung der HVB-Experten zeitversetzt für ein zumindest vorübergehend knapperes Angebot sorgen.
Preisspanne bei Neubau-Wohnungen von 4600 Euro pro Quadratmeter bis zu 15.000 Euro
Aktuell reiche die Preisspanne bei Neubau-Wohnungen von 4600 Euro pro Quadratmeter in wenigen „einfachen“ Lagen bis zu 15.000 Euro in sehr guten Lagen; im Sommer 2019 waren es entsprechend 3200 bis 13.000 Euro.
Hierbei sei zu berücksichtigen, dass an etlichen Stellen in der Stadt vorher „einfachere“ Lagen durch größere Neubauvorhaben aufgewertet würden, so Appel. Als Beispiele dafür nannte er die „Neue Mitte Altona“ sowie das „Pergolenviertel“ am Rande der City Nord.
Appel sieht für die Immobilienpreisentwicklung in Hamburg „keine Trendwende“
Unter der Voraussetzung, dass sich die Lage im Hinblick auf die Corona-Pandemie nicht noch deutlich verschärft, sieht Appel für die Immobilienpreisentwicklung in Hamburg „keine Trendwende“. Sollte die Konjunkturschwäche länger als bisher erwartet anhalten, nähmen allerdings die „Risiken für Überbewertungen“ zu, heißt es in der HVB-Studie.
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Gegenden mit großen Neubauvorhaben, Projektentwicklungen mit „geringen Lage- und Ausstattungsqualitäten“ sowie Projekte im hochpreisigen und Luxussegment dürften dann Preiskorrekturen erfahren, so die Experten.
Zwar erhöhten sich die Mieten zuletzt weiter, die Steigerungsrate hat sich aber angesichts der schon seit einigen Jahren sehr regen Bautätigkeit merklich abgeflacht. Dass die Leerstandsquote nicht weiter sinke, könne sogar als Beginn einer Trendwende zu stabilen Mieten interpretiert werden.