Berlin. Die Deutsche Post hat einen ambitionierten Plan für eigene Klimaziele vorgelegt. Für die Kunden könnte der Paketversand teurer werden.
Aus Gelb wird Grün: Die Deutsche Post DHL schärft ihre Unternehmensziele bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz nach und will in den kommenden Jahren Milliarden in die Hand nehmen, um ihre CO2-Emissionen weiter zu senken.
Mehr E-Autos, nachhaltige Treibstoffe für Flugzeuge, klimaneutrale Gebäude: Die Liste an Vorhaben ist lang. Das lässt sich der Logistikriese einiges kosten. „Wir wollen unsere CO2-Emissionen deutlich reduzieren und werden dafür sieben Milliarden Euro bis 2030 investieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Post, Frank Appel, am Montag.
Deutsche Post: Elektrofahrzeug-Flotte soll massiv aufgestockt werden
Die Investitionen sollen unter anderem in mehr Elektrofahrzeuge fließen. Fuhren Ende 2020 noch 18 Prozent der Pakettransporter mit Strom, sollen es 2030 60 Prozent sein.
Für Deutschland hieße das: Die Anzahl der E-Fahrzeuge würde von 15.500 auf mehr als 80.000 Fahrzeuge steigen. Bisher hat die Post dabei vor allem auf ihre eigene Tochterfirma Streetscooter gesetzt. Im Vorjahr allerdings verkündete sie das Aus für die markanten Transporter. Stattdessen wolle man nun mit anderen Fahrzeugbauern zusammenarbeiten. Post-Chef Appel bestätigte, dass es bereits Gespräch mit Herstellern gebe. Zudem will die Post massiv in Bio-Treibstoffe in der Luftfracht investieren.
Für Kunden könnte es teurer werden
Ob es für Kunden teurer wird, hänge auch von den Wettbewerbern ab, sagte Appel. Würden andere Brief- und Paketzusteller ebenfalls ihre Klimaziele verschärfen, würden für alle die Kosten und somit für Kunden die Preise steigen.
Doch selbst wenn das nicht passiert und die Post aus Wettbewerbsgründen gezwungen ist, die Investitionen aus der eigenen Tasche zu zahlen, sieht Appel einen „signifikanten Wettbewerbsvorteil“, da die Post dann ein schnelleres und nachhaltigeres Wachstum als die Konkurrenz erzielen könnte.
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Kampfansage an die Konkurrenz
Es ist eine Kampfansage des mit 570.000 Mitarbeitern elftgrößten privaten Arbeitgebers der Welt. Zuletzt lagen die CO2-Emissionen pro zugestelltem Paket bei 300 Gramm und damit mehr als doppelt so niedrig als bei anderen Wettbewerbern.
Dass es die Post ernst meint, machte Finanzchefin Melanie Kreis deutlich. Der Konzern will künftig 30 Prozent der variablen Vergütung des Vorstandes an das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele binden.
Damit folgt die Post einer Entwicklung, die bereits andere deutsche Dax-Konzerne angestoßen haben. Auch Siemens und BMW wollen Vergütungen des Vorstands an Klimaziele knüpfen.
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Frauenanteil in Führungspositionen soll steigen
Dazu zählt nicht nur ein reduzierter CO2-Ausstoß, sondern auch Ziele im Personalwesen. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen soll von derzeit 23 Prozent auf 30 Prozent im Jahr 2030 steigen.
Ein Prozent des jährlichen Nettogewinns will die Post in Gemeinwohlprojekte investieren, kündigte Personalvorstand Thomas Olgivie an.
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Neue Berechnung bei Treibhausgasen
Auch bei der Berechnung der CO2-Emissionen will die Post nachschärfen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern noch 27,38 Millionen Tonnen CO2 emittiert – dabei allerdings einen Rechentrick angewandt: Gemessen wurden nur die CO2-Emissionen, die von der Tankstelle bis zur Paketübergabe beim Kunden entstanden. Wie der Treibstoff hergestellt wurde, berücksichtigte die Post nicht.
Das soll anders werden. Künftig werden alle Treibhausgase berücksichtigt. Mit dieser neuen Zählweise steigt der Ausstoß auf 33 Millionen Tonnen CO2 an. Bis 2029 soll er auf 29 Millionen Tonnen gesenkt werden. Ein durchaus ambitioniertes Ziel.
Denn die Post ist ein großer Krisengewinner, verzeichnete im vergangenen Jahr Rekorde bei der Paketzustellung. Ohne Nachhaltigkeitsprogramm würde man 2030 46 Millionen Tonnen CO emittieren, rechnet der Bonner Konzern vor. So aber soll es in die andere Richtung gehen: 2050 will die Post dann CO2-frei sein.