Hamburg. Der starke Rückgang des Warenverkehrs mit Handelspartner China hinterlässt Spuren. Doch es gab auch einen Rekordzuwachs.

Die Corona-Pandemie hat den Hamburger Hafen hart getroffen – das war bereits bekannt. Da konnte es nicht verwundern, dass die Marketingorganisation bei der Vorstellung der konkreten Zahlen für 2020 am Donnerstag vor allem negative Nachrichten verkünden musste. Der Seegüterumschlag ist im Vergleich zu 2019 um 7,6 Prozent auf 126,3 Millionen Tonnen zurückgegangen. Damals waren es noch 136,6 Millionen Tonnen. Der für das Gesamtergebnis wichtige Containerumschlag sank sogar um 7,9 Prozent.

Insgesamt wurden nur 8,5 Millionen 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) über die Kaikanten gehoben, nach 9,3 Millionen ein Jahr zuvor. In fast allen Segmenten meldete der Hamburger Hafen Rückgänge, im Bereich des Greiferguts wegen der geringeren Stahlproduktion und des rückläufigen Kohletransports sogar um 35 Prozent auf 4,7 Millionen Tonnen. Lediglich Sauggut (unter anderem Getreide) konnte mit 7,5 Millionen Tonnen um 19,7 Prozent zulegen.

Kleiner Trost für den Hamburger Hafen

Der einzige Trost bei dieser negativen Entwicklung: Es hätte noch schlimmer kommen können. „Die Corona-Krise hat den Hamburger Hafen nicht so hart getroffen, wie es zunächst prognostiziert worden war“, sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). Ursprünglich habe man mit Blick auf die Pandemie und deren Folgen sogar einen zweistelligen prozentualen Rückgang beim Seegüterumschlag befürchtet.

Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing, fügte hinzu: „Wir hatten wegen des Corona-Lockdowns in der ersten Jahreshälfte einen zweistelligen Umschlagrückgang. Aber in der zweiten Jahreshälfte setzte eine Wende ein, sodass das Gesamtergebnis 2020 nun nur noch ein einstelliges Minus zeigt.“ Im vierten Quartal habe der Seegüterumschlag sogar rund drei Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert gelegen.

Warum der Hafenumschlag so stark einbricht

Aber schon diese durchaus Mut machende Nachricht verliert ihre Wirkung, wenn man sich anschaut, wie Hamburgs Konkurrenzhäfen bisher durch die Pandemie gekommen sind: Rotterdam verlor nur 3,2 Prozent an Volumen, Bremens Häfen geschätzte 3,7 Prozent. Antwerpen konnte trotz Pandemie sogar Ladung gewinnen und verzeichnete zumindest ein kleines Plus von 1,3 Prozent. Somit hat Hamburg im Ringen um Marktanteile Boden verloren. Der Rückgang betrug etwa 1,2 Prozent, während die Konkurrenten ihre Werte halten oder wie Antwerpen sogar ausbauen konnten.

Hamburg dürfte von der Pandemie deshalb so hart betroffen sein, weil der Ladungsrückgang mit dem wichtigsten Handelspartner China derart dramatisch im ersten Halbjahr 2020 ausgefallen war. Für das Gesamtjahr stand mit den Chinesen ein Minus von 8,2 Prozent. Die durchaus positivere Handelsentwicklung mit anderen Ländern konnte diesen massiven Absturz nicht kompensieren. Neben China gingen allerdings auch der Handel mit Russland (minus 12,7 Prozent), Schweden (minus 8,6), Südkorea (minus 10,4), Brasilien (minus 11,1) und Polen (minus 7,3) zum Teil zweistellig zurück.

Wo der Seegüterumschlag des Hamburger Hafens zugenommen hat

Offenbar trat in Hamburg der so genannte „Nachholeffekt“ des Warenhandels nach dem ersten Lockdown nicht so stark ein wie bei den Wettbewerbern. Zuwächse verzeichnete der Hafen dagegen im Warenverkehr mit den USA (plus 1,8 Prozent), Singapur (plus 5,3), Malaysia (plus 6,0) und vor allem Großbritannien – hier stand ein Plus von 28,2 Prozent. Dieses außergewöhnliche Wachstum auf eine Rekordmenge von 266.000 Containern ist darauf zurückzuführen, dass Unternehmen beiderseits des Kanals wichtige Lieferungen noch vor dem Brexit durchführen wollten.

Hamburgs Hafen hat im vergangenen Jahr zudem 14 Schiffsverbindungen an Konkurrenzhäfen verloren und 13 gewonnen, sodass im Saldo der Verlust eines Liniendienstes steht – doch dabei handelt es sich um einen sehr großen Asiendienst, der künftig in Antwerpen abgefertigt wird.

„Für den Umgang mit der Konkurrenz aus Rotterdam und Antwerpen werden wir die richtigen Antworten finden“, sagte dazu Westhagemann und verwies auf den neuen Hafenentwicklungsplan, der noch in diesem Jahr fertiggestellt werden soll.

Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos).
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). © HA | Roland Magunia

Der parteilose Politiker betonte trotz des Ladungsrückgangs die wichtige Funktion des Hamburger Hafens als „Scharnier“ nicht nur für Norddeutschland, sondern für das gesamte ökonomische System Deutschlands. Der Hafen habe in der Krise immer seine Funktionsfähigkeit bewiesen. Es habe keine Funktionsausfälle wegen Corona-Infektionen gegeben.

Hamburger Hafen hofft auf 2021

Der Geschäftsführer der Hafenverwaltung, Jens Meier, hob hervor, dass sich die Arbeiten zur Elbvertiefung auf der Zielgeraden befänden. Die Begegnungsbox für besonders breite Schiffe sei fertig. Seitdem habe es auch keine Wartezeiten bei der Ein- und Ausfahrt großer Schiffe mehr gegeben.

Die Vertiefungsarbeiten würden am 15. April abgeschlossen, sodass dann nach und nach die Tiefgangsbeschränkungen reduzieren würden. „Am Anfang um rund einen Meter“, so Meier. Westhagemann wies Befürchtungen aus der Hafenwirtschaft zurück, die Freigabe der Tiefgänge könnte an der gewachsenen Hafenschlickmenge scheitern, für die Hamburg Deponien sucht. „Wir sind bei dem Thema Baggergut im ständigen Austausch mit unseren Nachbarländern“, so der Senator.

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Für 2021 erwartet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens zumindest einen stabileren Verlauf beim Seegüterumschlag. Durch die Wiederaufnahme ausgesetzter Liniendienste und den Einsatz möglichst neuer Verkehre könne bei einer besseren Weltkonjunktur ein Umschlagergebnis von 130 Millionen Tonnen und 8,7 Millionen Containern erreicht werden, hieß es.